Community

No Data #1: Brüste und Suizid

22.02.2015 - 13:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Auf geht's, Volleyballclub!
Nippon Television Network
Auf geht's, Volleyballclub!
14
9

Moviepilots Filmdatenbank kann natürlich nie vollständig sein, da aber momentan auch keine Möglichkeit besteht, dass die User am Anlegen eines neuen Eintrags mitwirken können, möchte ich mit dieser Artikelreihe einige aufgrunddessen völlig zu Unrecht übersehene Filme vorstellen, auf die man innerhalb der Grenzen Moviepilots sonst nie gestoßen wäre. Praktischerweise dient mir das bis zur Verfügbarkeit des neuen Mitmachformulars auch selbst als Erinnerungshilfe, um meine Meinung und Bewertung festzuhalten. In Zukunft werde ich wohl immer so etwa drei Filme auf einmal vorstellen, damit sich das auch lohnt. Heute verschlägt es uns an die Schulen der ostasiatischen Industrienationen Japan und Südkorea.

Innocent Thing

Innocent Thing (Gashi) | Kim Tae-gyun | Südkorea | 2014

Es könnte kaum besser laufen: Joon-ki (Jang Hyuk) ist ein beliebter Sportlehrer an einer Mädchen-High-School und mit einer liebevollen Frau verheiratet, die in Kürze ihr erstes gemeinsames Kind erwartet. Als er eine seiner Schülerinnen, Young-eun (Jo Bo-ah), beim Schwimmunterricht vor dem vermeintlichen Ertrinken rettet und Tage später an einem verregneten Spätnachmittag völlig durchnässt in der Schule vorfindet, ahnt er noch nicht, wie sich sein Leben in einen Alptraum verwandeln würde. Innocent Thing ist die Geschichte einer verhängnisvollen - wenngleich sehr einseitigen - Beziehung zwischen einem Lehrer und einer manipulativen, psychotischen Schülerin, hinter deren unschuldiger Maskerade ein äußerst durchtriebener Mensch steckt, dessen Obsessionen Joon-kis gesamte Familie in Gefahr bringen. Das ist vor allem zu Beginn und im letzten Drittel spannend gemacht, ja geradezu beängstigend, wenn ein erwachsener Mann in seiner Rolle als schulische Authoritätsperson die Kontrolle einbüßen muss, weil er durch die verschlagenen Pläne einer Minderjährigen in unangenehme Drucksituationen gerät, die von der Öffentlichkeit ferngehalten werden müssen, will er nicht Job und Ehe verlieren. Leider hält Regisseur Kim die Spannung nicht durchgehend aufrecht und tritt im Mittelteil unnötig auf die Bremse. Die finale, ein wenig zu melodramatische Konklusion wirkt daher leicht verspätet, eine kompaktere Laufzeit hätte dem Film definitiv gut getan. BEWERTUNG: 6.5

Oppai Volleyball

Oppai Volleyball (Oppai barê) | Eiichirō Hasumi | Japan | 2009

Das japanische Wort 'oppai' bedeutet so viel wie Busen oder Brüste und jene beliebte weibliche Körperregion ist auch das einzige, um die sich der Alltag der pubertierenden Jungs des Volleyballclubs dreht. Mädchen beim Umziehen nachspionieren, heimlich pornografische TV-Formate schauen und nun auch noch für die neue, junge und ziemlich attraktive Lehrerin Mikako (Haruka Ayase) schwärmen. Als diese dann auch noch zur Betreuerin des Volleyballclubs wird, scheint ein Traum in Erfüllung zu gehen. Nur: Vom Volleyballspielen halten die Jungs nichts. Trainiert haben sie ohnehin noch nie. Für die motivierte Mikako ein Unding. In einer Situation irgendwo zwischen gut gemeint, naiv und völlig überrumpelt, lässt sie sich zu einem Versprechen hinreißen: Sollten die Jungs ein Spiel beim regionalen Volleyballturnier gewinnen, zeigt sie ihnen ihre Brüste. Der Volleyballclub? Wie ausgewechselt! Regisseur Hasumi verwandelt die Sehnsucht nach der weiblichen Form zum ultimativen Motivator seiner Underdogstory. So schlüprig der Titel und die Handlungsprämisse auch sein mögen, Oppai Volleyball ist überraschenderweise weder zeigfreudig, noch trashig, sondern eine wirklich spaßige und gar nicht mal so dämliche Komödie im schicken 50er-Jahre-Flair. Auch wenn es für die Jungs zunächst nur um Brüste geht, ist dem Film an viel mehr gelegen; ein Appell an den Zusammenhalt, an Leistungsbereitschaft und an die Freundschaft. Es ist die sympathische Geschichte von einem Haufen Loser, der über sich hinauswächst. Natürlich kein innovatives Prinzip, aber dafür liebevoll inszeniert. BEWERTUNG: 7.5

Thread of Lies

Thread of Lies (U-a-han Geo-jit-mal) | Lee Han | Südkorea | 2014

Wie auch schon Punch ist Thread of Lies eine auf einem Roman von Kim Ryeo-ryeong basierte und von Lee Han gedrehte Literaturverfilmung. Dieses Mal handelt es sich dabei allerdings nicht um ein hoffnungsvolles Feel-Good-Movie, sondern um das krasse Gegenteil. Der Film handelt von der jungen Cheon-ji (Kim Hyang-gi), die sich das Leben nahm und ihre ältere Schwester Man-ji (Ko Ah-sung), sowie ihre Mutter Hyun-sook (Kim Hee-ae) zurücklässt. Im Folgenden breitet sich vor dem Zuschauer ein ergreifendes Drama aus, das über die zweistündige Laufzeit hinweg immer mehr an emotionalem Gewicht ansammelt. Nicht nur, dass Mutter und Tochter den tragischen Verlust verkraften müssen und dabei überragend authentisch von ihren Darstellern verkörpert werden, nein, Man-ji dringt außerdem immer tiefer in die Vergangenheit ihrer kleinen Schwester vor und entdeckt die ganze, schmerzhafte Dynamik ihrer Schulklasse, die eine Antwort auf die Gründe für den Selbstmord liefert. Nach und nach gelangt die grausame Wahrheit ans Licht, doch Regisseur Lee lässt sich nicht auf Schockmomente ein. Die Offenbarungen entsprechen weniger einem überraschenden Schlag in das Gesicht seines Zuschauers, als vielmehr immer schwereren Gewichten, die er dem Herzen aufbürdet, bis man die Tränen nicht mehr zurückhalten kann. Bewegend schön! BEWERTUNG: 8.0

Innocent Thing / Oppai Volleyball / Thread of Lies


Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News