So mögen wir den Tatort

26.04.2010 - 07:04 Uhr
SWR/Stephanie Schweigert
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Ein unauffälliger Familienvater in den Fängen brutaler Mafiosi: der sechste Stuttgarter Tatort Blutgeld überzeugte mit Spannung, Action, echten Gefühlen und einer kleinen Portion Witz.

So mögen wir Tatort: Echte Gefühle, glaubhaftes Schauspiel, undurchschaubare Milieus und zwei gegensätzliche Ermittler, die sich dennoch vertragen. Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) ermittelten im gestrigen Tatort: Blutgeld, wie ein unscheinbarer Familienvater ein Doppelleben führte und deswegen die tödliche Rache der ’Ndrangheta auf sich und seine Liebsten zog. Das Drehbuch war nicht herausragend innovativ, steckte aber voller Spannung und bot deutlich mehr Unerwartetes als Vorhersehbares. Es überwogen dennoch die schauspielerischen Bestleistungen.

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Zwei Familien unter einem Hut
Ruhig ging es zu in der Eröffnung des Tatort: Blutgeld. Eine Mutter und ihre Tochter lagen mit gezielten Schusswunden tot in ihrem gutbürgerlichen Haus. Die Ruhe war trügerisch und dramaturgisch gut gewählt. Familienvater Marc Simon (Stephan Kampwirth) flüchtete nach dem Doppelmord zu seiner Geliebten und Zweitfrau Cornelia König (Lisa Martinek), die einen kleinen Sohn von ihm hat. Jemand war da ganz arg böse. Marc begriff die Situation, doch Cornelia wollte lieber nichts wahrhaben. Ihre Liebe zu ihm machte sie fast blind und ihre Emotionen hielt sie wirklich glaubhaft bis zum fulminanten Finale zurück. Stephan Kampwirth spielte die neurotischen Züge des bis zur Todesangst angespannten Simon derart überzeugend, dass man als Zuschauer selbst einen Schauer bekam.

Geld für Blut
Über Simons Bankgeschäfte kamen die Ermittler auf die Spur zu den Mafiosi aus Kalabrien. Die Handlung wandelte sich nunmehr zum Thriller, ließ die Figuren zu dieser Zeit ein wenig außen vor, was aber nichts an der Spannung abtat. Das Vorspiel für das furiose Finale war nicht voll und ganz der Logik zuzurechnen, wirkte aber in seiner Funktion, finale Spannung aufzubauen, ziemlich packend. Auf Aktion folgte Reaktion, auf die Entführung seines Sohnes antwortete Simon mit der Geiselnahme von Morellis Tochter und Enkelin. Doch das war, wie es sich im Nachhinein herausstellte, ein von Simon und der Polizei arrangierter Fake, um ihn durch einen gezielten Fake-Todesschuss offiziell in das Reich der Toten zu befördern. Inoffiziell hatte das den Sinn, ihn von der Todesliste der ’Ndrangheta zu streichen. Wirkte das zu konstruiert? Oder war es ein genialer Schachzug? Eher eine Auflösung in letzter Minute. Wer nun genau hinter dem klinisch sauberen Doppelmord an Simons Tochter und Frau steckte, das blieb im Dunklen. Es war ein Doppelmord der unsichtbaren Mafia-Giftspinne.

Sehr genreerfahrener Autor und Regisseur
Mit Martin Eigler, der als Drehbuchautor auch selbst inszenierte, war beim Tatort: Blutgeld ein echter Profi am Werk. Der mit Preisen ausgezeichnete Regisseur und Drehbuchautor inszenierte schon drei Tatort-Episoden, sowie viele weitere TV-Thriller und Kriminalfolgen. Sein Drehbuch vereinte eine tragische Familiengeschichte mit einem Mafiathriller. Die Verzahnung beider Teile ist ihm gut gelungen.

Jetzt ist eure Meinung gefragt: War der Tatort: Blutgeld mordsspannend oder total öde? Jetzt kommentieren und bewerten!

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