"Wenn ich nicht glauben könnte, dann hätte ich gar nichts. Wieso soll man denn leben, wenn man nicht an das Gute glauben kann?“, erklärt Tore (Julius Feldmeier) im Streifen Tore tanzt. Der junge Außenseiter sucht Halt in der Glaubensgemeinschaft der "Jesus Freaks“. Durch einen Zufall lernt er Familienvater Benno (Sascha Alexander Gersak) kennen. Die Familie um Astrid (Annika Kuhl), Tochter Sanny (Swantje Kohlhof) und Sohn Dennis (Til-Niklas Theinert) entpuppt sich allerdings schnell als perfides Geflecht aus Gewalt und Erniedrigung. Für Tore, den Prediger der Nächstenliebe, wird die Zeit im vermeintlichen Schrebergarten-Idyll zum grauenhaften Martyrium.
Zart besaitete Zuschauer sollten Tore tanzt wohl eher nicht alleine schauen. Die Geschichte lebt von aufwühlenden und teilweise schockierenden Szenen, die den Zuschauer nicht mehr loslassen. Auch noch nach dem Abspann bleiben viele offene Fragen. Der polarisierende Film ist das Debütdrama von Regisseurin Katrin Gebbe und passenderweise in die Abschnitte Glaube, Liebe und Hoffnung gegliedert. Der Spielfilm wurde 2013 auf dem Internationalen Film-Festival in Cannes in der Kategorie "Un certain regard“ uraufgeführt und mit einer Nominierung für die Beste Regie beim Deutschen Filmpreis 2014 bedacht. Die Kritiken fielen unterschiedlich aus.
Ulrike Cordes von der Saarbrücker Zeitung unterstreicht die visuelle Machart von Tore tanzt und empfiehlt, sich eine eigene Meinung zu bilden:
In seinen Mitteln erinnert «Tore tanzt» an die dänische «Dogma»-Richtung: alltägliche Umgebung, unruhige Bilder wie mit Handkamera aufgenommen und scheinbar natürliches Licht, das hier oft dunkle Schatten wirft. Die inhaltlichen Ambivalenzen des Films darf man als dessen Stärke oder als Schwäche werten.
Der Berliner Schauspieler Julius Feldmeier mimt Außenseiter Tore. Eine Figur, die Gewalt über sich ergehen lässt und unerbittlich an ihrer Hoffnung festhält. Schließlich will er auch Sanny nicht verlieren. Für dieses Schauspiel verlieh der Deutsche Regiepreis Metropolis Feldmeier 2013 den Audi Actors Award als Bester Schauspieler. Übrigens: Die Erzählung vom gläubigen Tore, der zum gnadenlosen Opfer wird, ist frei nach einer wahren Begebenheit erzählt: Eine Familie hatte einst einen behinderten Jungen in einer Kleingarten-Anlage gequält. Eine Hintergrund-Info, die den Inhalt des Films noch schockierender macht...
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Heute im TV: Tore tanzt
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Wann?
22:00 Uhr
- Wo? ZDFkultur