Ich, The Elder Scrolls III: Morrowind & viel zu viel Freiheit

09.02.2016 - 14:45 Uhr
The Elder Scrolls III: Morrowind
Bethesda Softworks
The Elder Scrolls III: Morrowind
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Heutzutage stolpere ich an jeder Ecke über Open World-Titel, die mich trotz ihrer Größe sicher durch das Spielerlebnis führen. Früher war das anders, damals musste ich nach dem Spaß suchen. Und diese Suche begann für mich mit Morrowind.

Wieder mal Sonntag, wieder mal will ich eigentlich nur auf der Couch liegen, und wieder mal ist der Kühlschrank leer. Also ein Lieferdienst. Aber welcher? Früher fiel mir diese Entscheidung um einiges leichter. In meinem Heimatort kannte nicht nur jeder jeden, sondern ich auch die Speisekarten aller Lieferdienste auswendig, immerhin gab es vielleicht zwei – großzügig aufgerundet.

Heute gehe ich hingegen in der Flut an Möglichkeiten unter, vertrödle mehr Zeit damit, ein Essen auszusuchen, als es zu genießen, will ständig etwas neues ausprobieren, aber weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Und plötzlich fühle ich mich wieder wie der Junge, der zum ersten Mal einen Fuß in die große, weite Welt des Rollenspiels The Elder Scrolls III: Morrowind  setzt.

The Elder Scrolls III: Morrowind

Bevor ich die Insel Vvardenfell  bereiste, bedeutete spielerische Freiheit für mich, zwischen Missionen die Zauberschule Hogwarts zu durchstöbern . Doch nun feuerte mich jede Zeile im Programmcode an, zu tun und zu lassen, was immer ich auch wollte. Bereits das Tutorial drückte mir Stift und Charakterbogen in die Hand, um aus einem Berg an Fähigkeiten eine eigene Klasse auszuknobeln. Und schon kurz darauf stand ich mit meinem erstem Auftrag in der Tasche auf den Straßen des Küstenorts Seyda Neen.

Wobei ich zuerst einmal kaum mehr machte, als umherzulaufen und mich mit großen Augen umzuschauen. Wenn Fantasy-Welten Burger wären, bestünde Morrowind aus Kobe-Rind , während die meisten anderen bei McDonalds lägen. Hier warteten nicht nur Fachwerkhäuser oder Burgen, die aus dichten Wäldern ragen, auf meinen Besuch. Stattdessen bauten sich baumhohe Pilze oder Ruinen am Horizont auf, aus denen dank seltsamer Maschinen ein Hauch von Steampunk-Atmosphäre dampfte.

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Doch nach dieser anfänglichen Faszination drängte sich mir letztlich die Frage auf: Und nun? Verglichen mit den Spielen, in denen ich bislang versank, erinnerte mich Morrowind zu Beginn an einen stillgelegten Vergnügungspark. Keine wie Leuchtreklame blinkenden Questmarkierungen warben für die tollsten Attraktionen, niemand nahm mich an die Hand. Morrowind überraschte mich damit, dass ich mich in seine Welt einfühlen, auf Figuren zugehen, meinen Spaß selbst suchen musste. Was ich auf meiner frühen Entdeckungsreise allerdings fand, war ein Dungeon voller Gegner, die meinem Abenteuer ein recht unrühmliches Ende setzten.

So lenkte ich doch in die Bahnen ein, die die Hauptgeschichte für mich vorsah. Aber auch dort stolperte ich bald über Einstiegshürden. Nachdem ich meinen ersten Auftrag erledigte und einem Mann namens Caius Cosades wichtige Dokumente überreichte, überschüttete der mich nicht mit Gold oder wertvollen Items, sondern neuen Anweisungen, Namen und Bezeichnungen, mit denen ich wenig anfangen konnte: Okay, ich war jetzt also eine Klinge, die... und in Balmora, Caldera sowie Ald'ruhn wohnen andere Mitglieder, also Trainer... Warte, wieso soll ich nochmal zur Kriegergilde, und wer oder was war jetzt dieser Nerevarine?

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Da half es auch nichts, dass Morrowind viele Notizen für mich anhäufte und sie wie in einem Wikipedia-Eintrag mit Querverweisen verknüpfte. Schließlich nahm das Tagebuch irgendwann die Ausmaße einer Doktorarbeit an, las sich oftmals ähnlich kryptisch und wollte mir dann nicht einmal in einem Inhaltsverzeichnis noch offene oder abgeschlossene Missionen präsentieren.

Es passierte das Unvermeidbare. Ich gab frustriert auf, verkaufte das RPG sogar im Glauben, einfach nicht für diese Art von Spiel gemacht zu sein, nur um es ein paar Wochen danach erneut mit Morrowind zu probieren. Weil ich an allen Ecken und Enden an die künstlichen Grenzen stieß, die mir andere Spiele setzten. Weil ich zwar oft scheiterte, aber gleichzeig spürte, dass mir Bethesdas Open World-Spielplatz auch die Freiheit gab, anders an die Sache heranzugehen. Denn auch wenn mir The Elder Scrolls III: Morrowind zuerst nicht das lieferte, was ich ursprünglich wollte, biss ich mir selten lieber die Zähne aus, um es doch noch zu bekommen.

The Elder Scrolls III: Morrowind erschien im Mai 2002 für PC, eine Umsetzung für Microsofts Xbox folgte im November 2002. Das Spiel läuft auch heute noch auf aktuellen Computern, ihr findet es beispielsweise bei Steam  oder Good Old Games  in der Game of the Year-Fassung, die die Add-Ons Tribunal und Bloodmoon beinhaltet. Zahlreiche Mods für Morrowind, die es aufhübschen oder bestimmte Mechaniken umkrempeln, liefert euch zudem die Website nexusmods .

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