Die goldene Ära der Golden Girls

04.10.2011 - 08:50 Uhr
Die Golden Girls
Buena Vista
Die Golden Girls
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Gold ist wertvoll, die Golden Girls sind mindestens genauso wertvoll. Diese Sitcom begeisterte schon vor über 20 Jahren viele Menschen und tut das bis heute. So auch mich, weshalb ich den Mädels mein Herz schenke.

Eine Sitcom, die von vier reifen Damen handelt, die gemeinsam in einer WG in Miami leben, hört sich zuerst einmal wenig spektakulär an. Und spektakulär ist Golden Girls eigentlich auch nicht, dafür aber wichtig und witzig. Aber wie kann ich euch nahebringen, was mir diese Serie gibt? Weshalb hebt sie sich von anderen Sitcoms ab? Was macht sie bedeutsamer, worin zeigt sich die Qualität? Ich versuche nun einfach, meine Begeisterung für die Golden Girls in Worte zu fassen, obwohl ich mir ganz sicher bin, dass ich nicht alles sagen werde, was mir dazu einfällt, da es einfach zuviel Gutes gibt, was die Golden Girls auszeichnet.

Die Golden Girls – Charaktere mit Format
Rose Nylund (Betty White), Blanche Devereaux (Rue McClanahan), Dorothy Zbornak (Beatrice Arthur) und Sophia Petrillo (Estelle Getty) – um diese betagten Damen dreht sich diese Sitcom. Und da alle vier einen vollkommen unterschiedlichen Hintergrund haben, ergibt sich auch immer wieder Reibung, die in grandiosem Witz endet.

Rose ist die Einfältige. Sie stammt aus Sankt Olaf in Minnesota, einem Kuhkaff, in dem Bildung ganz offensichtlich nicht das höchste Gut war. Sie hat aber das Herz am rechten Fleck, ist stets ehrlich, allerdings durch ihre Herkunft entsprechend naiv, respektive dumm: “Hey, mein Mittelfinger ist der längste!”.

Blanche hingegen ist nicht so einfältig wie Rose, dafür aber ganz gerne einmal anzüglich. Genauer gesagt ist sie sogar eher auszüglich, denn wenn ein Mann in ihrer Nähe ist, dann entledigt sie sich normalerweise recht schnell ihrer Kleidung. Aber ob die Schilderungen ihres promiskuitiven Verhaltens tatsächlich alle stimmen, muss angezweifelt werden, denn laut eigener Aussage übertreiben Südstaatler gerne etwas. Aber lustig sind ihre erotischen Erzählungen allemal: “Wir müssen an ihr kleben wie ein schweißnasses Hemd an einem Erntehelfer! Du weißt, diese Typen mit dicken Muskelpaketen und behaarter Brust, die in der heißen Sonne glänzen…”

Dorothy und Sophia gibt es nur im Doppelpack. Kein Wunder, handelt es sich bei den beiden doch um Tochter und Mutter. Das italienische Blut kocht in ihnen, manchmal schwappt es auch über, aber wie es sich für heißblütige Südländer gehört, steht die Liebe zueinander letztlich doch immer im Vordergrund – auch wenn die ganz gut durch bissige Sprüche überdeckt wird:
“Ma, warum bist du noch auf?”
“Jemand hat vergessen, meinen Käfig zuzuschließen!”

Humor mit Herz und Verstand
Klar bedient sich auch Golden Girls gängiger Sitcom-Humor-Standards: Willst du Lacher, gehe unter die Gürtellinie. Aber dadurch, dass es sich hierbei eben nicht um knackige Mittzwanziger handelt, sondern um Damen, bei denen die Schwerkraft schon ganze Arbeit geleistet hat und von denen allgemein kein Geschlechtstrieb mehr wahrgenommen werden möchte, wird dem Witzekonzept ein völlig neuer Drall gegeben. Anzüglichkeiten können als Teil der Aufklärung, dass Körperlichkeit und auch Zotigkeit keine Altersfrage ist, betrachtet werden. Vor allem ist es aber so, dass der Humor nicht ausschließlich durch niedrig gelagerte Gags generiert wird. Es ist das Spiel mit den gegensätzlichen Charakteren, es ist Dorothys geringe Toleranzgrenze, was Rose’ mangelnden Durchblick angeht, es ist Sophias Schlagfertigkeit, es ist Blanches kokettes Auftreten. Mag Golden Girls auf den ersten Blick wie eine x-beliebige Sitcom aussehen, in der junge Schauspieler durch alte ausgetauscht wurden, wird auf den zweiten Blick doch klar, warum es diese Serie auf ganze sieben Staffeln gebracht hat.

Themen von Wichtigkeit
Nicht selten scheuen Sitcoms es, Themen mit ernsthaftem Hintergrund zu behandeln. Nicht so bei den Golden Girls: Homosexualität, Altersarbeitslosigkeit, Sterbehilfe, Krankheiten etc., alles wurde behandelt. Natürlich mit Humor, aber eben auch mit dem entsprechenden Respekt. Dabei ist es keinesfalls immer Friede, Freude, Eierkuchen gewesen, sondern Meinungen wurden durchaus kontrovers diskutiert. Die Homosexualität ihres Bruders akzeptiert Blanche beispielsweise stets kaum, es ist für sie schlicht schwierig, damit umzugehen. Auch wenn sie gerne auf ewig jung wäre, stammt sie doch aus einer Generation, die mit Schwulsein nicht so einfach zurande kommt. Damit bewegt sich diese Sitcom wesentlich näher an der Realität als viele andere, denn eine solche Reaktion ist zumindest ehrlich. Es sind eben diese Konflikte, die diese Serie unter anderem auszeichnen.

Nicht selten wird ein Sachverhalt nicht nach dem üblichen Muster durchgespielt, der am Ende alles irgendwie ins Lächerliche zieht, sondern es bleibt beim ernsten Thema, das mit Humor präsentiert wird. Und wenn das kein Argument für eine Sitcom ist, was dann?

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