1974 revolutionierte Stephen King mit seinem ersten erschienen Roman Carrie die Horrorliteratur. 1976 revolutionierte Brian De Palma mit seiner gleichnamigen Romanverfilmung, Carrie – Des Satans jüngste Tochter, den Horrorfilm. 2013 scheint die Zeit der künstlerischen Revolutionen vorbei zu sein, denn Kimberly Peirce schafft mir ihrem Remake von Carrie, das aus unhaltbaren Gründen angeblich näher am Original sein soll, nichts Neues, sondern sie macht es eigentlich nur noch einmal und glättet dabei die narrativen Wogen und verlegt sich etwas mehr auf die psychologische Ausgestaltung der Figuren.
Dennoch plädiere ich dafür, die drei Werke als drei Möglichkeiten des Scheiterns anzusehen. Sie scheitern – King und de Palma grandios und ästhetisch überzeugend, Peirce zu unreflektiert und konventionell – bei dem Versuch, ein Ereignis zu fassen. Es sind drei unterschiedliche Annäherungen an ein Ereignis, das sie letztlich verfehlen müssen, eben weil sich das Ereignis dem Zugriff verweigert.
King zerstückelt seinen Roman durch Einschübe von Augenzeugenberichten, Zeitungsartikeln, Verhörprotokollen und von telekinetischen Gutachten. Überdies arbeitet er noch dann, wenn Carrie die ganze Stadt ins Chaos stürzt mit hektischen Zeitsprüngen, als sei eine chronologische Erzählweise nicht mehr möglich. De Palma beharrt weitgehend auf Chronologie, setzt jedoch im entscheidenden Moment Splitscreens ein und spult einfach in der Mitte des Films vor, als könne auch der Regisseur nicht mehr länger warten. Peirce hingegen bleibt bei einem schnöden Nacheinander, markiert Carrie jedoch noch stärker als kluge Aussenseiterin, der Normalität nicht gelingen will, weshalb sie zu dem brutalen Akt übergehen muss.
Die Spannung in allen drei Versionen entsteht glücklicherweise nicht durch Schockmomente wie in der Geisterbahn, auch nicht durch große Überraschungen im Finale, vielmehr resultiert die Spannung aus dem Wissen des Zuschauers, dass sich gewiss etwas ereignen wird. Wir wissen es, aber wir wollen es nicht glauben.