Der Vollgasmann – ein Film aus der Hölle

22.05.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Der Vollgasmann
ARD
Der Vollgasmann
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Die robuste Umweltaktivistin Anica Dobra erliegt dem sexistischen Motorsportler Uwe Ochsenknecht in einer Komödie des allerschlimmsten Grauens. Der Filmmittwoch im Ersten zeigt Geschlechterkampf und reaktionärem Doof-Humor, direkt aus der Hölle.

Die ersten Worte in diesem famosen Fernsehfilm kommen gleich aus dem Off, zum Bild unserer schönen Erde: „Mal ehrlich, den größten Blödsinn machen Männer immer wegen Frauen. Der Trojanische Krieg wurde wegen einer Frau angezettelt, wegen einer Frau hat Edward auf den englischen Thron verzichtet und ich habe als Motorsportler wegen zwei Frauen alles verloren.“ – Uff! Die Stoßrichtung ist vorgegeben. Uwe Ochsenknecht spielt Henry Denninger, den Teamchef eines Rennstalls, dem Umweltaktivisten im Allgemeinen und Frauen im Besonderen ganz viel Böses wollen. Zum Klangteppich des direkt nach den weisen Eingansworten untergelegten Titelsongs „Ich geb Gas, ich bin der Vollgasmann“ gerät der cholerische Henry sogleich in eine Demonstration der Gruppe „Aktion Grüner Planet“. Claire Leonhardt (Anica Dobra), die Anführerin der wütenden Umweltschützer („Ende mit der Schweinerei, runter mit dem CO2!“), hat es auf den Abgas-Sünder abgesehen. Sie will dessen Rallye mit allen Mitteln verhindern – und prompt baut der erzürnte Henry einen Autounfall.

Der besserwisserische grüne Zwerg
So fängt er an, Der Vollgasmann. Noch mal uff, zum Quadrat. Weil der Vollgasmann nun jedenfalls unbedingt seine TransAfricana vor Ort in Freiburg organisieren muss, kommt es zwischen ihm und der Motorsport-Gegnerin zur regionalen Medienschlammschlacht. Im TV-Duell von Jimmi Bauer (Alexander Mazza – ja, der!) sollen die beiden ihre Positionen verteidigen, doch während der Vorbereitungen merkt das ungleiche Gespann, dass es sich – von ideologischen Zwistigkeiten abgesehen – sonst eigentlich ganz anziehend findet. Natürlich, wer auch könnte schon dem anziehenden Charme eines Mannes wie Uwe Ochsenknecht widerstehen. Zumindest aber keine Umweltaktivistin, die im bzw. vom Film vorsorglich sowieso schon mal wahlweise als „Öko-Tante“, „Öko-Maus“ oder „besserwisserischer grüner Zwerg“ diffamiert wird. Allerdings, so Henrys Teamkollege Lukas (Jürgen Tarrach), habe sie immerhin einen „hübschen Arsch“. Darauf ließe sich also aufbauen. Uff, uff, uff.

Männer mögen Autos, Frauen mögen sie nicht
Der Vollgasmann wurde augenscheinlich als Komödie konzipiert, natürlich als romantische – Geschlechterkampf und Rom-Com-Seichtigkeit, alles ganz harmlos. In Wahrheit aber ist das ein Film des allerschlimmsten Grauens, quälend doof, peinigend idiotisch, über Gebühr unangenehm. Nein, schlimmer: Ein Film aus der Hölle. Nicht nur der Hölle gebührenfinanzierter TV-Dreistigkeit, sondern der echten Hölle. Aus den Tiefen des Schreckens. Glühendheiße Dialoge („Henry, du bist Rennfahrer und kein Intellektueller.“) inbegriffen. Männer sind eben so und Frauen sind total anders, darum geht es. Männer mögen Autos, Frauen mögen sie nicht. Was sonst. Aber allen Unterschieden zum Trotz können und wollen sie dann ja doch irgendwie miteinander – und natürlich: diese großen, großen Unterschiede zwischen Frau und Mann, die müssen auch einem ARD-Publikum immer noch mal vor Augen geführt werden. Das Eingangsbild von der Erdkugel hatte schon seinen Sinn: Die Welt ist so, versteht sich.

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