Lange mussten die Fans des verdeckten Ermittlers Cenk Batu warten, bis ihnen mit Tatort: Vergissmeinnicht der dritte Fall der neuen Hamburger Tatortreihe präsentiert wurde. Und sie wurden nicht enttäuscht: Auch diesmal wussten die Macher durch betontes Understatement, rasanten Schnitt und glaubwürdige Charaktere zu begeistern. Ein wohltuendes Gefühl für alle, denen das allgemein verbreitete Fußnotenfernsehen zuwider ist, bei dem jede Handlung plakativ durch die Rollen erklärt wird.
Foto-Show: die Bilder zum Tatort
Weniger ist mehr, so die Devise des Tatort: Vergissmeinnicht. Fast dokumentarisch kam der dritte Cenk-Batu-Fall daher, der sich mit Industriespionage beschäftigte. Einerseits wurden schicke Gimmicks eingeführt, die an James Bond erinnern (sprechende Navigationssysteme, die anonyme Anweisungen des BKA weitergeben und modernste Hackerprogramme). Andererseits wirkte die Kamera oft so nüchtern, wie wir es normalerweise aus Dokumentationen kennen.
Nur wenn sich die Kamera auf die angedeutete, dann schwärmerische Liebesbeziehung zwischen Batu (Mehmet Kurtulus) und einer Spionin (Désirée Nosbusch) konzentrierte, brach der Tatort mit seiner Eigenart und zeigte einen zerbrechlichen, emotionalen Batu. Die beiden, die auch im wahren Leben ein Paar sind, spielten überzeugend das Liebespaar, das nicht zueinander findet, weil jeder auf seine Art seine wahre Identität verdecken muss. Weniger ist mehr – das Motto wurde löblicherweise sowohl im Drehbuch, als auch im Schnitt verfolgt. Ohne pausenlose Handlungserklärungen der Schauspieler und unnötiges Geschwafel fesselte das Team um Regisseur Richard Huber, der bereits Regisseur des ersten Batu-Falls (Tatort: Auf der Sonnenseite war) mit außergewöhnlichen Hamburger Drehorten und der Perspektive Batus, aus der die Story sich entfaltete.
Mit der Träne im Auge nach dem Liebesgeständnis an die falsche Spionin Mia Andergast wurde schließlich der Weg für einen gefühlvolleren Cenk Batu entfaltet. Man darf gespannt sein, wie sich die Hamburger Tatortreihe weiterentwickelt, nachdem Batu am Ende von Tatort: Vergissmeinnicht in die Türkei flog, um dort seine Wunden zu lecken.
Cenk Batu gehört nun zu Deutschlands Top-Ermittlern. Der nordische James Bond mit türkischer Brise zählt als Garant für einen hochwertigen Krimi und der dritte Fall des verdeckten Ermittlers bewies am gestrigen Abend ein für alle mal, dass die neue Hamburger Tatort-Reihe zu den besten der Nation gehört.
Und wie fandet ihr den Tatort: Vergissmeinnicht?