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NIPPON CONNECTION 2017 - Ein Resümee

29.05.2017 - 13:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
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Japan ist ein faszinierendes, vielfältiges Land voller Gegensätze. Das und noch viel mehr bringt das dortige Kino sehr gut zum Ausdruck. Ein Bericht über Filme, Kultur und persönliche Erkenntnisse.

Liebe Moviepiloten,

einen Tag später als gedacht komme ich nun endlich dazu, den finalen Beitrag zur Nippon Connection 2017 zu verfassen.

Nach vielen Eindrücken und Gesprächen ergibt sich für mich langsam ein Gesamtbild, worin die Faszination für das japanische Filmwesen und dieses durch die Moderne wie auch ihrer faszinierenden Geschichte geprägte Land besteht.

Das japanische Kino

Die Filmszene Japans scheint meinem subjektivem Empfinden nach kreativer und vielfältiger als die anderer Länder zu sein. Es existieren Hochglanzproduktionen ala Hollywood, wertvolle und teils schmerzhafte Dokumentation über Themen wie Armut, die man ihn Japan eigentlich lieber ignoriert, Schwachsinnssplatter wie auch eine sehr lebendige Kunstfilmszene.

Es fällt den Filmemachern dort scheinbar leichter, ihre persönlichen Interessen in einen Film einfließen lassen zu können. Nicht alles ist wie in großen Filmindustrien auf höchstmöglichen Profit aus. Das kunstvolle, das möglichst auf mehreren Ebenen unterhaltende hat Vorrang vor einer wahnwitzigen Milliardeneinnahme.

Es ist faszinierend, wie auf diesem von Diversität geprägten Filmfestival von Dokus über Blockbustern bishin zu Arthousepornos alles vertreten ist, was die japanische Filmszene ausmacht und prägt. Diese Offenheit und Möglichkeit, jedem Filmemacher mit Anspruch eine Chance zu geben, sich selbst, sein Land wie auch sein Filmgenre zu präsentieren und seine Message zu verbreiten, ist für mich ein Zeichen, dass in der kreativen Szene vieles sozialer und gerechter abläuft als in anderen gesellschaftlichen Bereichen.

Der japanische Film an sich ist anders, als was man sonst so kennt. Schaut man sich die amerikanisch geprägte Filmkultur hierzulande an, erkannt man deutlichste Unterschiede.

Dialoge und Humor

Im Japan-Kino haben Dialoge und der sich partiell daraus entwickelnde Humor einen wesentlich höheren Stellenwert als im meist auf ausdrucksstarke Bilder ausgelegten amerikanisch/westeuropäischen Kino.

Die Handlung erzählt und trägt sich deshalb klar über Gespräche, ohne dabei jedoch nervig oder belehrend zu wirken. Es wird nicht versucht den Zuschauer penetrant auf dieses oder jenes hinzuweisen, denn er soll sich selbst ein Bild machen. Man lässt meist mehr, mal etwas weniger Interpretationsspielraum.

Der Japaner besitzt dann eher auch einen trockenen, selbst dort noch von Respekt dem Gegenüber geprägten, herrlich selbstironischen Humor, der unverfänglich Spaß macht und keinesfalls böse wirkt.

Bilder und Optik

Special Effects werden angewendet, aber in einem im internationalen Vergleich sehr geringem Umfang. Sie kommen eigentlich nur dann zum tragen wenn eine handwerkliche Umsetzung ausgeschlossen ist. Natürlich wird hier das Budget eine mal mehr, mal weniger große Rollen spielen, mag man jetzt denken. Tatsache ist jedoch, dass man sich lieber auf etwas handfestes verlässt als auf etwas computergeneriertes. Was mich ehrlich überrascht bei der Technikaffinität dieser Nation.

Denn bei aller Kreativität der dortigen Filmemacher sind diese meist in Sachen Filmproduktion eher konservativ. Klassische Erzählweisen sind in Japan noch wesentlich stärker verbreitet als im großen, amerikanischen Vorbild.

Das Optische ist entsprechend reduziert und nimmt selbst in Blockbustern keine so wichtige Rolle ein. Die Bildsprache ist meist natürlich und von den vorhandenen Örtlichkeiten geprägt. Es wird nicht viel verändert oder gar zum schönen stilisiert. Wenn es dreckig ist, ist es dreckig. Perfektion bedeutet im japanischen Kino nicht, dass alles auf Hochglanz poliert sein muss. Es soll trotz einer vielleicht abwegigen Geschichte immer noch realitätsnah sein.

Digitale SFX sind daher auch meist sinnvoll platziert und technisch auf höchstem Niveau umgesetzt. Sie unterstützen die Handlung und sind weder ein bildlicher Ersatz für Wesentliches, noch vorhanden wenn vermeidbar.

Acting

Die Schauspieler agieren manchmal etwas anders, als wir es gewohnt sind. Es wird oft nach unseren Maßstäben overacted. Hat man sich dann mal ausführlicher mit einem Japaner unterhalten, wirkt es erst recht merkwürdig, dass in so vielen Filmen eine so extrovertierte Mimik zum Ausdruck kommt.

Tatsächlich ist es dann wohl auch nicht selten eine Frage des schauspielerischen Talents, wie exzessiv das Overacting angewandt wird. In seriösen Produktionen, die einen gewissen Anspruch besitzen, sind die Darsteller deutlich besser und mehr auf eine realitätsnahe Darstellung ihres Charakters bedacht.

Das soweit im Speziellen zum japanischen Kino. Wie mir die Filme schlussendlich persönlich gefallen haben und was ich sonst noch in Sachen Japan und über das Festival zu berichten habe, lest ihr auf Seite 2.

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