Pokémon Tekken im Test – Los Pikachu, Leberhaken!

15.03.2016 - 15:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Mit Pokémon Tekken erwartet uns endlich wieder ein Konsolen-Ableger für das Pokémon-Franchise. Doch kann die schicke HD-Optik und der Ausflug ins Beat'em up-Genre wirklich Anreize schaffen, sich außerhalb der Hauptreihe mit den Monstern zu beschäftigen?

So sehr das Pokémon-Franchise in all der Zeit auch ausgeschlachtet wurde, es hat 20 Jahre gedauert, bis sich die gewaltbereiten Taschenmonster endlich auch in einem Beat'em up ausprobieren durften. Pikachu haben wir zwar schon in der Super Smash Bros.-Reihe prügeln sehen, doch erst mit Pokémon Tekken (eigentlich "Pokkén Tournament", aber naja...) wagt sich das Franchise endlich in das eigentlich naheliegende Franchise vor. Wie stark ist also der Tekken-Einfluss und wie viel bleibt von den Pokémon noch übrig?

Das wurde aber auch Zeit

Pokémon Tekken, das ursprünglich nur für japanische Arcade-Automaten erschien, lässt zwar viele Elemente aus den beliebten RPGs hinter sich, dennoch bleibt der Wii U-Titel seiner Vorlage verbunden. Die größte Besonderheit an Pokémon Tekken ist hierbei aber nicht die HD-Grafik, die sich die Fans der Reihe schon seit Jahren in einem Konsolen-Ableger wünschen, sondern die Tatsache, dass wir selbst die Kontrolle über die Pokémon übernehmen.


Egal ob es um die Originale oder beliebte Spin offs wie Pokémon Stadium und Pokémon Snap geht: Pikachu und seine Freunde werden passiv gesteuert, von uns beobachtet oder wir werden wie in Pokémon Mystery Dungeon nur in ein Pokémon verwandelt. So ganz können sich die Entwickler auch bei Pokémon Tekken nicht von der menschlichen Perspektive lösen, doch so nah waren wir noch nie an einem Spiel, das uns tatsächlich als Pokémon in den Kampf ziehen lässt.

Trotzdem bleibt der erste Schritt in Pokémon Tekken die Erstellung eines menschlichen Protagonisten, der mit seinen Pokémon in einer besonderen mentalen Verbindung steht. Sobald wir uns in den Kampf gegen andere Taschenmonster stürzen, steuern wir Gengar, Glurak und Co. zwar selbst, in der Spiel-Logik bleiben es aber die taktischen Entscheidungen der menschlichen Figur, die ansonsten aber total in den Hintergrund rückt. Vielleicht ist es schon dieses Zugeständnis an die klassischen Regeln des Pokémon-Universums, das Pokémon Tekken am Ende hinter seinen Möglichkeiten zurückhält.

Schnapp sie dir alle! Oh, schon geschafft..

Die Idee, die Pokémon in den Ring steigen zu lassen und sie in optisch beeindruckenden Kämpfen zu zeigen, ist verlockend und in Anbetracht der umfangreichen Kämpferriege auch längst überfällig. Doch die Umsetzung in Pokémon Tekken lässt viele Wünsche offen und bietet oftmals nur Ansätze der neuen Mechaniken, die viel intensiver hätten sein müssen. Allein die Tatsache, dass wir nur auf 16 spielbare Pokémon zurückgreifen können und Pikachu sowie Mewtu jeweils zweimal vertreten sind, zeigt, welche Möglichkeiten hier eigentlich auf der Strecke blieben.

