Gewaltige Fantasy-Serie von Netflix ist zurück: Wie gut ist Sandman Staffel 2?

04.07.2025 - 08:52 UhrVor 18 Tagen aktualisiert
Wie gut ist Sandman Staffel 2?
Netflix
Wie gut ist Sandman Staffel 2?
0
1
Nach langer Pause ist der Fantasy-Hit Sandman bei Netflix mit Staffel 2 zurückgekehrt. Ob sich das Warten gelohnt hat, könnt ihr hier im Serien-Check lesen.

Verändere dich oder stirb. Das ist eines der zentralen Motive der Fantasy-Saga Sandman. Aber die 2. Staffel denkt gar nicht daran, voreilig die sanfte Hand des Todes zu ergreifen. Stattdessen wählt sie den Weg spannender Veränderungen, die das neue Kapitel zu einem aufregenden Erlebnis machen.

Nach einer gewaltigen Pause von fast drei Jahren kehrt die Live-Action-Adaption der Graphic Novel Sandman am 3. Juli 2025 bei Netflix mit den ersten sechs Folgen von Staffel 2 zurück. Bevor das große Finale in wenigen Wochen bevorsteht, beweist sich Sandman in Teil 1 erneut als eine der besten Comic-Verfilmungen und Fantasy-Serien von Netflix.

Netflix' Sandman Staffel 2 wird vom Fantasy-Epos zur griechischen Tragödie

In der 2. Staffel von Sandman kehrt Dream aka Morpheus (Tom Sturridge), der Herrscher über die Welt der Träume und Mitglied der sieben Ewigen, zurück. Der erste Part erzählt in je drei Folgen zwei große Storylines, die auf den Comic-Sammelbänden Die Zeit des Nebels und Kurze Leben basieren. Obwohl diese Geschichten für sich stehen, konfrontieren sie beide Dream mit der schweren Last der Unsterblichkeit.

Zu Beginn von Staffel 2 steigt Dream nach einem Familientreffen der Ewigen mit einer klaren Mission vor Augen hinab in die Hölle. Dort erwartet den Traumherrscher allerdings kein epischer Kampf gegen Luzifer (Gwendoline Christie) und seine Dämonenarmee, sondern ein müder Teufel, der nach 10 Milliarden Jahren seinen Job an den Nagel hängt. Das ist kein schlechter Scherz, sondern erstaunlich nachdenklicher Ernst mit ungeahnten Folgen.

Präsentierte sich Sandman zu Beginn noch als Kurzgeschichtensammlung mit einem Panoptikum an unterschiedlichen Charakteren, Orten, Motiven und Genres, verliert die Netflix-Serie trotz größerer, zusammenhängender Arcs nichts an ihrem abgedrehten Ideenreichtum. In einem Moment philosophiert Luzifer noch über Freiheit, im nächsten will Donnergott Thor (Laurence O'Fuarain) eine Dämonenfürstin mit seinem "großen" Hammer beeindrucken und im Übernächsten präsentiert William Shakespeare sein neuestes Stück, Ein Sommernachtstraum, einem echten Feenpublikum.

In Staffel 2 verwandelt sich Sandman von einer Dark-Fantasy-Serie mit Horroreinschüben endgültig in ein Fantasy-Spektakel, das das eigene Worldbuilding mit Wesen unterschiedlichster Mythologien eskalieren lässt und um eindrucksvolle Facetten erweitert. Besonders spannend ist der Ausbau von Dreams persönlicher Geschichte, die sich in eine griechische Tragödie epischen Ausmaßes verwandelt. Ein besonders starkes Highlight ist dabei eine völlig neue Interpretation der Sage um Orpheus (Ruairi O'Connor) und Eurydike (Ella Rumpf).

Was Sandman Staffel 2 anders und besser macht

Die erste große und positive Änderung gegenüber Staffel 1 sticht direkt in der allerersten Szene ins Auge. Diesmal verzichten Showrunner Allan Heinberg und sein Kreativteam auf den extrem verzerrten Anamorph-Look, der zwar eine traumähnliche Atmosphäre erschuf, Figuren aber in unwirkliche Proportionen presste. Auch das CGI der Kreaturen und atemberaubenden (aber oft sehr dunklen) Bilderwelten des Traumreichs wurde in Staffel 2 verbessert – genau wie Dreams zerzauste Perücke.

