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Eine erstaunliche Matrix-Analyse. Wer ist Neo wirklich?

21.02.2016 - 12:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Alles codiert oder was?
Warner Brothers
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Millionen Zuschauer regte der Film Matrix schon zum Überdenken von Realität an. Sympathie und Idendifikation finden sind hauptsächlich auf Neos Seite, doch was steckt wirklich hinter der Geschichte um Thomas Anderson, Morpheus, Trinity und Mr. Smith?

Dieser Artikel ist zuerst auf meinem Blog "DasNetz_inDir" veröffentlicht worden.  


1. Erste Eindrücke prägen uns

Früher ging es mir wie den meisten, welche Matrix - den ersten Teil des weltbekannten SciFi Epos der Wachowski Geschwister - erstmalig vor ihren Augen flimmern ließen. Wir haben uns mit Neo mehr als einmal über merkwürdige Umstände gewundert, haben mit ihm den Worten Morpheus und des Orakels erstaunt gelauscht, wir haben sicherlich angenommen, Neo könne seine innere Kraft als Auserwählter voll entwickeln und letztlich natürlich gehofft er gewänne schließlich den Kampf gegen Mr. Smith und überwinde damit die illusionären Macht der Matrix.

So einfach, so gut. Die Rollen scheinen klar verteilt. Typisch Hollywood, dachten wir.

Der ein oder andere ist der Meinung: "Naja, ganz neu waren die Idee einer simulierten Matrix auch damals im Jahr 1999 nicht, aber ok."

So oder so, wirklich schlecht finden den Film letzlich die Wenigsten. Für Einige ist der Film Anlass gewesen, sich stärker mit der eigenen Realität zu befassen, mit ihren eigenen Umständen auseinanderzusetzen. Sie suchten Parallelen, sie sahen Paralellen. Sehr schön! Soetwas sollen Filme (und auch Bücher) im Idealfall doch genau auch bewirken.

Nun aber zum Punkt! Was wohl fast keiner denkt oder bisher gedacht hat, der "Matrix" gesehen hat: "Neo könnte sich falsch entschieden haben."

Wieso auch? Neo steht am Schluss des Filmes, als Gewinner eines epischen Zweikampfes da und entließ uns Zuschauer schließlich mit seinen abschließenden Worten: "Ich zeige euch eine Welt ohne euch. Eine Welt ohne Gesetze, ohne Grenzen, ohne Kontrolle.", wieder zurück in unsere eigene Realität außerhalb des Bildschirmes oder der Leinwand.

Verführerisch klingt dieser letzte Satz, verlockend, grenzenlose Freiheit versprechend. Vor allem in Anbetracht der überaus limitierte Welt, in der wir selbst leben, allzu verständlich.

Ist diese sehr absolute Aussage Neos jedoch in sich stimmig oder im Grunde unrealistischer Wunschgedanke?

Was ist ein freies Leben, ist freie Realität ohne real existierende faire Spielregeln, welche eben doch irgendwo Grenzen setzen und eine gewisse Kontrolle ermöglichen?

2. Wilkommen beim zweiten Eindruck

Betrachtet mit mir die Filmhandlung nochmal etwas genauer und lasst und schauen, ob die Behauptung: "Morpheus und die Hackerrebellen sind die Guten und Mr. Smith ist der Böse.", überhaupt einem kritischen Blick standhalten kann. Schauen wir ob, der beschriebene weit verbreitete erste Einduck nicht doch trügt.

Beginne wir also mit der allersten Szene des Filmes. Vielleicht erinnert sich jemand vage daran. Es ist ein Telefonat zwischen Trinity und Cypher. Darin wird deutlich, dass die Rebellen Neo schon lange überwachen und wie Cypher ganz deutlich anmerkt der eigentliche Plan ist, ihn umzubringen!!! Aber nein, Morpheus will ihn doch nicht umbringen lassen, er könnte ihnen noch nützlich sein, er könnte der Auserwählte sein. Halt! Angenommen, die Rebellen sind wirklich die Guten. Warum wöllten diese ihn im Ursprungsplan zunächst umbringen? Behalten wir diese Frage im Hinterkopf.

(Am Rande: Ich werde jetzt nicht jede Szene durchkauen, sondern die interessanten Aspekte und Details hervorkramen.)

3. Wer ist Neo?

Wir erfahren recht schnell, Neo schläft nicht viel und verbringt die meiste Zeit vor Rechnern, mit seiner Freizeitbeschäftigung dem Hacken. Als er nun in einem Club das erstemal Trinity begegnet, erzählt sie ihm, er würde von jemand anderem überwacht. Wir halten fest, Neo wird von 2 Parteien überwacht.

Interessant ist, dass Neo bevor er Trinity trifft, dem weißen Hasen folgen soll. Diese Symbolik stammt aus dem/den allseits bekannten Buch/Filmen "Alice im Wunderland", in welchem Alice, indem sie dem weißen Hasen folgt, sich hinein in eine große Illusion manövriert, aus der sie nur schwerlich wieder herausfindet. Könnte dies ein Hinweis sein, wer Neo eigentlich gerade in Wirklichkeit anlockt, dass dernen Absichten gar nicht so nobel sind, wie es scheint?

Davon jedoch erstmal abgesehen, äußert Trinity in der Clubszene, eine der sicherlich wahrhaft interessanten zentralen Aussagen des Filmes.

Es ist die Frage, die uns keine Ruhe lässt. ...

