Citron und Flame (Mads Mikkelsen und Thure Lindhardt) haben sich entschieden: Sie kämpfen im Dänemark 1944 gegen die Nazis, indem sie dänische Kollaborateure töten. Sie sind eiskalte Killer, die im Namen eines Auftraggebers morden. Als sie erkennen, dass immer mehr Unschuldige zu ihren Opfern werden, schleichen sich Zweifel in ihre Mission ein. Ist ein Kampf mit tödlichen Mitteln gegen das Böse gerechtfertigt? Wen gilt es hier eigentlich zu töten und warum? Auch der Widerstand ist nicht frei von persönlichen Intriganten und politischen Kompromissen. Also müssen sich die Zwei entscheiden und führen nun ihren ganz eigenen Krieg gegen die Besatzer.
Die Geschichte, die die dänisch-deutsche Koproduktion Tage des Zorns erzählt, orientiert sich an den zwei Personen Bent Faurschou-Hvijd und Jorgen Haagen-Schmidt, die in diversen dänischen Widerstandsgruppen arbeiteten und genau diesen Job durchführten: Beide töteten dänische Kollaborateure und wurden im Land wie Volkshelden verehrt, nach dem Krieg sogar posthum mit der Medal of Freedom des US-Präsidenten ausgezeichnet. Aber der Regisseur Ole Christian Madsen zeigt in Tage des Zorns keine typischen Helden. Glorreiche dänische Antifaschisten, nationale Helden-Ikonen und patriotische Heldenverehrung sehen anders aus und so ist es erstaunlich, dass mehr als eine halbe Million Menschen in Dänemark den Film sahen. Damit ist Tage des Zorns einer der erfolgreichsten des Jahres und hat den Diskurs um die unrühmliche Zusammenarbeit von Dänen mit deutschen Nazis sowie die Bestimmung des Widerstandes neu entfacht.
Mads Mikkelsen und Thure Lindhardt können die Zerrissenheit der beiden Figuren hervorragend umsetzten, ihre Zwiespältigkeit, ihre Ausweglosigkeit und ihren Hass auf die Besatzer spiegelt sich in ihren Gesichtern. Sie hadern mit sich selbst und so ist der Film eine ausgewogene, authentisch wirkende Geschichtsbetrachtung.
Tage des Zorns verarbeitet sein großes Thema um Gerechtigkeit und Wahrheit, Vergeltung und Rache mit den Mitteln des Thrillers. Wie ein Mafia-Film, ein Gangster-Epos kommt er daher und zieht den Zuschauer sofort in seinen Bann. Spannend inszeniert der junge Filmemacher die Geschichte, immer darauf bedacht, ohne Pathos auf seine Figuren zu blicken und dem klaren Gut-Böse-Schema keine Chance zu geben. Der Regisseur Ole Christian Madsen stellt sich die Frage: Was macht der Krieg aus Menschen? und verweist damit auf eine Aktualität, die weit über die Nazi-Zeit hinausgeht. Der Irrsinn eines Krieges wirft eben seinen Schatten auf das eigene Handeln. Und wenn das allein als Erkenntnis aus diesem brillanten gespielten und fotografierten Genrefilm übrig bleibt, lohnt es schon den Kauf einer Kinokarte.