Die Kämpfe sind unnötig verkompliziert

Natürlich ist es eine Unverschämtheit zu fordern, sämtliche 721 Pokémon in das Spiel zu integrieren, doch ein breiteres Kämpferfeld wäre wünschenswert. Diese Unzufriedenheit wächst, wenn wir uns das eigentliche Kampfsystem von Pokémon Tekken anschauen und sehen müssen, dass die einzelnen Kämpfer in ihren Fähigkeiten nicht allzu komplex dargestellt werden. Die ausführbaren Attacken erreichen nicht einmal im Ansatz die Tiefe üblicher Beat'em ups und wirken formelhaft genug, um die Mechaniken auf eine Vielzahl an spielbaren Figuren anzuwenden. Zwar gibt es mehrere Helfer-Teams, die auf Knopfdruck in das Kampfgeschehen eingreifen und mich heilen oder mich anderweitig unterstützen, ein Ersatz für das mäßige Aufgebot sind sie aber nicht.

Die Kämpfe selbst gehen locker von der Hand und sind durch die simple Struktur auch vom ersten Moment an spaßig. Doch auch hier merke ich schnell, dass Pokémon Tekken sich wieder selbst einschränkt. Denn anstatt die Kämpfe vollständig in der freien Kampfarena ablaufen, wechseln die Matches zwischen zwei verschiedenen Phasen hin und her. Sobald in der 3D-Arena bestimmte Attacken ausgeführt werden, wechselt der Kampfbildschirm in die Duell-Phase, einer 2D-Ansicht, die das typische Beat'em up-Feeling simulieren soll. Nun möchte ich keine Entscheidung darüber fällen, ob sich Beat'em ups mit totaler Bewegungsfreiheit oder in hektischen 2D-Kämpfen besser anfühlen, doch der Mix aus beidem bremst die Dynamik der Kämpfe viel zu oft aus.

Außen seicht, innen leicht

Ob sich Pokémon Tekken für eSport-Ansprüche empfehlen kann, vermag ich nicht zu sagen. Diesen Anspruch würde ich nämlich auch der Super Smash Bros.-Reihe absprechen, doch die gigantische Community straft mich Lügen. Dennoch bekomme ich aber das Gefühl nicht los, dass es reicht, sich 2-3 wenig komplexe Kampfmuster einzuprägen, um problemlos durch die meisten Kämpfe zu kommen. Echte Anpassungen an den Gegner sind kaum nötig und alles bleibt auf einem Arcade-Level, was durch die viel zu starken Mega-Evolutionen noch verdeutlicht wird.

Der menschliche Avatar ist eher überflüssig

Hier kann Pokémon Tekken von Glück reden, dass es im Spiel um Pokémon geht. Die Faszination, selbst als Pokémon auf meine Gegner loszugehen, nährt sich aus dem jahrelangen Wunsch, endlich mehr zu bekommen als nur Handheld-Abenteuer. Habe ich erst einmal akzeptiert, dass meine Fertigkeiten nicht allzu wichtig sind, kann ich mich zurücklehnen und das simple Kampfsystem genießen. Wer sich dem Fan-Service hingibt, wird zwar nach kurzer Zeit mehr wollen, als letztlich da ist, doch bis dahin bietet Pokémon Tekken kurzweilige Unterhaltung für Pokémon-Fans.

Um die eigentlichen Kämpfe herum wurde eine Art Meta-Game integriert, das es mir erlaubt, verdientes Geld in das Aussehen meiner menschlichen Figur zu investieren und die Level-Aufstiege meiner Pokémon mit neuen Fertigkeitspunkten zu steigern. Gerade dieser kleine RPG-Ansatz, der die Statuswerte der Taschenmonster verändert, nimmt den Spieler-Skill etwas aus der Rechnung heraus und ermöglicht sogar abstraktes Grinding, um in den Turnieren besser performen zu können.

Fazit

Wer sich von einigen unnötigen Features nicht abgelenkt fühlt und akzeptieren kann, dass hinter der Tekken-Variante von Pokémon nur wenig Tekken steckt und noch viel weniger Pokémon, der bekommt spaßige Arcade-Unterhaltung für zwischendurch. Doch wer wirklich mehr möchte und hofft, in die Tiefen der Pokémon Tekken-Mechaniken vorzudringen, der dürfte schneller an die Grenzen des Spiels stoßen, als ihm lieb ist.

Pokémon Tekken wurde uns in Form eines Download-Keys vom Publisher zur Verfügung gestellt.

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