Ich, Das Leben des Brian & die Volksfront von Judäa

15.07.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Die fast komplette Spaßtruppe Monty Python in Das Leben des Brian
Columbia Tristar
Die fast komplette Spaßtruppe Monty Python in Das Leben des Brian
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Wer auf bösen Humor und derbe Witze steht, kommt an Monty Pythons Meisterwerk Das Leben des Brian nicht vorbei. Ich vergebe mein Herz für Klassiker an einen Film, der mir trotz des großen Altersunterschiedes die Bauchdecke spannt.

Als ich unser Cockpit nach bereits vergebenen Klassiker-Herzen durchforstete, verfiel ich anfangs in tiefe Trauer, da all meine Lieblingsstreifen schon von uns ausgezeichnet wurden. Plötzlich hörte ich eine Melodie in meinem Ohr, ich summte mit und begann daraufhin zu singen: “Always look on the bright side of life”. Vor meinem geistigen Auge erschien Brian am Kreuze und ich hackte sofort in die Tastatur – Das Leben des Brian, geschaffen von der humorvollen Komödiantengruppe Monty Python, tauchte nicht im System auf. Ein wahres Wunder war geschehen.

Warum ich Das Leben des Brian mein Herz schenke
Als Das Leben des Brian veröffentlicht wurde, gab es Ausstrahl-Verbote unter anderem in den USA, Großbritannien und Norwegen, da diese Staaten zu jener Zeit in religiöser Hinsicht noch deutlich konservativer eingestimmt waren. Von mancher Glaubensgemeinschaft wird der Film wohl bis heute kontrovers betrachtet, wenn er denn überhaupt betrachtet wird. Dabei vermieden es die Drehbuchautoren Monty Pythons, die ebenfalls als Akteure mehrere tragende Rollen des Filmes besetzten, im direkten Bezug auf die Person Jesu Christi blasphemisch zu werden. Stattdessen schafften sie eine fiktive Person, einen 13. Apostel namens Brian, der als uneheliches Kind einer Jüdin und eines Römers geboren wird. Sein Geburtsort ist ebenfalls Nazareth, seine Geburtsstätte gleich neben der Scheune, in der Jesus zur selben Zeit geboren wird.

Fortan wird dieser Brian aus Das Leben des Brian versuchen, in die judäische Volksfront – Verzeihung, ich meine natürlich die Volksfront von Judäa – aufgenommen zu werden. So versucht der Anwärter unter anderem mit plakativen Wandschmierereien, den Abzug der Römer aus dem Land zu erzwingen. “Romani ite domum”, korrigiert der römische Ordnungshüter/Centurio dabei den erschrockenen Brian, der jene Zeilen sodann ganze 100 mal an die Wand kritzeln muss. Da kann selbst eine kurze Latein-Lehrminute rund um Imperativ und Lokativ Spaß machen. Um darauf zu kommen, welcher deutscher Name sich unter dem fantasievollen Namen Schwanzus Longus verbirgt, müssen wir wiederum kein Latein in der Schule gehabt zu haben. Zumal wir da Schwanzus sowieso nicht im geliebten Wörterbuch (Stowasser) gefunden hätten.

Warum auch andere Das Leben des Brian lieben werden
Latein beiseite, Scherz komm raus: in Das Leben des Brian wird einiges durch den Sand gezogen. Da bricht während der ursprünglich friedenstiftenden Bergpredigt eine Schlägerei unter den Zuhörern aus. Im Rahmen der Steinigung, die sich zeitlich mit der Predigt im Unterhaltungsprogramm des jüdischen Volkes überschneidet, können vorab ganz besondere Steine zum Werfen erworben werden. Das klingt makaber? Ist es auch. Und gerade deswegen ist es so witzig. Dass diese Wurfgeschosse nur der Verurteilte auf die Rübennase bekommt, ist dabei nicht vorauszusehen. Für weitere Beispiele, auf welch ironisierende Art und Weise Das Leben des Brian unsere Bauchmuskeln beansprucht, taugen die dahergestotterten Marktplatz-Reden, die Brian zu einem Vorbild einer ganzen Jüngerschaft macht.

Warum Das Leben des Brian die Jahrzehnte überdauern wird
Was bleibt mir da zu sagen? Technisch ist Das Leben des Brian kein Meilenstein und das ist er auch nie gewesen. Der Kultstreifen steht unter dem Stern “handgemacht”. An Charme verliert der Film dadurch jedoch nicht, ganz im Gegenteil. Lasst euch also vom Veröffentlichungsjahr 1979 und der entsprechenden Bildtechnik nicht abschrecken. Immerhin soll Monty-Python-Veteran Terry Gilliam nach eigenen Aussage für seine Raumschiffsequenz (gemeint ist das Raumschiff, dass Brian vorerst die Flucht vor Pontius Pilatus ermöglicht) von niemand Geringerem als George Lucas gelobt worden sein. Gehen wir hier lieber auf die lyrische Ebene ein: Was die Jungs von Monty Python aus den bis zu diesem Zeitpunkt selten persiflierten Geschichten der Bibel machen, ist grandios. Dabei gehören Ironie, Wortwitz und ein gehöriges Bedienen von Klischees zum Arsenal von Das Leben des Brian. Persönlich halte ich in diesem Zusammenhang auch die deutsche Synchronisation für gelungen, was aber jeder moviepilot für sich selbst entscheiden muss.

Zu guter Letzt gebe ich euch einen Ratschlag: Falls ihr Das Leben des Brian noch nicht gesehen habt und euch nach einer kleinen Schelmerei zumute ist, kann ich euch nur dringend raten, dies nachzuholen. Organisiert euch eine große Tüte Otternasen und gönnt euch eine große Portion britischen Humorguts. Denn wie die Verurteilten der Massenkreuzigung vor ihrer Hinrichtung zu singen pflegen, solltet ihr Folgendes befolgen: “Always look on the bright side of life!”

Welchem Spruch gebt ihr euer Scherzkeks-Herz für den größten Lacher aus Das Leben des Brian?

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