Berlin spielt die Sinfonie der Großstadt

09.02.2013 - 08:49 Uhr
Berlin: Die Sinfonie der Großstadt.
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Berlin: Die Sinfonie der Großstadt.
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Walter Ruttmanns Berlin – Die Sinfonie der Großstadt erzählt als dokumentarischer Experimentalfilm einen Tag aus dem Leben der pulsierenden deutschen Metropole. Heute Abend zeigt 3Sat den Film. Es lohnt sich einzuschalten.

Werke, die dem besonderen Charme der Hauptstadt Berlin huldigen, erfreuen sich nicht erst seit Linie 1 und Lola rennt großer Beliebtheit. Bereits 1927 verfolgte Walter Ruttmann ein derartiges Konzept, welches zugleich einfach wie genial ist. Mit Berlin: Die Sinfonie der Großstadt bricht der Regisseur einen Tag im Leben der Spree-Metropole auf knapp 65 Minuten Spielzeit herunter. Der dokumentarische Film eröffnet mit einer frühmorgendlichen Zugfahrt nach Berlin. Zunächst dominieren verlassene Straßenzüge, die sich langsam aber stetig mit pulsierendem Leben füllen. Schließlich gleiten wir hinüber in die typische Alltagshektik des frühen 20. Jahrhunderts, um am Abend mit vergnüglicher Erholung zu enden. Walter Ruttmann interessierte sich vor allem für die Rhythmen und Kontraste des Stadtlebens: Spannung und Entspannung, Arbeit und Vergnügen, Be- und Entschleunigung. Im Einklang mit der titelgebenden Bezeichnung als Sinfonie verschmilzt der Regisseur Bilder und Musik zu einer unauflöslichen Symbiose, die den lebendigen Organismus Stadt charakterisiert.

Berlin: Die Sinfonie der Großstadt funktioniert auf keiner Ebene, die sich mit einer schlichten Inhaltsangabe adäquat in Worte fassen lässt. Erzählerisch folgt das Werk keinem klassischen roten Handlungsfaden. Vielmehr ergibt sich das Geschehen aus dem Verlauf des Tages heraus. Während der langen Jahre meiner Bewegungsgestaltung aus abstrakten Mitteln ließ mich die Sehnsucht nicht los, aus lebendigem Material zu bauen, aus den millionenfachen, tatsächlich vorhandenen Bewegungsenergien des Großstadtorganismus eine Film-Sinfonie zu schaffen., erläuterte Walter Ruttmann seine Intention. Zur Ideenfindung organisierte sich der Regisseur prominente Unterstützung. Drehbuchautor Carl Mayer, der unter anderem für das Stummfilm-Meisterwerk Das Cabinet des Dr. Caligari verantwortlich zeichnet, brachte die Prämisse des Projekts zu Papier. Gedreht wurden schließlich – fast – nur ungestellte Aufnahmen ohne Schauspieler. Tag für Tag fuhr ich mit meinem Aufnahmewagen durch die Stadt um bald im Westen den verwöhnten Kurfürstendammbewohner zu überlisten, bald im Scheunenviertel ärmstes Berlin einzufangen. Täglich wurden die Aufnahmen entwickelt und ganz ganz langsam, nur für mich sichtbar begann sich der erste Akt zu formen., beschrieb Ruttmann den Entstehungsprozess.

Heute im TV: Berlin: Die Sinfonie der Großstadt
Wann: 20.15 Uhr
Wo: 3SAT

Interessiert euch Walter Ruttmanns experimentelle Herangehensweise an sein Sujet?

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