Was ist die Matrix?

Die Antwort ist irgendwo da draußen, Neo. Sie ist auf der Suche nach dir und sie wird dich finden, wenn du es willst.

Neos Charakter wird kurz darauf konkretisiert. Zunächst durch seinen Chef in der Softwarefirma:

Sie halten sich für etwas besonderes, jemand für den keine Regeln gelten.

, später, bei seiner ersten Begegnung mir Mr. Smith, als jemand der,

... Nahezu jedes Computerverbrechen begangen hat.

Beim besten Willen klingt das nicht unbedingt nach einem Gray-Hat  Hacker, der gute Absichten im Sinne hat. Ist Neo wirklich ein Guter?

Wie die Rebellen, welche Neos Hilfe benötigen, bekundet auch Mr. Smith, Neo als Verbindungsmann zu brauchen. Er weiß um dessen Kontakt zu Morpheus.

Mr. Smith:

Was immer sie über diesen Mann zu wissen glauben ist irrelevant. Er wird von der Mehrheit aller Behörden als gefährlichster Mann der Welt eingeschätzt. Meine Kollegen sind der Meinung, dass ich meine Zeit mit ihnen vergeude, aber ich glaube an ihre Einsicht.

Ok! Neo sieht Morpheus als Befreier und Undergroundikone. Smith und einige andere als Terroristen. Mal sehen, was nun stimmt.

4. Die Morpheus Methode

Gleich frisst Neo, bei ihrem allerersten Zusammentreffen, Morpheus aus der Hand.

...und zwar eine Pille!

Zunächst einmal unterstellt Morpheus beim ersten Telefongespräch mit Neo den Ordnungsbehörden Mordabsichten, [ "Wenn sie wüssten was ich weiß, wärst du jetzt vermutlich tot." ] um seinerseits klarzustellen, wer aus seiner Sicht die Bösen sind. (Man erinnere sich jedoch an die ursprünglichen Mordabsichten der Rebellentruppen aus Szene 1!)

Morpheus, mit seiner sympthatischen Frisur und seinem offenen Sonnenrillenblick, trifft kurz darauf in seinem Lieblingszimmer auf Neo. Er geht, unter Anwendung umgekehrter Psychologie, auch gleich in die Vollen. Er behauptet Neos Gefühl mit der Welt stimme etwas nicht, hätte ihn zu ihm geführt, dabei haben ihn ganz offensichtlich die Hacker aktiv hierhin geleitet.

Weiter gehts mit einer weiteren zentralen interessanten Aussage des Filmes.

Morpheus: "Es ist eine Schweinwelt, die man dir vorgaugelt, um dich von der Wahrheit abzulenken." Neo:"Welche Wahrheit?" Morpheus: " ... , dass du ein Sklave bist, Neo. Du wurdest wie all in die Sklaverei geboren und lebst in einem Gefängnis was du weder anfassen noch riechen kannst, ein Gefägnis für deinen Verstand.

Nunja, anfassen und riechen kann man das Gefägnis schon, wie ich finde. Die hier geäußerte Grundidee ist jedoch einleuchtend. Oder nicht?

Man neigt dazu zu glauben, wenn jemand etwas Wahres sagt (noch dazu so tiefschürfend), dann kann er keine unlauteren Absichten haben. Aber ist dies wirklich so?

Es dauert keine 5 Sekunden und man sieht, wie Morpheus, Neo, sogleich ein unglaubliches Ultimatum hinterherschiebt. Es sei seine letzte Chance, danach gäbe es kein zurück mehr. Sofortige Entscheidung, Pistole auf die Brust! Jetzt die Matrix durchsteigen oder nie mehr!

Äääähäm?!? So soll das jetzt laufen. Alles Klar! Wer derart agiert, der führt doch was im Schilde.

Aber siehe da, Morpheus spielt mit offenen Karten. Mann muss es nur richtig verstehen. Die blaue Pille, die er nun offeriert, würde Neo in seinem Bett aufwachen lassen und ihm die freie Wahl des Glaubens ermöglichen. Während die Rote Pille ihm im Wunderland belässt und von Morpheus an die Hand genommen in die tiefsten Tiefen des Hasenbaus führt. Also tiefer hinein in die Matrix, nicht wie fälschlicherweise später impliziert, in die wirkliche Realität. Eindeutiger kann die Geschichte, meinem Verständnis nach gar nicht erzählt sein. Neo entscheidet sich bekanntermaßen für die rote Pille. Er wird dann auch erst an eine Machine angeschlossen, bevor er angeblich in die Wirklichkeit erwacht. Wenn ihr aus einem Traum aufwacht, werdet ihr dann an eine Machine angeschlossen?

Wir schauen demnach die Geschichte einer Figur, welche nicht selbständig analysiert, sondern sich (ver)führen lässt.

Die Realität, die von Neo nach dem Pillenwerfen betreten wird, ist also ganz offensichtlich eine von Morpheus  (Mythologisch: der Gott der Träume und Sohn des Hypnos) gesteuerte illusionäre Traumwelt. Alles was Neo dort erfährt, ist somit fragwürdig. Soll heißen, vor allem die Aussagen zum Hergang der Geschichte auf Erden, dass Maschinen Böse seien und die Matrix von Grund auf schlecht (etc. PP.).

(Die weitverbreitetste Rote Pille, die Individuen an den Hasenbau anbindet und unbewusst manipuliert, ist meiner Ansicht nach diese spezielle Kirsche. )

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