Misst die FSK mit zweierlei Maß?

01.12.2011 - 15:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Romeos - nichts für Jugendliche
Boogiefilm
Romeos - nichts für Jugendliche
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Der Film Romeos behandelt Themen wie Transsexualität und Homosexualität. Jetzt wurde dem optisch sehr harmlosen Werk die Freigabe ab 12 von der FSK untersagt. Warum? Zu explizite Darstellung von Homosexualität.

Sabine Bernardi ist eine engagierte Filmemacherin. In ihrer Dokumentation Transfamily begleitete sie zwei transsexuelle Männer und brachte das Thema auf eine unprätentiöse, nahe und humorvolle Art in die öffentliche Diskussion. Jetzt hat sie mit Romeos… anders als du denkst! einen ersten Spielfilm gedreht. Wieder behandelt sie Transsexualität. Der Transsexuelle Zivi Lucas (Rick Okon) verliebt sich in der Kölner Schwulenszene in den Macho Fabio (Maximilian Befort). Wir können davon ausgehen, dass die Regisseurin ein Anliegen hat und dass sie das Thema nicht umsonst an die Grauzone der Adoleszenz gebunden hat. Die soziale Schwierigkeit von Transsexualität und auch Homosexualität liegt im Übergang, im Coming-Out, in der freien Entwicklung, die zu oft verhindert wird. Diese Schwierigkeit wurde jetzt noch einmal unangenehm von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) bewiesen.

Die beantragte Altersfreigabe ab 12 Jahren wurde für Romeos abgelehnt. Der Film ist kein Blockbuster und steht wohl ohnehin nicht ganz oben auf der To-Do-Liste eines jeden 12-Jährigen. Doch die Begründung dieser Entscheidung lässt tief blicken. In der offiziellen Beurteilung (PDF), die Sabine Bernardi auf ihrer Homepage online gestellt hat, schreibt die FSK folgendes:

(…) behandelt der Film ein schwieriges Thema, welches für die Jüngsten der beantragten Zuschauergruppe, die sich in diesem Alter in der sexuellen Orientierungsphase befinden, sehr belastbar sein könnte. Das Thema selbst ist schon schwierig für 12- bis 13-Jährigen und die Schilderung einer völlig einseitigen Welt von Homosexualität im Film könnte hier zu einer Desorientierung in der sexuellen Selbstfindung führen. Die explizite Darstellung von schwulen und lesbischen Jugendlichen und deren häufige Partnerwechsel können verwirrend auf junge Zuschauer wirken, auch wenn der Film auf der Bildebene nicht schamverletztend ist und niemanden diffamiert. Der Film spiegelt eine verzerrte Realität wider, die Kinder auf Grund keiner oder zu geringer Erfahrung nicht erkennen können.

Was die FSK damit genau ausdrücken möchte, ist zwar schleierhaft, doch die konkrete Wortwahl ist äußerst ungünstig. Es wird der Eindruck erweckt, die FSK messe mit zweierlei Maß, gehe an homosexuelle Themen anders heran, als an heterosexuelle. Edward spricht in Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen über seine Lust, Bella auszusaufen, sexy Cameron Diaz rennt mit Minirock durch Bad Teacher, allerorten wird geknutscht und sexuell markiert. Wenn 12-Jährige verstehen können, dass die Welt nicht nur aus athletischen, übersexualisierten Helden und Heldinnen (siehe In Time – Deine Zeit läuft ab) besteht, dann kommen sie medial auch über ein paar schwule Jungs hinweg.

Wie wirkt die FSK-Beurteilung auf euch?

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