Brauchen wir die Inglourious Basterds? Ja, ja, ja - schreien die Kritiker

17.08.2009 - 08:50 Uhr
Inglourious Basterds
Universal Pictures
Inglourious Basterds
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Als bekannt wurde, dass Quentin Tarantino deutsche Nazi-Geschichte auf die Leinwand bringen will, waren die Kritiker nicht gerade angetan: Noch ein Nazi-Schlächterfilm? Aber vor Kinostart sind alle euphorisiert.

Lange mussten wir warten, aber am Donnerstag ist es endlich soweit. Inglourious Basterds von Quentin Tarantino kommt in unsere Kinos. Keiner seiner letzten Filme wurde so heiß erwartet wie dieser, wohl auch deshalb, weil er in Deutschland entstand, mit deutschen Stars besetzt ist und sich zudem um deutsche Geschichte dreht. Aber natürlich fragte sich die Kritiker-Welt, als bekannt wurde, dass sich der Amerikaner mit der Nazi-Geschichte beschäftigt, was da wohl rauskommen würde und ob wir ein weiteres Schlächter-Epos über die Nazis brauchen. Jetzt, nachdem der Film in Cannes gelaufen ist und nachdem die Kritiker ihn komplett sehen konnten, ist das Urteil einhellig: Wir brauchen so einen Film; er schreibt – wie Filmkritiker Georg Seesslen im Spiegel festhält – die Filmgeschichte fort und ist vielleicht der erste Film, der Propaganda-Minster Joseph Goebbels “wirklich einen dicken Strich durch die Rechnung macht. Denn die nach-faschistische Kinogeschichte hat sich auch von seinem Schatten nie wirklich lösen können.”

Der Kritiker freut sich, dass nach Inglourious Basterds endgültig Schluss ist mit diesem ganzen Faschistenkitsch. Dies ist einer der wenigen Filme, "die nicht gleichsam die Geschichte des deutschen Faschismus weitererzählen, die nicht auf den Nazi-Todeskitsch hereinfallen, die sich rüpelhaft und mühelos über die Schwere des Mythos hinwegsetzen, liegt nicht zuletzt an seiner Erzählweise. Inglourious Basterds ist keine Heldenreise und kein Erziehungsroman. Trotz seiner durchaus epischen Länge bietet er im Grunde nichts weiter als fünf Szenen. Diese Szenen "stimmen " so sehr, dass die Autorität der linearen Story außer Kraft gesetzt ist."

Auch Peter Zander in der Welt ist geradezu begeistert. Er verweist gleich zu Beginn seines Textes darauf, dass er keine Kritik schreiben wird, sondern eher das Bekenntnis einer Bekehrung. “Inglourious Basterds ist ein Rächerfilm. Und einer der ersten, wenn nicht der erste überhaupt, der diesen in anderen Genres wie Western und Thriller leidlich bekannte Topos auf den Kriegsfilm überträgt. Umso überraschender aber, dass Tarantinos größtes Stilmittel dabei eben nicht die exemplarische Darstellung von Gewalt ist (auch wenn das Skalpieren und das Einritzen von Hakenkreuzen auf Soldatenstirne durchaus drastisch ins Bild gerückt wird), sondern der – gleichfalls messerscharfe – Dialog.”

Euphorie gibt es auch bei Jan Schulz-Ojala im Tagesspiegel zu lesen. “Das ist nicht Camp, nicht Pulp – mit solchen Kategorien ist man bei Tarantino schnell am Ziel vorbei –, sondern eine Vision, wie sie die weidlich ausgemessene Bilderwelt des Kinos noch nie erschaffen hat. 65 Jahre hat es gedauert, bis ein Filmemacher die böse deutsche Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, statt sie in schaudernder Verbeugung vor dem Bösen einmal mehr auferstehen zu lassen, einfach umträumt. Und die ganze Schweinebande in die Luft jagt. Katharsis! Sauerstoff! Wunderbar retrofuturistischer Wahnsinn der Fantasie!”

Also … sagt am Donnerstag alle Termine ab, beantragt Urlaub oder schickt den Chef in selbigen, besorgt Euch einen Babysitter, legt das Sportzeug mal kurz weg, schaut in unsere Kinoprogramm, wo Inglourious Basterds wann läuft … und seht Euch diesen Film an!

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