Bring Her Back: Die Regisseure erklären das Ende, alternative Versionen und warum jeder Horror persönlich ist

16.08.2025 - 10:16 Uhr
Bring Her Back
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Mit Bring Her Back liefert das Talk to Me-Duo erneut eindringlichen Horror ab. Im Moviepilot-Interview sprechen Danny und Michael Philippou über ein alternatives Ende und warum ihre Filme alles persönlich nehmen.

Nach dem Erfolg von Talk to Me ist am 14. August 2025 der neue Horrorfilm des Regie-Duos Danny Philippou und Michael Philippou gestartet: Bring Her Back. Moviepilot sprach mit den australischen Zwillingsbrüdern über ihr neues erschütternd gutes Grusel-Highlight.

Bring Her Back: Die Philippou-Brüder über Horror mit Substanz

Das verwaiste Geschwisterpaar Andy (Billy Barratt) und Piper (Sora Wong) kommt zur Pflege bei der liebenswürdigen, wenn auch etwas exzentrischen Laura (Sally Hawkins) unter. Je länger sie unter ihrem Dach wohnen, umso überzeugter ist der ältere Andy jedoch, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Nicht nur Lauras anderer, stummer Ziehsohn Oliver (Jonah Wren Phillips) verhält sich zunehmend seltsam ...

Bring Her Back - Trailer (Deutsch) HD
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Danny und Michael Philippou begannen ihre Karriere als YouTuber namens RackaRacka und absolvierten 2022 mit dem Horror-Überraschungshit Talk To Me ihren überzeugenden Einstand ins Filmgeschäft. Im Interview ließen sie sich in die Karten schauen, wie viel Arbeit und Herzblut sie in Bring Her Back steckten, um persönliche Ängste und glaubhafte Geschwisterbeziehungen zu verarbeiten. Außerdem erklärten sie das Ende, das ganz anders hätte ausfallen können. (Eine Spoiler-Warnung folgt an entsprechender Stelle, weiter unten.)

Moviepilot: Sowohl in Talk to Me als auch in Bring Her Back beweist ihr ein Händchen für eine überzeugende Balance zwischen Grusel und Charakterdrama. Ist das hart erarbeitet oder natürlich entstanden?

Danny Philippou: Ich wünschte, alles käme natürlich, aber wir arbeiten hart an etwas, worauf wir stolz sein können. Wir wollen immer, dass unsere Filme als Drama genauso funktionieren wie als Horrorfilm. Wenn man allen Horror herausnähme, sollte es immer noch aufgehen.

Bring Her Back hat definitiv einen größeren Drama-Anteil als unser erster Film [Talk to Me]. Ich denke darüber nach, irgendwann mal einen Slasher zu schreiben. Aber es wäre mir vermutlich unmöglich, weil ich eine zu tiefe Verbindung zu den Charakteren hätte und sie nicht töten könnte. [lacht]

Michael Philippou: Wir arbeiten tatsächlich mit Farben, um die unterschiedlichen Genres in unserem Film im Blick zu behalten.

Ihr hängt also farbige Karten als Veranschaulichung der Drehbuch-Stationen auf, um euch bei der Arbeit zu helfen?

Danny Philippou: Ja, um auf einen Blick zu sehen, ob wir es richtig ausbalanciert haben. Damit es nicht zu sehr in ein Territorium abgleitet. Aber momentan schreiben wir ein Projekt, das wirklich mehr in die Horrorrichtung lehnt. Mal sehen ...

Könnt ihr dazu schon mehr verraten?

Danny Philippou: Ich habe das Gefühl, dann werden wir verklagt. [lacht]

Ist es euer geheimnisumwittertes, potenzielles Marvel-Projekt?

Danny Philippou: Nein. Und es ist auch nicht Talk to Me 2. Es ist ein neuer, alleinstehender Horrorfilm.

Für Bring Her Back habt ihr Sally Hawkins besetzt. Für mich ist sie als Schauspielerin normalerweise ein menschgewordener Sonnenschein. Habt ihr von Anfang an geglaubt, dass sie auch diese ambivalente Rolle spielen kann?

Danny Philippou: Sie ist so eine starke Charakterdarstellerin und in jedem Film verwandelt sie sich aufs Neue. Ich hatte also keine Zweifel, dass sie das meistern würde. Aber sie dachte an einem Punkt, sie könnte es vielleicht nicht.

Michael Philippou: Ja, wir hatten ein großes Meeting mit ihr und dachten nicht, dass sie 'Ja' sagen würde oder überhaupt an so etwas interessiert wäre. Aber die Geschichte hat etwas in ihr berührt. Nicht, weil es ein Horrorfilm war, sondern weil sie die Figur und das Drehbuch liebte. Dieses menschliche Element. Denn ihr Charakter war ja einst diese liebende Mutter – nur jetzt nicht mehr. Ihre Trauer hat sie im Kern erschüttert.

Ich glaube außerdem, alle mit einem Bruder oder einer Schwester wissen zu schätzen, wie glaubhaft ihr Geschwisterbeziehungen abbildet. Klaut ihr da aus eurem eigenen Leben als Zwillinge?

