Überraschend harte Serie mit Tatort-Star: Jan Josef Liefers untersucht echte Todesfälle

08.01.2021 - 18:25 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Tatort-Star Jan Josef Liefers in echter Rechtsmediziner-Kluft
TVNOW/ARD
Tatort-Star Jan Josef Liefers in echter Rechtsmediziner-Kluft
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Tatort-Kommissar Jan Josef Liefers untersucht in Die Obduktion echte Leichen und vermittelt spannendes Wissen über den menschlichen Körper. Die TVNOW-Serie ist ein lohnender Angriff auf den Magen.

Nach Die Obduktion wissen der Tatort-Kommissar Jan Josef Liefers und ich nicht nur, was ein Zungenbein ist. Wir wissen auch sehr genau, wie ein aus dem Körper herausgelöstes Zungenbein aussieht.

Darum geht es in Die Obduktion mit Tatort-Star Jan Josef Liefers

Derart offen zergliederte Körper kommen mir sonst nur in besonders harten Horrorfilmen unter. In der TVNOW-Serie Die Obduktion ist das Zungenbein der wichtigste Untersuchungsgegenstand bei einem nicht eindeutig geklärten Todesfall. Denn: Ist das Zungenbein, das sich unterhalb des Kiefers befindet, gebrochen, deutet das auf äußere Gewalteinwirkung hin.

Kam die tote Person auf dem Tisch wirklich durch Selbstmord ums Leben? Unter anderem das untersuchen der renommierte Rechtsmediziner Prof. Dr. Michael Tsokos und sein Team in der 1. Staffel von Die Obduktion.

Vom Tatort in die Obduktionshalle von TVNOW: Das ist Jan-Josef Liefers Rolle

Der Schauspieler Jan Josef Liefers begleitet die zwei gefilmten echten Obduktionen hautnah. Das passt wie die Faust aufs Auge. Liefers ist inzwischen untrennbar verbunden mit seiner Fernsehfigur, dem Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne aus der Münsteraner Tatort-Reihe.

Das überhebliche Wesen seiner berühmten TV-Persönlichkeit hat er nicht mit in die Doku-Reihe gebracht. Im Gegenteil. Liefers tritt als neugieriger Vermittler zwischen der sperrigen Fachsprache der rechtsmedizinischen Expert*innen und den neugierigen Zuschauenden auf.

Der Trailer zu Die Obduktion mit Jan Josef Liefers bei TVNOW

Obduktion – Echte Fälle mit Tsokos und Liefers - Trailer (Deutsch) HD
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Seit 2002 ermittelt Liefers im Tatort, über 35 Fälle hat er hinter sich. Er weiß nach eigener Aussage inzwischen sehr viel über "sein" Fachgebiet, verfügt aber natürlich längst nicht über den Wissenstand eines echten Rechtsmediziners wie Michael Tsokos. Eine der Assistentinnen in der Serie nennt ihn trotzdem scherzhaft Kollege.

Aus den Nischen seines Halbwissens heraus soll Liefers die Fragen stellen, die uns in den Kopf schießen, wenn Tsokos die Leichen dreht und wendet und Situationsfehler entdeckt. Das heißt in dem Fall: Die Totenflecken passen nicht zur Sitzposition, in der der Tote aufgefunden wurde.

Blut, Organe, Knochensägen: Die Offenheit von Die Obduktion ist schockierend

Er ist die Brücke zwischen Expert*innen und Laie*innen. Aber das ist längst nicht alles, dieses Format verlangt seinen Zuschauenden natürlich noch ganz andere Dinge ab.

Um einen Schock- oder Sensationseffekt geht es der Doku ganz offensichtlich nicht. Die blanke Darstellung der täglichen Arbeit von Rechtsmediziner*innen reichte aber aus, um meinen Magen herauszufordern. Die Unmittelbarkeit der Bilder von echten Leichen(teilen) hat mich dann doch angefasst.

Die Obduktion

Die blassen Glieder der Leichen und ihre Organe, die durch den Raum getragen werden, fängt die Kamera präzise und mit Großaufnahmen ein. Über den blankpolierten Obduktionstisch läuft dünnes, braunes Blut. Das ist harter Tobak, der mir vor meinem Laptop verzerrte Gesichtsausdrücke entlockte.

Die Obduktion ist hart, aber Jan Josef Liefers ist für uns da

Im Laufe der Folgen entwickelt Liefers deshalb eine weitere Assistenten-Rolle für die True Crime-Fans: Er federt die Reaktionen jener ab, die vom Gezeigten so unvorbereitet getroffen werden wie ich.

Der Tatort-Kommissar bekommt deutlich mehr mit von der Obduktion als wir auf unseren Bildschirmen. "Gezeigt wird nur so viel, wie nötig, damit der Zuschauer die komplexen Abläufe und Schlussfolgerungen des Rechtsmediziners verstehen kann", heißt es bei TVNOW. Und wenn sich ein Tötungsdelikt andeutet, müsste das Kamerateam ohnehin die Räumlichkeiten verlassen.

Schamgegend und Gesichter der Leichen sind verpixelt. Der eigentliche Schutz ist aber Liefers. Nur ein Beispiel: Als die Sektionsassistentin Louisa Belz die "Kopfschwarte" zurückzieht, sagt Liefers trocken und mit einem warmen Lächeln: "Ein spezieller Moment". Er ist stark - für uns.

Die Obduktion

Kurz danach schneidet Assistentin Belz den Schädel mit einer Knochensäge auf, während Tsokos ein paar Meter weiter seinem Gast zeigt, wo die Lungenschlagader liegt. In diesen Momenten können wir uns an dem souveränen Liefers festhalten. Vollkommen ungerührt bleibt er auch, als eine der Mitarbeitenden ihn auffordert, doch mal die Leichenstarre im Knie zu brechen. Das ist nämlich gar nicht so leicht.

True Crime auf hohem Niveau: Warum sich Die Obduktion mit dem Tatort-Boerne lohnt

Ich habe an mir selbst einen Abhärtungsprozess beobachtet: Nach der Bilderflut von abgelösten und aufgeschnittenen Organen überwog irgendwann das Interesse den anfänglichen Ekel. Das liegt auch an dem Wissen, das Tsokos und seine Assistent*innen hier ganz nebenbei vermitteln.

Die Informationsweitergabe ist unheimlich dicht und spannend verpackt, was an True Crime-Podcasts wie Zeit Verbrechen erinnert. Tsokos nimmt etwa ganz beiläufig noch den Fall Jeffrey Epstein auseinander, der dem vorliegenden vermeintlichen Suizid ähnelt.

Ihr werdet nach Die Obduktion vielleicht etwas mehr vom menschlichen Körper gesehen haben, als ihr je wolltet. Ihr wisst aber auch deutlich mehr über ihn.

Zu diesem Artikel gehört im Titelbild und folgenden Hinweis eine Anzeige für TVNOW. Der Artikel selbst ist nicht Teil der Anzeige und wurde inhaltlich und thematisch unabhängig von TVNOW konzipiert und veröffentlicht.

Habt ihr Lust auf die TVNOW-Serie?

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