Star Wars - Ein Universum ohne den roten Faden der Skywalker-Saga

07.02.2018 - 16:10 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Kylo Ren blickt in die ungewisse Zukunft des Star Wars-UniversumsWalt Disney
14
3
Einmal mehr befindet sich das Star Wars-Universum in Aufbruchsstimmung. Zusätzlich zu Rian Johnsons Trilogie entwickeln nun auch die Game of Thrones-Macher eine neue Star Wars-Filmreihe, von der Ankündigung mehrerer Serien ganz zu schweigen.

Keine zwei Monate nach dem Kinostart von Star Wars 8: Die letzten Jedi herrscht eine - durchaus unerwartete - Aufbruchsstimmung im Star Wars-Universum. War eben noch die größte Sorge der Fans, wann denn endlich der erste Trailer zu Solo: A Star Wars Story veröffentlicht wird, eroberten vor wenigen Stunden gleich zwei Meldungen wie im Sturm das Internet, die von einer offensiven Expansion des Franchise kündeten. Während die offizielle Star Wars-Seite  verlauten ließ, dass niemand Geringeres als die Game of Thonres-Macher David Benioff und D.B. Weiss eine neue Star Wars-Filmreihe entwickeln werden, offenbarte  Disney-CEO Bob Iger, dass sich für den Launch des hauseigenem Streaming-Dienstes gleich mehrere (!) Star Wars-Serien in Entwicklung befinden. Die Aufbruchsstimmung, die durch Rian Johnsons Trilogie angedeutet wurde, nimmt somit bedeutend größere und konkretere Züge an.

Ein Star Wars nach dem Ende der Skywalker-Saga

Im November vergangenen Jahres schien die Zukunft von Star Wars vorerst gesichert. Nach dem Ende der Skywalker-Saga mit Star Wars 9 würde Rian Johnson als neuer Architekt eine eigene Trilogie entwerfen, die sich unabhängig von den bisherigen Filmen und Serien abspielt und zum neuen roten Faden des Franchise wird. Wie sich nun jedoch herausstellt, ist Rian Johnsons Trilogie nur einer von vielen größeren Bausteinen, die den Fortbestand der Marke in den nächsten Jahren sichern sollen, immerhin handelt es sich bei dem frisch angekündigten Projekt von David Beioff und D.B. Weiss nicht nur um einen Standalone-Film, sondern den Beginn einer gänzlich neuen Reihe an Star Wars-Filmen, die hinsichtlich ihres Umfangs noch nicht näher definiert wurde. Erneut gilt allerdings das Gebot, unabhängig von den vorherigen Star Wars-Geschichten zu agieren, was grundsätzlich aber als gute Nachricht gewertet werden kann.

Das Ende der Skywalker-Saga steht bevor

Die Unabhängigkeit der Franchise-Bestandteile scheint ein wichtiger Punkt auf der Agenda von Lucasfilm zu sein und gibt zumindest in dieser Hinsicht Entwarnung, dass die Konstruktion des ebenfalls unter dem Dach von Disney blühenden Marvel Cinematic Universe nicht einfach geklont wird. Selbst wenn Lucasfilm die Veröffentlichungsfrequenz erhöht und demnächst zwei Star Wars-Filme pro Jahr ins Kino bringt, können diese deutlich freier produziert werden, da sie keinem großen Masterplan unterliegen, der sich in verschiedene Phasen aufteilt und darauf besteht, eine kohärente Geschichte zu erzählen, die sich zeitlich und räumlich gesehen schlussendlich doch in einem sehr kleinen Kreis bewegt. Nein, das Star Wars-Universum hat von Natur aus mehr (unergründeten) Spielraum, was gar nicht bedeuten muss, dass die Kontinuität darunter leidet, sondern (in einer idealen Welt) Vielfalt, Frische und Abwechslung gefördert werden können.

Die Autoren übernehmen das Ruder im Star Wars-Universum

Wo im MCU inzwischen selbst ein Ausreißer wie die Guardians of the Galaxy in den Krieg gegen Thanos involviert wurde, besteht im Fall von Star Wars kein Zwang, jede Geschichte in einem Rogue One-Manöver direkt im Krieg der Sterne münden zu lassen. Das Expanded Universe, das inzwischen zwar aus dem offiziellen Kanon gestrichen und in Star Wars-Legends umgetauft wurde, ist der beste Beweis dafür, wie reich an Möglichkeiten das Star Wars-Universum ganz ohne fluchtartige Zeitreise und den Multiverse-Notausgang ist, wenn die richtigen Kreativen am Ruder sind. An diesem Punkt kommt nach Rian Johnsons Trilogie nun das Engagement von David Benioff und D.B. Weiss zu tragen: Lucasfilm hat HBO die Erzähler der größten Serie unserer Zeit einfach vor der Nase weggeschnappt und untermauert damit den neuen Ansatz für das Star Wars-Franchise, das sich fortan keiner großen Vision, aber den verschiedenen Visionen einzelner Autoren unterwirft.