Danny Philippou: Größtenteils basieren Piper und Andy auf Freund:innen von uns: auf deren Beziehungsdynamik. Michael und ich sind nicht so eng [beide lachen über den Scherz] – wenn die Figuren wie wir wären, wären sie sehr viel gehässiger zueinander.

[Der Geschwister-Insider des Wortes] "Grapefruit" kam hingegen von meinem Co-Drehbuchautor Bill Hinzman, der mit seiner besseren Hälfte auch so ein Codewort benutzt. Das haben wir aus seinem Leben genommen. So fühlen sich Figuren wirklich dreidimensional an, wenn wir aus echten Erfahrungen zehren.

Euer Film ist aber natürlich nicht nur persönlich, sondern auch angsteinflößend. Greift ihr da ebenfalls auf eigene Ängste zurück?

Danny Philippou: Es ist immer persönlich! Ich fixiere mich auf Dinge, die mir ein ungutes Gefühl verschaffen. Mein Co-Autor auch. Anschließend versuchen wir, Worte und ein Gesicht dafür zu finden. Sogar bei extremen Gefühlen, die sich furchtbar anfühlen, wie jemanden zu verlieren, fragen wir: Wie würde das personifiziert aussehen? Es geht immer darum, all deine beklemmenden Ängste zu Papier zu bringen und dort leben zu lassen.

Habt ihr bei eurem ersten Film Talk to Me etwas gelernt, was euch den Dreh von Bring Her Back erleichtert hat?

Danny Philippou: Ich denke, das Wichtigste war, den Musikprozess eher anzustoßen. In Talk to Me den richtigen Sound und die Musik zu finden, war so schwer! Ich wollte also, dass das schon eher Teil der Entstehung wird. Somit schickten wir unserem Komponisten noch vor Drehbeginn das Drehbuch und er sendete uns Demos zurück, wie er sich den Sound vorstellte. Das war so inspirierend! Die Musik lief die ganze Zeit am Set und einige Szenen haben wir sogar darauf basiert. Das will ich jetzt immer so machen. Sehr bereichernd!

Achtung, ab hier folgen Spoiler zum Ende von Bring Her Back

Gehen wir am Ende noch kurz ins Spoiler-Territorium: Für den jetzigen Schluss, bei dem Laura ihr Ritual nicht zu Ende bringt, habt ihr euch im Angedenken an euren während der Dreharbeiten verstorbenen Freund Harley Wallace entschieden. Trotzdem hatte ich zwischendurch den Eindruck, es hätte auch anders ausgehen können. Verratet ihr, wie das alternative Ende ausgesehen hätte?

Danny Philippou: Man durchläuft beim Schreiben so viele Versionen! Es gab ein Ende, in dem Laura Erfolg hat. Das hätte man gesehen. Aber beim Dreh hat sich vieles verändert. Harleys Tod hat verändert, wie wir unser Material sahen. Ursprünglich gab es ein sehr viel gruseligeres Ende. Aber wegen dem, was wir zu dieser Zeit durchmachten, verwandelte es sich in etwas Emotionaleres. Unsere Empathie für Laura wuchs in diesem Moment.

Aber ja: Es gab den alternativen Ausgang, wo das Ritual funktionierte [und Laura ihre Tochter in Pipers Körper zurückbringt – mithilfe des dämonisch besessenen Oliver, der eigentlich der entführte Connor Bird ist].

Gab es jemals eine Version, in der Andy Teil der Besessenheits-Situation wird? Weil er auch ertränkt wird, nur eben in einer Pfütze statt einem Swimmingpool ...

Danny Philippou: Interessant. Aber nein. Der Pool ist wichtig. Es liegt eine große Betonung darauf, wo jemand gestorben ist. Ein Tod auf ähnliche Weise ist wichtig. Ich frage mich, ob das [mit der Pfütze] funktioniert hätte?

Laura hat die Kontrolle über die gesamte Situation verloren. Oliver sollte nur den alten Körper [also Cathys Leiche in der Kühlbox] konsumieren, aß aber auch etwas von Andy, von Laura, den Tisch sowie Dinge im Haus. Ich denke, wenn nur ein Teil der Seele [von Lauras verstorbener Tochter Cathy] den Übergang geschafft hätte, hätte es nicht so funktioniert, wie Laura sich das vorgestellt hätte. Laura ist keine Expertin des Okkulten. Sie hat nur diese seltsamen VHS-Kassetten und keine Ahnung, was sie tut. [Weil sie zögert, konnte Piper am Ende entkommen.]

Das macht es so angsteinflößend: Dass sie nach etwas greift, das so fern ihrer Kenntnis liegt. Sie bettelt [Sozialarbeiterin] Wendy um Hilfe an, weil sie niemanden hat, der sie bei diesem Vorhaben unterstützt. Es überwältigt sie. Ich habe so viel zum Thema Okkultismus recherchiert. Aber wenn man sich hinsetzt und tatsächlich einen dieser Zaubersprüche versucht, ist das echt hart! Man braucht einen erfahrenen Okkultisten. Es ist unmöglich, das selbst durchzuziehen.

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