Netflix' The Order: Der Twilight-Abklatsch ist so mies, dass er fast wieder gut ist

07.03.2019 - 13:38 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Mit The Order bringt Netflix eine Fantasy-Serie, die bereits von außen komplett generisch wirkt. Das Endergebnis ist ein schwacher Klon von Twilight und Harry Potter.

Wie läuft eigentlich ein Netflix-Meeting für das Pitchen neuer Serien ab? Im Falle von The Order kann es nur so gewesen sein: Die Chefs wollten gerne eine neue Fantasy-Serie. Also sowas wie Harry Potter. Am besten auch wie Twilight. Und Vampire Diaries darf ebenfalls mit rein.

Man verfrachte das Ganze in eine Horror-Verpackung wie Chilling Adventures of Sabrina und heraus kommt The Order. Nichts in dieser Serie ist originell - und nichts in dieser Serie macht es im Ansatz so gut wie seine Vorbilder.

Netflix' The Order klaut bei besseren Vorbildern

Eine (Netflix-)Serie muss keine komplett originelle Geschichte erzählen, um gut zu sein. Das tolle Sex Education bedient sich zum Beispiel viel bei anderen Coming-of-Age-Geschichten. Bei The Order wirkt aber alles wie schon einmal dagewesen. Darin kommt der junge Jack Morton (Jake Manley) an die Belgrave-Universität, wo er es in den mysteriösen Hermetischen Orden der Blauen Rose schaffen will.

Jake Manley als Jack Morton in The Order

Damit will er näher an seinen Vater (Max Martini) kommen, der wohl seine Mutter in den Suizid getrieben und ihn seinem Großvater (Matt Frewer) überlassen hat. Tatsächlich kommt er in den Auswahlprozess des Ordens und lernt Alyssa (Sarah Grey) kennen, die bereits im Geheimbund ist.

Als plötzlich tote Studenten und Werwölfe auftauchen, gerät Jack zwischen die Fronten. Er ist mit beiden Seiten verbunden.

The Order auf Netflix: Furchtbare Figuren, keine Atmosphäre

Auch wenn die Geschichte wenig kreativ ist, besitzt sie immer noch Potenzial. Besonders, da The Order mit einigen Horror-Szenen nicht zimperlich vorgeht. Wie genau das dann erzählt wird, kann aber nur als furchtbar bezeichnet werden.

Durch die geringfügig düstere Atmosphäre und viel schlechten Humor kommt so gut wie keine Spannung auf. Mal ganz von den Figuren abgesehen, die uninteressanter kaum sein könnten.

The Order

Eigentlich baut die Serie nur Jack und Alyssa auf, alle anderen Charaktere sind komplette Stereotypen. Der fiese Bully, das heiße Dummerchen, der chillige Dude, der coole Lehrer - alle sind sie da. Wobei die Hauptfiguren kaum besser sind.

Vor allem Jack ist ein Unsympath. Das hängt zum Großteil mit der Ausstrahlung von Jake Manley zusammen, die in den Minusbereich geht.

Schlechte Dialoge geben Netflix' The Order einen gewissen Charme

Die Autoren der Serie verbessern das alles nicht gerade. Im Gegenteil. Bei den Fremdscham auslösenden Annäherungen zwischen Jack und Alyssa wird sich tief in der Klischeekiste bedient. Aber auch sonst versagt das Drehbuch auf ganzer Linie.

Warum zum Beispiel geht das spaßige Uni-Leben einfach weiter, wenn offensichtlich ein Serienkiller Studenten tötet?

Weiterhin ist Jacks Großvater einer der unsympathischsten "guten" Charaktere der vergangenen Jahre. Mit seinem Keller voller Zeitungsausschnitte über Jacks Vater wirkt er wie ein Irrer, während Jacks Vater in den ersten Folgen lässig und entspannt herüberkommt, eben eher cool als böse.

Sarah Grey als Alyssa in The Order

Ein schlechter Dialog reiht sich an den nächsten, die Action ist größtenteils kurz und kaum erinnerungswürdig. Dennoch strahlt The Order einen merkwürdigen Charme aus. Denn teilweise ist die Serie so schlecht, dass es schon wieder lustig ist.

Jack scheint aus irgendeinem Grund ausnahmslos den Ethik-Kurs zu besuchen (wo ihm sein Lehrer wichtige Lebensweisheiten mitteilt!). Manche Figuren sind solche Karikaturen, dass sie immerhin Spaß machen.

Die Serie nimmt sich trotz ihres Humors komplett ernst, was den Trash-Faktor noch einmal verstärkt. Noch dazu sitzt ab und zu wirklich mal ein Gag.

Die unfreiwillige Komik kann The Order auf Netflix nicht tragen

Bestes Beispiel für die Probleme der Serie ist eine Szene in der 2. Folge, in der Jack einen toten Mitschüler findet. Dieser wurde als möglicher "bester Freund" eingeführt, in seiner letzten Szene warnt ihn Jack noch.

Bei seinem Tod kommt ein Flashback mit seinen "besten Momenten" - für eine Figur, die bisher in drei Szenen auftauchte. Das steht stellvertretend für den unfreiwilligen Humor der Serie.

Max Martini als Edward Coventry in The Order

Wer also seine Erwartungen ganz niedrig ansetzt, kann mit The Order durchaus seinen Spaß haben. Das Problem ist dabei aber, dass sich Trash über 90 Minuten trägt, nicht aber über eine Staffel mit zehn Mal 45 Minuten.

The Order ist eine offensichtliche Fehlkalkulation von Netflix. Sie bringen die Serie merkwürdigerweise auch an einem Donnerstag statt Freitag heraus.

Der Streaming-Dienst sollte bei seiner nächsten Fantasy-Serie auf mehr eigene Ideen und weniger Geklautes setzen. Dann doch lieber auf die 2. Staffel von Sabrina warten. Denn The Order war einfach nichts.

Die 1. Staffel von The Order erschien in Deutschland am 07.03.2019 bei Netflix. Als Grundlage für diesen Serien-Check dienten 3 Folgen der 1. Staffel.

Werdet ihr euch The Order anschauen?

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