Kino vs. Streaming: Wer geht überhaupt noch ins Kino?

06.08.2018 - 09:20 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
La La LandStudioCanal
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Die Welt verändert sich und mit ihr das Kino. Wir haben etwas tiefer in die Zahlen geschaut und uns gefragt, wer geht eigentlich noch in den dunklen Saal. Hier einige Antworten auf die Fragen.

Vom neuen, schönen Streaming-Zeitalter ist schon länger die Rede, trotz aller Herausforderungen, der sich besonders die deutsche Branche stellen muss. Das altehrwürdige Kino erzitterte. Wir als Redakteure bemerken eine Hinwendung der Leserschaft zu Streaming-News, der wir uns täglich stellen müssen. Geht bald niemand mehr ins Kino? Vor ein paar Jahren hätten wir diese Frage mit Kopfschütteln links liegen lassen, mittlerweile müssen wir sie uns stellen. Das haben wir getan und Daten der Filmförderanstalt  zu diesem Zwecke ausgewertet, die seit mehreren Jahren Kino-Kennzahlen aufbereitet und zur Verfügung stellt.

So viele Kinotickets werden in Deutschland pro Jahr verkauft

Zunächst präsentieren wir euch eine Übersicht, wie viele Kinotickets in Deutschland von 2012 bis 2017 gelöst wurden. Hier könnt ihr sehr schön sehen: Es ist in einigen Altersgruppen in den letzten 5 Jahren alles geblieben, wie es ist. In zweien hat es sich allerdings ziemlich dramatisch verändert. Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre sowie Menschen, die bereits die 60 Jahre überschritten haben, gehen mit einer ähnlichen Intensität ins Kino wie noch vor 5 Jahren. In allen anderen Altersgruppen ist das nicht der Fall.

In der anderen Grafik weiter unten werden die Verluste, die in einzelnen Altersgruppen beim Kauf der Kinokarten entstehen, eventuell noch deutlicher. Über 30 Prozent weniger Kinobesuche innerhalb der letzten 5 Jahre in der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre ist ein enormer Abfall. In den zwei folgenden Altersgruppen ist der Verlust zwar nicht mehr so groß, aber immer noch markant.

Heißt das jetzt, dass diese Altersgruppen weniger Filme schauen? Wir glauben nicht, eher verschiebt sich das Gefüge hin zum Streaming. Das dürfte ziemlich sicher sein, leider weiß außer Netflix & Co. niemand so richtig, wie viele Abonnenten in Deutschland die Streamingsdienste wirklich haben und was wann geschaut wird. Die Streamingdienste halten ihre Zahlen geheim wie die Wiener Bäcker das Rezept der Sachertorte. Gründe für einen Wechsel vom Kino zum Streaming lassen sich allerdings sofort finden. Wir listen euch einige auf, ohne Garantie auf Vollständigkeit. In den Kommentaren seid ihr dazu aufgerufen, eure zu nennen.

Vorteil Streaming: Kostengünstiger, individueller, vielfältiger

  • Die Abonnenten können jederzeit zugreifen auf den Streaming-Content, sei es am frühen Morgen, weil die Nachtschicht gerade überstanden wurde, oder in der Nacht, um vom Lernen für die nächste Klausur noch etwas herunterzukommen. Das Kino ist hier eingeschränkter und hat auch weniger Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken.
  • Das Streaming-Angebot ist deutlich vielfältiger als beim Kino um die Ecke, erst recht, wenn der Wohnort ein ländlicher Bereich ist. Zwar wurden auch im letzten Jahr neue Kinos eröffnet (aktuell gibt es 4.803 Kinosäle in 1.672 Spielstätten in 899 Standorten), aber in Städten und nicht auf dem Land.
  • Ein Streaming-Abo ist relativ erschwinglich. Ein Netflix-Abo kostet für 4 Personen 13,99 Euro pro Monat, Amazon und Sky spielen in einer ähnlichen Kategorie. Schauen können zudem mehrere Personen gleichzeitig, auch unterschiedliche Filme. Kino ist, wenn wir von einem einzigen monatlichen Besuch ausgehen, deutlich teurer, denn wir müssen neben der Kinokarte diverse Ausgaben dazu rechnen: An- und Abfahrt sowie Verzehr.

Schauen wir uns die Entwicklung der Kino-Ticket-Preise genauer an, wird dies noch deutlicher. Jedes Jahr kostet das Ticket ein bisschen mehr und über den Verzehr wollen wir gar nicht erst reden.

Die Zahlen sind erdrückend.
Trotzdem lassen wir uns davon nicht abhalten: In beiden Fällen, Kino wie Streaming, halten wir fest: Filme sind für Zuschauer gemacht. Das ändert sich auch nicht, wenn sich die Orte oder Plattformen ändern, wo wir sie schauen. Streaming und Kino werden aller Wahrscheinlichkeit koexistieren, Streaming wohl aber immer dominanter werden. Der Kinobesuch aber bleibt auch in naher Zukunft das besondere Event. Besonders Kinobetreiber müssen sich dieser Herausforderung bewusst werden und sich zum Beispiel attraktive Angebote überlegen.

Was sagt ihr zu den Entwicklungen zum Kino? Findet ihr euch in einer der Altersgruppe wieder?

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