Project Scorpio — Das Ende der Xbox One & ein Neuanfang für Microsoft

14.06.2016 - 03:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Noch bevor Sony und Microsoft ihre Current-Gen-Konsolen auf den Markt brachten, musste sich die Xbox One gegenüber der PlayStation 4 geschlagen geben. Mit Project Scorpio erkennt Microsoft diese Niederlage auf der E3 an und macht alles richtig.

Einfach hatte es Microsoft in den letzten Jahren nicht gerade: Der Richtung, in die der Konzern seine Xbox mit der One schubste, wollten sich schon bei der offiziellen Ankündigung nicht viele anschließen. Und in den darauffolgenden Monaten brauchte Sony lediglich ein paar gekonnte Seitenhiebe, um den einen oder anderen Unentschlossenen auf seine Seite zu ziehen.

Nun probt Microsoft die Flucht nach vorne. Mit Project Scorpio  kündigt das Unternehmen auf der E3 2016 eine neue Konsole für 2017 an, die auf 4K-Gaming und Virtual Reality-Support setzt. Wenig überraschend inszenieren sie diese Entscheidung nun als konsequenten Schritt auf einem Weg, den sie bereits mit der Xbox One eingeschlagen haben. Und natürlich will der Spielehersteller sein aktuelles Modell offiziell noch nicht verabschieden, sondern begrüßt die Xbox One S  als neues Familienmitglied. Doch die Eckdaten von Project Scorpio und der große Leistungsunterschied zwischen beiden Konsolen beweisen, auf welches Gerät er in naher Zukunft hauptsächlich setzen dürfte.

Damit gesteht sich Microsoft zwar ein, gegenüber Sony und der PlayStation 4 den Kürzeren gezogen zu haben, trotzdem machen sie alles richtig.

Ein seltsames Déjà vu

Ähnlich verhielten sich die Redmonder schon zu Zeiten der ersten Xbox, die Anfang 2002 auf den Markt kam. Nur rund drei Jahre später wurde sie von der Xbox 360 abgelöst. Die Gründe dafür sind vielfältig, lassen sich aber auf ein zentrales Problem herunterbrechen. Die Konsole konnte sich schlicht nicht behaupten. Das lag unter anderem daran, dass sich die PlayStation 2 längst in den weltweiten Wohnzimmer ausbreitete. Zudem glaubte Microsoft, den viel beschworenen Konsolenkrieg zu gewinnen, wenn sie ihre Gefechte auf dem japanischen Markt austragen. Rückblickend ein großer Fehler.

Soll auch auf Project Scorpio laufen – Rise of the Tomb Raider.

Das wohl ausschlaggebendste Argument für das verfrühte Ende der Xbox war allerdings die verbaute Festplatte, die stellte nämlich einen empfindlichen Kostenpunkt bei der Produktion dar, daran würde sich in absehbarer Zeit nichts ändern. Microsoft hätte demnach keine Chance gehabt, den anstehenden Preiskampf zu gewinnen. Anstatt also dabei zuzusehen, wie sich der Vorsprung der PlayStation 2 weiter vergrößert, zog Microsoft die Konsequenzen. Das Unternehmen brachte die Xbox 360 gut ein Jahr vor der PlayStation 3 an den Start, ging gezielt an den Problemen des Vorgängers vorbei und durfte sich über steigende Verkaufszahlen sowie ein gutes Image bei Spielern freuen.

Diese Geschichte scheint sich jetzt zu wiederholen. Vor großen, grafisch aufwändigen Releases häufen sich immer wieder hämische Kommentare im Internet, die belächeln, dass die Xbox One-Version eines Spiels nicht in 1080p, wenigen Bildern pro Sekunde oder eher geringen Details läuft. Entsprechend geht Project Scorpio vor allem diesen Kritikpunkt an. Gleichzeitig bettet Microsoft die neue Hardware in ein Öko-System ein, das dank der bereits etablierten Abwärtskompatibilität oder des Play Anywhere-Features einen ausgeklügelten Eindruck erweckt – ohne Fans der Xbox One während der E3-Enthüllung vor den Kopf zu stoßen.

Plötzlich steht Sony unter Zugzwang, mit der PlayStation 4 Neo  ein ähnlich vielversprechendes Projekt auf der großen Bühne zu präsentieren. Microsoft ist der Konkurrenz einen Schritt voraus, den sie nachmachen muss, aber kaum kann, da Project Scorpio den Zahlen nach ein bedeutenderes wie leistungsstärkeres Upgrade darstellt. Und das nur, weil die Redmonder wieder einmal den Mut haben, eine Konsole verfrüht in den Ruhestand zu schicken.

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