Martin Scorsese hatte schon immer ein Faible für Musik und Musiker. Nicht nur seine Dokumentationen über die Rolling Stones oder Bob Dylan beweisen das, auch Filme wie New York, New York oder seine Soundtracks zeigen: Der Mann hat Ahnung. Nun wendet sich der Altmeister einem Musiker zu, der als vollendeter Entertainer auf der Bühne, als brillanter Tänzer und Schauspieler auf der Leinwand ein amerikanisches Idol ist: Frank Sinatra.
Autor Phil Alden Robinson – bekannt für Sneakers – Die Lautlosen und Feld der Träume – soll das Drehbuch schreiben, welches einfach mit Sinatra übertitelt ist. Damit es urheberrechtlich keine Probleme gibt, ist die Tochter des Musikers Tina Sinatra in das Projekt miteingestiegen und wird als ausführende Produzentin fungieren. Sie will sich dafür einsetzen, dass die Wahrheit über ihren Vater erzählt wird. Aber was wäre das?
Frank Sinatra (geb. 1915) begann schon als kleiner Junge mit seiner Ukulele über die verschiedensten Bühnen und durch die Bars zu tingeln. Mitte der 1930er Jahre feierte er erste große Erfolge und erhielt monatelange Engagements. Er entdeckte das Radio für sich und legte damit den Grundstein für seine professionelle Karriere; mehrere Charterfolge konnte er verbuchen, seine Platten wurden Kassenschlager und er zu einem der populärsten Musiker der USA. Vor allem die jungen Mädchen standen auf “Frankie Boy”, wie er in der Presse liebevoll genannt wurde. Er wurde in den 1960er Jahren durch seine Shows in Las Vegas und zahlreiche Tourneen im In- und Ausland der Entertainer schlechthin.
Irgendwann Mitte der 1940er klopfte dann auch Hollywood an seine Tür. Auch als Schauspieler konnte er überzeugen. Dabei hätte er gern mehr gezeigt und wäre nicht nur als Sunnyboy über die Leinwand getanzt. Als Charakterdarsteller konnte er in Verdammt in alle Ewigkeit (1952) und Der Mann mit dem goldenen Arm (1955) überzeugen. Besonders in letzterem liefert er die brillante Studie eines Drogenabhängigen ab. Für beide Filme wurde er mit einer Oscar-Nominierung belohnt, als Bester Nebendarsteller erhielt er den Preis für Verdammt in alle Ewigkeit.
Aber nicht alles war heiler Sonnenschein. Dem Künstler wurden Kontakte zur Mafia nachgesagt. Seine Rolle für Verdammt in alle Ewigkeit habe er nur bekommen, weil Regisseur Fred Zinnemann von der Mafia unter Druck gesetzt worden wäre, heißt es. Beim Wahlkampf für John F. Kennedy ließ er angeblich seine Beziehungen zur Mafia von Chicago spielen. Sein Geld floss in Spielcasinos, in denen angeblich die Mafia zu Hause war. Durch seine zahlreichen Affären mit teils prominenten Frauen war er ständig in der Presse und verlor seinen Ruf als charmanter Saubermann. Alkoholprobleme wurden ihm nachgesagt; vom “Rat Pack” (er mit Sammy Davis Jr., Dean Martin, Joey Bishop, Peter Lawford und ab und zu war auch Shirley MacLaine dabei) gab es regelmäßig Gelage-Berichte zu lesen
Das ist genau der richtige Stoff für Martin Scorsese: Er kennt sich mit Musik und mit der Mafia aus. Es bleibt nur eine, aber sehr gewichtige Frage offen: Wer soll Frank Sinatra spielen?