Napoleon Dynamite - Der einzig wahre Nerd

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Napoelon Dynamite
UIP/moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Napoelon Dynamite
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Nerds sind den meisten Menschen lästig, denn sie sind merkwürdig und peinlich. Dass ein Film über einen Nerd aber trotzdem großartig sein kann, beschreibt diese Einsendung der Aktion Lieblingsfilm.

Wir haben viele Namen für sie und es gibt sie in jeder Stadt, Schule oder Freundeskreis. Sie ernten oftmals belächelnde, ungläubige Blicke für ihre Ticks und Marotten, und von Film und Fernsehen werden sie als schlaksige oder leicht untersetzte, aber immer dick bebrillte Einzelgänger porträtiert. Dennoch hat sich diese Figurengruppe zu den wahren Antihelden des Kinos gemausert, wie es letztlich Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt und Kick-Ass unter Beweis stellten. Die Rede ist natürlich von Nerds, Freaks, Geeks, Slakern, Sonderlingen und Eigenbrötlern. Menschen mit obsessiv, leidenschaftlichen Macken, sozial unangepasst fristen sie ihr Dasein im Schatten anderer und nehmen nur einen Randplatz in der Gesellschaft ein. Oftmals unter ihrer Rolle leidend, hadern sie mit ihrem Schicksal und lernen damit zu leben, anders Napoleon Dynamite.

Er versucht nicht das Bild des sympathischen, schüchternen Losers auszufüllen, sondern ist Gallionsfigur einer Verweigerungsbewegung gegen Uniformität und Gleichschaltung, die Speerspitze der Unkonventionalität, ein Held ohne Heldentum.

Napoleon Dynamite ist bizarr, skurril, grotesk, exzentrisch, eigenwillig und in jedweder Beziehung atypisch. Eine Komödie sondergleichen, die jeglicher Beschreibung und Vorstellungskraft trotzt. Beispiellos zelebriert Jared Hess formvollendetes Nerdtum in all seinen wundervollen und schrulligen Facetten mit bedingungsloser Selbstverständlichkeit und entwaffnender Selbstherrlichkeit. Außenseitertum nicht als Bürde, sondern als unveräußerliches Recht des verkannten Querdenkers sich zu präsentieren. Denn Napoleon Dynamite hat eben kein Talent mit Nunchakus, Bogenschießtalent oder Computerhackertalent, dafür ist er ein begnadeter Maler und braucht gut und gerne aber mal drei Stunden für die Lippenschattierungen eines Porträts seiner Schulballbegleitung Trisha oder pulverisiert John Travoltas legendäre Tanzperformances um für seinen Kumpel Pedro die Schulsprecherwahl zu gewinnen, wenn er nicht gerade gegen seinen Erzfeind in Personifikation seines Onkel Ricos ankämpfen muss.

In aller verschrobener Absurdität ist Napoleon Dynamite überragend besetzt und ebenso hingebungsvoll gespielt, nicht ernst zu nehmen, aber einzigartig, unvergesslich und allen voran gnadenlos amüsant. Jared Hess erzählt keine Geschichte im herkömmlichen Sinne, evoziert auch keine erzwungene Schwanenmetamorphose, sondern schenkt uns eine Collage meisterhaft improvisierter, wie arrangierter Einzelszenen, in denen der exzentrische Grundton nicht bloß auf die Darstellung seines spleenigen Protagonisten beschränkt bleibt, sondern auch die zahlreichen Nebencharaktere mit einschließt. Ein ganz eigenes High-School-Universum da im irgendwo Preston, Idaho. Gekrönt von einem perfekten Schnitt-Timing, der sensationellen Verkörperung von Nonkonformismus und dem immer punktgenauen, extravaganten Sounddesign, haben Regisseur Jared Hess und Ehefrau Jarusha einen Kultfilm geschaffen, den einzig wahren Nerdfilm und eine der außergewöhnlichsten Komödien aller Zeiten. Love it or hate it, there is nothing else!


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