Abgelenkt von Geschäftlichem verliert Investmentbanker Andreas Mersfeld (Fritz Karl) kurz seinen Sohn aus dem Blickfeld. Der Bub läuft in ein Auto. Noch Monate danach bringt Mersfeld nachts kein Auge zu. Seine Frau Julia (Tatjana Alexander) hält sich nach einem Nervenzusammenbruch in der Psychiatrie auf. Kurz vor ihrer Entlassung, als es mit ihr scheinbar wieder bergauf geht, nimmt sie sich das Leben. Zimmerkollegin Sarah (Jessica Schwarz) vermutet illegale Medikamenten-Versuche, an denen Mersfelds bester Kunde beteiligt sein soll, und infiziert Mersfeld mit ihrem Verdacht.
Der Fernsehfilm Lautlose Morde entstand unter der Regie von Jörg Grünler und feiert heute Abend um 21.00 Uhr seine Premiere auf ZDFneo. Am 13. September um 20.15 Uhr zeigt das ZDF den Psychothriller in seiner Reihe “Fernsehfilm der Woche” zum ersten Mal im Free-TV.
Hauptdarstellerin Jessica Schwarz startete ihre Karriere als Model und Moderatorin, bevor sie sich mit Filmen wie Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders und Buddenbrooks – Ein Geschäft von einiger Größe sowie als Romy Schneider im TV-Biopic Romy einen Namen in der Filmbranche machte. Mit ihrer Figur in Lautlose Morde als Psychiatrie-Patientin wandelt sie auf den Spuren von Hollywood-Star Angelina Jolie, die 2002 für eine ähnliche Rolle in Durchgeknallt den Oscar gewann. Im Interview steht uns die Schauspielerin Rede und Antwort.
Was hat Sie an dieser Rolle so gereizt?
Jessica Schwarz: Ich fand es spannend, eine Frau mit einer vermutlich gespaltenen Persönlichkeit zu spielen, von der man bis fast zum Ende des Filmes hin nicht weiß, ob sie psychisch krank ist und ob man ihr über den Weg trauen kann. Eine tolle Herausforderung, bei der ich mich in jeder Szene erneut fragen musste: Verhalte ich mich so, dass der Zuschauer mich für wirklich wahnsinnig hält? Oder ist die Figur vielleicht nur deshalb so sonderbar, weil sie vier Jahre lang völlig zu Unrecht eingesperrt war?
Wie haben Sie sich auf diese Dreharbeiten vorbereitet?
Jessica Schwarz: Ich hatte Gelegenheit, mich in einer psychiatrischen Klinik in Wien umschauen zu dürfen. Der Chefarzt nahm mich sogar mit auf die forensische Station. Was ich dort erlebt habe – dafür braucht man starke Nerven. Mein erster Eindruck war: Hier geht es ja relativ entspannt zu. Aber schnell wurde mir die Ursache dafür klar, ein Großteil der Patienten wird medikamentös ruhig gestellt. Sie sind auffällig langsam bei allem, was sie tun, und denken im Zeitlupentempo. Ihr leerer Blick in die Ferne, wenn sie durch einen hindurchschauen, macht sie etwas unheimlich.
Hatten Sie direkten Kontakt zu Patienten, die als gemeingefährlich
eingeschätzt wurden?
Jessica Schwarz: Ja, aber ich sollte sie nicht ansprechen, weil sonst die Gefahr bestand, dass sie so wieder auf das heikle Thema ihrer Krankheit gestoßen werden. In der geschlossenen Abteilung hatte ich richtig Angst, als es zu einer brenzligen Situation kam: Eine Frau verlor sich selbst, schrie, und die Pfleger mussten sie in den Griff bekommen. Der Chefarzt beruhigte mich und erzählte, dass solch ein Verhalten bei gerade erst aufgenommenen Patienten nicht ungewöhnlich sei. Aber ich empfand die Situation schon als heftig. Auf der anderen Seite erlebte ich dort auch Männer, die konzentriert und völlig ruhig arbeiteten. Sie haben ganz tolle Sparschweine gebastelt – eine Art Ergotherapie, bei der sie sich sogar ein bisschen Geld verdienen können.
Was haben Sie vor Ort über diese Therapieform erfahren?
Jessica Schwarz: Der Chefarzt sprach ganz offen die Chancen und Risiken seiner Klinik an. Auch darüber, dass das System krankt und in welchem Teufelskreis diese Patienten teilweise stecken, wie schwierig es für sie ist, da wieder herauszukommen. Ich traf Menschen, die ein hartes Schicksal hinter sich haben oder nur das Opfer von Umständen sind. Es war ein ohnmächtiges Gefühl, diesen Menschen, die Hilfe brauchen, nicht helfen zu können.
Haben Sie diese Erlebnisse verändert?
Jessica Schwarz: Ich bin glücklicher denn je, seelisch keine Probleme und Freunde zu haben, mit denen ich über alles sprechen kann. Und heilfroh, dass niemand in meinem Umfeld in solch einer Klinik behandelt werden muss und auf solche Medikamente angewiesen ist.
Welches Verhältnis haben Sie generell zu Tabletten?
Jessica Schwarz: Ich bin sehr vorsichtig mit Medikamenten, weil ich einmal eine schlechte Erfahrung gemacht habe. Vor einigen Jahren hatte ich allergiebedingt einen Nesselfieberanfall, und mir wurde viel Cortison gespritzt. Ich wunderte mich, dass ich dieses Mittel noch eine gewisse Zeit danach nehmen musste. Die Haut an meinen Ellenbogen wurde so rissig, dass sie schmerzte, wenn sie mit dem Tisch in Berührung kam. Bis ich im
Beipackzettel las, dass die Haut durch Cortison dünn werden kann. Seitdem drücke ich mich um jedes Medikament, wenn es irgendwie geht.
Sie standen erstmals mit Fritz Karl vor der Kamera. Wie war`s?
Jessica Schwarz: Klasse. Er ist ein unheimlich offener Mensch, ein routinierter Schauspieler mit tollem Humor. Unsere Spontanität hat uns auch sehr geholfen, wenn wir gemeinsam mit dem Regisseur die Figuren durchgesprochen und ihr Verhalten auf Authentizität überprüft haben. Das ist gerade bei meiner Rolle, einer angeblich Verrückten, besonders wichtig gewesen. Um das Optimale aus uns herauszuholen, haben wir dafür auch gerne unser Wochenende geopfert. Fritz ist da wie ich. Wir stecken beide sehr viel Herzblut in einen Film, haben uns gegenseitig angespornt. Jörg Grünler gab mir auch die Freiheit, selbst Vorschläge und Ideen miteinzubringen. So war es zum Beispiel auch meine Idee, dass Sarah ein Reh auf einer Wiese entdeckt, das der Zuschauer nicht sehen kann. Dass sich meine Figur mit einem Kugelschreiber einen Stern, der für ein gewisses Sinnbild steht, auf die Hand malt, war auch meine Idee.
War das Ihre schwierigste Rolle, die Sie je gespielt haben?
Jessica Schwarz: Das kann man so nicht sagen. Romy Schneider zu verkörpern, war auch eine große Herausforderung. Auf jeden Fall war es eine richtige Entscheidung, bei diesem Psychothriller mitzumachen und dass auf Romy eine weitere extreme Rolle folgte.
Mit Material von ZDFneo