Cannes 2009: Brad Pitt ist nicht der Star in Inglorious Basterds

22.05.2009 - 09:20 Uhr
Inglorious Basterds
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Alles sah danach aus, dass mit Inglorious Basterds wieder einmal Brad Pitt im Fokus der Öffentlichkeit steht. Schon im Vorfeld war sein Schnauzer überall präsent, die ganze Marketing-Maschinerie auf den Hollywood-Star ausgerichtet: Aber nun wird klar: Er ist gar nicht der Star des Films.

Auch wenn Inglourious Basterds und Kultregisseur Quentin Tarantino nicht euphorisch in Cannes gefeiert wurde, ihm gar Geschwätzigkeit vorgeworfen wird: Der Film bleibt einer der heißerwartesten des Jahres. Nach zwei Tagen Abstand offenbaren einige Kritiker bereits einige tiefsinnigeren Analysen des Films, die alles eines gemeinsam haben: Die deutschsprachigen Schauspieler werden durch die Bank gelobt. Sie stehlen dem Hollywood-Star Brad Pitt die Show.

Anke Westphal von der Berliner Zeitung lobt besonders einen Darsteller. Der "Star ist im übrigen keineswegs Brad Pitt als US-Lieutenant Aldo Raine. Der Star dieser länglichen und für den Wettbewerb von Cannes eigentlich zu unwichtigen Produktion ist Christoph Waltz: Er spielt einen SS-Oberst, den man den “Judenjäger” nennt, so vielschichtig – eben unheimlich! – zwischen penetranter seelischer Aufgeräumtheit und hinterhältiger Berechnung, dass ein Raunen durch die Zuschauerreihen ging, wann immer Waltz ins Bild geriet. Eins dürfte sicher sein: Nach Inglourious Basterds ist Christoph Waltz ein gemachter Mann."

Auch Hanns-Georg Rodek von der Welt ist des Lobes voll. Insgesamt hat er zwar schon grausamere Filme in Cannes gesehen, aber die eigentliche Überraschung für ihn ist Christoph Waltz, der Brad Pitt die Show stiehlt. “Wie viel Raum ihm aber Quentin Tarantino hier einräumt, sowohl von der Leinwandzeit wie von der Leinwandpräsenz her, ist absolut erstaunlich. Sein gebildeter, eitler, gerissener, charmanter, skrupelloser Oberst hält das Heft von der ersten bis zur letzten Sekunde in der Hand und scheut sich auch nicht, die Weltgeschichte zu seinen eigenen Gunsten zu manipulieren. … Im Wesentlichen darf Brad Pitt eine schneidige Rede halten und die Kommandos zum Skalpieren geben. Ansonsten steht er eher linkisch herum, während Christoph Waltz im Vordergrund wie ein Haifisch lächelt, freundliche Gemeinheiten verteilt oder eiskalt mordet.”

Der Kritiker Rüdiger Suchsland auf telepolis konnte sich einen Seitenhieb auf einheimische Regisseure nicht verkneifen: Er findet es “frappierend, wie gut die deutschen Schauspieler sind, inklusive Til Schweiger. Der Film zeigt den deutschen Regisseuren damit auch einmal, was man mit diesen Schauspielern machen kann, wenn man sie richtig inszeniert. Und er zeigt damit, wie schlecht, bzw. beschränkt die allermeisten deutschen Regisseure sind.”

Das Lob auf die Schauspieler zeigt einmal mehr, dass Quentin Tarantino ein brillanter Regisseur ist. So jedenfalls fasst es Christoph Huber in der Presse: Er ist ein “großer Schauspielerregisseur und einfallsreicher Popkulturjongleur”.

Und weil es so schön ist: Hier macht Quentin Tarantino Party in Cannes:

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