Wer sich zuvor an der Kaleidoskop-mäßigen und nicht-linearen Struktur gestört hat, kann sich in den neuen Folgen an einer stringenteren Erzählung erfreuen, die den ewig grübelnden Dream stärker als Protagonisten ins Zentrum rückt. Als thematischer roter Faden führen der Wunsch nach Veränderung, Entscheidungen (egal, ob in der Vergangenheit oder Gegenwart) und deren teils vernichtende Konsequenzen unaufhaltsam durch die Handlung.

Was sich hingegen nicht verändert hat, ist die exzellente Adaption der Graphic Novel-Reihe. Weiterhin gibt es kaum eine andere Comic-Verfilmung, die ihrer Vorlage so treu bleibt wie Sandman. Das reicht von der Szenen und Panels bis hin zu Dialogpassagen, die direkt übernommen und zum Leben erweckt werden. Fans der Comics müssen sich diesmal allerdings auf teilweise radikalere Kürzungen einstellen.

Dreams Geschichte – vom Höllendilemma bis zur späteren Suche nach seinem verschollenen Bruder – wurde für die Netflix-Version enorm entschlackt, verdichtet und an das neue Medium angepasst. Dass einige Nebenhandlungen, Charaktere und ganze Storylines übersprungen werden, verleiht der Adaption glücklicherweise eine größere Dringlichkeit mit mehr Fokus auf das Wesentliche.

Lohnt sich Sandman Staffel 2 (Teil 1) bei Netflix?

Der erste Teil von Sandman Staffel 2 verfilmt einige der besten Storylines der Graphic Novel. Wer atemberaubende, emotional komplexe und nachdenkliche Fantasy sucht, wird hier bestens bedient. Trotz abgefahrener Genre-Konzepte und mythischer wie kosmischer Wesen, die sich die großen Fragen des Lebens und Seins stellen, bleibt Sandman Staffel 2 als (Jahrtausende umspannende) Geschichte einer dysfunktionalen Familie überraschend intim und dadurch nahbar.

Unter den zahlreichen neuen Figuren können vor allem der tragische Held Orpheus sowie Dreams Holzfäller-Bruder Destruction (Barry Sloane) und dessen stets zynisch kommentierender Hundebegleiter Barnabas (Originalstimme: Steve Coogan) bleibenden Eindruck hinterlassen. Obwohl die Story der trans Frau Wanda (Indya Moore) in einen völlig neuen Kontext verlagert wurde, bleibt diese genau so berührend und erschütternd wie im Comic. Etwas enttäuschend ist hingegen Dreams Schwester Delirium (Esme Creed-Miles), die als Personifizierung der Verwirrung nicht ganz der liebenswert zerstreuten Darstellung aus der Vorlage gerecht werden kann.

Die unverschämt lange Wartezeit auf Staffel 2 hat sich schlussendlich doch gelohnt. Teil 1 ist eine etwas veränderte, aber überragende Fortsetzung – und ein mehr als vielversprechender Vorgeschmack auf die finalen fünf Episoden. Die Moiren (und Netflix) haben vielleicht schon den Schicksalsfaden der Serie durchtrennt und das Ende beschlossen. Das ändert aber nichts daran, dass Sandman die wohl ungewöhnlichste und beste Fantasy-Serie des Jahres werden könnte.

Die 2. Staffel von Sandman besteht aus 11 Folgen, die in zwei Teilen bei Netflix am 3. Juli 2025 sowie am 24. Juli 2025 erscheinen, gefolgt von einer Bonusfolge am 31. Juli. Grundlage für diesen Serien-Check sind die ersten sechs Episoden.

Welche spannenden Serien es neben Sandman Staffel 2 aktuell noch zu sehen gibt, stellen wir euch im Podcast vor:

Podcast: Die 15 besten Serien im Juli bei Netflix, Amazon und Co.

Ihr braucht noch mehr frische Streaming-Tipps? Die spannendsten Serien im Juli, die bei Netflix, Amazon, Disney+ und Co. starten, stellen wir euch in der Monats-Übersicht vor:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Externe Inhalte zulassenMehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Die 15 Highlights im Juli umfassen neben der neuesten Staffel der derzeit besten Star Trek-Serie auch die mit Spannung erwartete Dexter-Rückkehr, Kriminachschub für NCIS-Fans sowie das Netflix-Finale eines Fantasy-Epos und bildgewaltige Science-Fiction.

Das könnte dich auch interessieren

Schaue jetzt Sandman

Kommentare

Aktuelle News