Wie könnten die neuen Star Wars-Welten aussehen?

Nachdem J.J. Abrams als Regisseur für Star Wars 7: Das Erwachen der Macht bekanntgegeben wurde, weckte Lucasfilm die Neugier mit einer Welle von Film-Ankündigungen, die allesamt eine Sache gemeinsam hatten: Mit Gareth Edwards, Josh Trank, Phil Lord, Chrils Miller, Colin Trevorrow und schlussendlich auch Rian Johnson wurden junge Filmemacher an Bord geholt, die zuvor durch ihre eigene Handschrift aufgefallen waren. Wie diverse Entwicklungen in den letzten Jahren jedoch bewiesen haben, ist der Versuch nicht aufgegangen, und es wurden gleichzeitig der fehlende Überbau sowie die fehlende Weitsicht für die Ereignisse der Sequel-Trilogie kritisiert. Der neue Generation an Star Wars-Machern wird dagegen gleich die Konzeption ganzer Reihen aufgetragen, die dem entgegensteuern sollen. Autoren übernehmen die Führung, Ausrichtung und Verantwortung, während von zukünftigen Regisseuren abseits von Rian Johnson bisher keine Rede ist.

Die Ungewissheit von Obi-Wan Kenobi, Boba Fett und Co.

Interessant ist außerdem, dass sich David Benioff und D.B. Weiss bereits einen "bestimmten Punkt im Star Wars-Franchise" ausgesucht haben, an dem sie mit ihrer Arbeit nach dem Ende der 8. Staffel von Game of Thrones beginnen wollen. Das bedeutet, dass wir mit ihrem ersten Film in gar nicht allzu weit entfernter Zukunft rechnen dürfen, womöglich sogar in einem ähnlichen Zeitraum mit Rian Johnsons Trilogie. Das führt wiederum zur Frage, was aus den Anthologie-Filmen geworden ist, die einst die Zeit zwischen den Episoden überbrücken sollten. Zuletzt verdichteten sich die Gerüchte eines Obi-Wan Kenobi-Films, während Boba Fetts eigenes Abenteuer sowieso alle paar Monate die Runde macht. Wird Lucasfilm weiterhin an dieser Strategie festhalten, oder wird Solo: A Star Wars Story das Schicksal dieser Spin-offs besiegeln, die nach Star Wars 9 als einzige Bezugspunkte zu der Hauptsaga fungieren könnten?

Was wird aus dem Obi-Wan Kenobi-Film?

Wenn Rian Johnson, David Benioff und D.B. Weiss sich tatsächlich so weit aus den Fenster lehnen (können), sodass sämtlich Skywalker-Verbindungen gekappt werden, gibt (und gilt?) es weiterhin, ein gewaltiges Erbe an Star Wars-Mythologie zu verwalten, das aus erzählerischer Perspektive geupdatet werden kann, während Lucasfilm zweifelsohne auch das finanzielle Potential etwa einer Rückkehr von Ewan McGregor als Jedi-Ritter erkannt haben muss. Vorerst sieht es jedoch ganz so aus, als liegt der Fokus von Lucasfilm und weiterhin auch Disney in einem gänzlich anderen Sektor; nämlich den Serien. Die Realisierung einer Star Wars Live Action Series wurde schon vor ein paar Monaten bestätigt. Um Disneys neuen Streaming-Dienst 2019 konkurrenzfähig zu machen, sieht der Plan nun jedoch "mehrere" Star Wars-Serien vor, deren genaue Beschaffenheit bisher noch in den Sternen steht.

Star Wars-Serien zum Ausbau der Franchise-Zukunft

Während die Umsetzung einer Live-Action-Serie in der Vergangenheit immer wieder scheiterte, besitzt Star Wars inzwischen eine lange Tradition an Animationsserien. Die jüngste dieser, namentlich Star Wars Rebels, endet dieses Jahr allerdings nach der 4. Staffel, wodurch eine Lücke in einem Bereich entsteht, der eine nicht zu vernachlässigende Fangemeinde besitzt. Wenn Disney also die eigene VoD-Plattform mittels Lucasfilm und Star Wars pushen will, müssen die Star Wars-Serien ein breites Spektrum an potentiellen Zuschauern abdecken sowie neue gewinnen, egal ob als Live-Action-Event oder in animierter Form. Unabhängig davon, was uns dabei genau erwartet, kristallisiert sich heraus, dass Lucasfilms Serien-Sparte fortan eine maßgeblich wichtigere Rolle im Star Wars-Universum spielen wird, als vor ein paar Monaten noch anzunehmen war. Doch wie schnell kann das Franchise wachsen, bevor es kollabiert?

Wie steht ihr den jüngsten Entwicklungen im Star Wars-Universum gegenüber?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News