Disney und die Liebe

22.04.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
So viel zur wahren Liebe...
Disney/moviepilot
So viel zur wahren Liebe...
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Ist Disney schuld an unseren unrealistischen Vorstellungen von Liebe? Moviepilot-Mitglied Jana Arwen kommt da etwas äußerst fischig vor – und das liegt nicht nur an einer recht bekannten Teilzeit-Meerjungfrau…

Im Internet kursieren eine Menge illustrer Sprüche. Unter anderem auch: „Disney hat mir unrealistische Vorstellungen der Liebe vermittelt.“ Aber stimmt das überhaupt? Ist Disney wirklich dafür verantwortlich, dass jeder fünfte Deutsche Single ist?

Kaum eine Disneyproduktion endet nicht mit einem Happy End. Sehen wir uns als Beispiel mal die Geschichte von Arielle, die Meerjungfrau an. Dieser Film basiert auf dem Märchen “Die kleine Meerjungfrau” von Hans Christian Andersen. Im Original endet das Märchen damit, dass die Meerjungfrau sich bei vollem Bewusstsein dafür entscheidet, sich lieber in Schaum zu verwandeln, anstatt den Tod des geliebten Prinzen zu riskieren. Der Kern dieses Märchen ist es, alles für die Liebe zu tun. Fakt ist, zur Zeit Andersens hatte die Liebe einen höheren Stellenwert, als sie es heutzutage hat. Zumindest in unser christlich-geprägten Gesellschaft galten Scheidungen nicht als Option. Wer einmal heiratete, tat dies für die Ewigkeit. Sich für die Liebe zu opfern erschien zu seiner Zeit realistischer als heute (außer man heißt Bruno Mars, denn dieser gute Mann würde alles für die Liebe tun. Sogar ein tonnenschweres Klavier quer durch die Stadt schieben). Das Märchen vermittelt also nur teilweise unrealistische Vorstellungen. Ich denke, selbst um 1800 herum hat man bereits gewusst, dass man sich nicht in Seifenblasen auflösen kann…

Doch zurück zum Thema. Was hat Disney aus dieser Geschichte gemacht? Eine kurze Zusammenfassung, für diejenigen unter uns, die sich den Inhalt nicht mehr komplett ins Gedächtnis rufen können. Arielle beobachtet Prinz Eric und verliebt sich in ihn, nachdem sie ihm das Leben gerettet hat. Da er Beine und sie nur eine Schwanzflosse hat, scheint diese Beziehung aussichtslos zu sein. Dank der Meerhexe Ursula ist es ihr möglich, ihre Stimme gegen ein paar Beine einzutauschen. Ein bisschen Rache hier, ein bisschen Drama dort – einigen wir uns darauf, dass am Ende alles gut wird.

Märchenfanatiker werden vergebens auf das bekannte Ende warten, stattdessen sehen wir eine 83-minütige Liebesgeschichte, wie sich ein Prinz nach einigem Hin und Her in Arielle verliebt. Und das Ganze, ohne dass die beiden ein richtiges Gespräch geführt haben. Glücklicherweise interessiert sich Prinz Eric nicht sonderlich für ihre inneren Werte, oder dafür, was sie zu sagen hat, und heiratet sie. Einfach so. Und das innerhalb weniger Wochen. Denn wir wissen ja, vor der Ehe kein…

Ein ähnliches Problem hat Arielle aber auch. Denn auch sie kennt ihren Traummann nur daher, dass sie ihn seit geraumer Zeit stalkt. Verliebt hat sie sich, weil er so super aussieht (oder alternativ, weil er ein Prinz ist). Für diese unsterbliche Liebe ist sie sogar bereit gewesen, einen Teil ihrer selbst zu opfern.

Was lehrt uns Disney zum Thema Liebe in diesem Film?

- Männer stehen auf Frauen, die nicht viel reden.
- Männer lassen nicht lange fackeln.
- Frauen stalken Männer, bevor sie sich trauen, aktiv auf sie zuzugehen.
- Frauen finden reiche Männer attraktiv.
- Männer und Frauen achten vorrangig auf das Äußere.

Für mich persönlich klingt das gar nicht so unrealistisch. Aber für die Romantiker unter uns setzte ich mich gerne bei Disney dafür ein, in Zukunft einen Warnhinweis auf die DVDs zu drucken:

“Alle Liebesbeziehungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit der Realität sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.”

Mit diesem Artikel schaute moviepilot-Userin Jana Arwen für uns unter den Zuckerguss der wahren Disneyliebe. Wenn auch ihr mal über Filme, die Teil eurer Welt geworden sind, Serien, die euch eine ganz neue Welt erschlossen haben, oder die Schönen und die Biester unter den Filmschaffenden schreiben wollt, oder zu Werken, Rezeptionen und anderen Dingelhoppern vielleicht sogar schon ein bauchiges, zwiebliges Snarfblat von einem Text auf Lager habt: Meldet euch bei uns! Vielleicht gehört eine der nächsten moviepilot Speakers’ Corner euch, mit singenden Krabben, tanzenden Seegurken und all dem anderen Gedöns unter dem Meer! Werft einfach einen kurzen Blick auf die Regeln, und es kann losgehen. Schreibt am besten an community[@]moviepilot.com, oder direkt an Kängufant. Wenn ihr noch Fragen habt, könnt ihr euch natürlich auch gerne bei uns melden.

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