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THE FIRST AVENGER: CIVIL WAR - Kritik & Analyse

02.05.2016 - 00:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Civil War FilmanalyseDisney
Wolfgang M. Schmitt jun. analysiert anlässlich des Starts von The First Avenger: Civil War die Captain-America-Reihe und zeigt, dass die Filme unkritisch Nietzsches Übermensch-Konzept propagieren.

Eines vorweg: Die Filme der Captain America-Reihe gehören nicht zu den schlimmsten Marvel-Filmen. Auch wenn der dritte Teil, The First Avenger: Civil War von Anthony und Joe Russo, eine halbe Stunde zu lang ist, fürchterlich kitschige Szenen bereithält und auch sonst langweilig konventionell inszeniert ist, kann man ihn ertragen. Viel interessanter als der Film selbst sind aber die Themen, die er anspricht bzw. leider oft nur antippt. Der Superheld Captain America wurde im Zweiten Weltkrieg erschaffen, um eine ultimative Waffe gegen die Nazis zu haben. Wie die Nazis jedoch orientierte man sich bei der Erschaffung dieser Kreatur an Friedrich Nietzsches Konzept des Übermenschen, das er in „Also sprach Zarathustra“ ausformulierte. Während die Nazis mit ihrer Übermensch-Kreation scheiterten – Johann Schmidt ist völlig entstellt – kreierten die Amerikaner mit Hilfe des Unternehmers Stark einen blonden Hünen, einen Übermenschen, der aber nicht für die Sache der Nazis, sondern für das Gute kämpft.

Zu fragen ist hier aber, ob der Zweck tatsächlich die Mittel heiligt? Die Captain-America-Filme geben darauf keine schlüssige Antwort und können sie wohl auch gar nicht geben, weil sie sich damit den Teppich unter den Füßen wegziehen würden. Die Marvel-Filme, die alle von Superhelden, also gewissermaßen von Übermenschen handeln, können das Programm der Menschenzucht nicht radikal in Frage stellen. Aber wir aufgeklärten Zuschauer könnten es. Doch wer sind eigentlich die Zuschauer von Marvel-Filmen? Sie sind jedenfalls keine Übermenschen, sondern erinnern eher an Nietzsches Gegenbild, an den letzten Menschen, der wie folgt charakterisiert wird: „Man zankt sich noch, aber man versöhnt sich bald – sonst verdirbt es den Magen. Man hat sein Lüstchen für den Tag und sein Lüstchen für die Nacht: aber man ehrt die Gesundheit. »Wir haben das Glück erfunden« – sagen die letzten Menschen und blinzeln.“

Dem letzten Menschen im Kinosaal bieten die Marvel-Filme ein „Lüstchen“ für den Abend, bräsig und Popcorn essend bestaunt dieser die übermenschlichen Superhelden und blinzelt durch die 3-D-Brille.

Mehr dazu im Video!

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Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.

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