Armin Rohde: Das ging wie das Brezelbacken

06.01.2009 - 11:30 Uhr
Alter und Schönheit
X Verleih AG / Jim Rakete
Alter und Schönheit
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NEWS» Schauspieler Armin Rohde zu seinem neuen Film Alter und Schönheit von Michael Klier.

Sie spielen Bernhard, den Lehrer, der erkennt, dass es an der Zeit ist, noch mal neu anzufangen. Was ist Bernhard für ein Mensch?

Bernhard kümmert sich sehr um andere und vergisst dabei ganz, dass er selber auch Sorgen haben oder Probleme in seinem Leben noch nicht gelöst haben könnte. Ich glaube ihm fehlt ein wenig der Humor. Er könnte die Dinge etwas leichter nehmen. Ich habe noch nie eine Rolle gespielt, die mir so diametral entgegen gesetzt ist. Ich bin völlig anders, und das Irre ist, dass das jetzt so natürlich wirkt, dass man denkt: Ach, so ist der Rohde wirklich, jetzt haben wir den mal ganz still erwischt. Aber so wie der war ich nie und möchte ich auch nicht sein.

War die Rolle deshalb besonders schwer zu spielen?

Eigenartiger Weise überhaupt nicht. In unserer besonderen Arbeitsatmosphäre hat sich das ganz mühelos hergestellt. Das war keine große Verrenkung, sondern hat sich wie von selbst ergeben.

Trifft das auch für das Gruppengefühl innerhalb dieser hochkarätigen Schauspieler zu?

Auch das. Wir kannten uns alle schon vorher. Ich habe noch mit keinem der Beteiligten vor der Kamera gestanden. Das war das erste Mal. Aber das ging wie das Brezelbacken.

Also ein klassisches Ensemble?

Es gibt eine Homogenität unter Schauspielern in der Art mit dem Beruf und der jeweiligen Rolle umzugehen. Alle Kollegen nehmen das professionell sehr ernst und spielerisch zugleich. Humor und spielerische Intelligenz macht unsere Arbeit im Wesentlichen aus. Und was für mich sehr wichtig ist: Wir mögen uns. Wenn man sich mag, hat man auch das Gefühl, dass man dem anderen nichts beweisen muss. Da finden dann auch keine Revierkämpfe statt. Man ist aufeinander eingestimmt, geht entsprechend miteinander um, und das ist dann auch gut für die Sache.

Gab oder gibt es solche Männerfreundschaften auch im Leben von Armin Rohde?

Ja, seit Urzeiten. Es gibt engste Freunde, die kenne ich noch aus dem Sandkasten, das sind bei meinem biblischen Alter inzwischen schon über 40 Jahre. Aber manchmal ist es wie in unserem Film, denn es gibt Zeiten, da hat man wenig miteinander zu tun, jeder geht seinen eigenen Weg, hat seine Beziehungen und seinen Beruf und so weiter. Manchmal meidet man sogar den Kontakt aus einer Art Feigheit heraus, denn man erträgt nur ein gewisses Maß an Trauer und Verlusten und schützt sich, wo man sich schützen kann, will nichts wissen und hofft nur, dass alles zum Besten steht.

Der Bernhard im Film ist ja ein sehr anrührender Typ.

Ja, er hängt emotional am tiefsten in dieser Geschichte. Das ist der Teil der Rolle, der ganz nah an mir selber ist. Die Art von Selbstaufgabe, die der Bernhard da betreibt, wenigstens die Neigung dazu, habe ich auch. Auch ich bin ein Kümmerer, ein Sorgenmacher und ein empathisch teilnehmender Mensch; aber es gibt Grenzen.

Gab es für diese Figur des Bernhard eine Vorgeschichte und eine Zukunft, die Sie sich erarbeitet haben?

Nein. Ich weiß, dass es Kollegen mit dieser Arbeitstechnik gibt, aber ich mache das nie. Für mich ist der Arbeitsauftrag immer nur das Drehbuch. Im Drehbuch kann man schon sehen, ob man noch eine packendere Formulierung finden oder etwas noch mehr auf den Punkt bringen kann. Aber alles außerhalb des Drehbuchs ist für mich irrelevant. Denn je mehr man auf die Geschichte drauf packt, desto eher stellt sich bei der Arbeit das Gefühl von Verlust ein, nämlich das und jenes nicht bedient, dies und das nicht in Betracht gezogen oder vernachlässigt zu haben. Das ist für mich nur belastend.
Ich arbeite nach dem Drehbuch im Schulterschluss mit der Regie und den Kollegen.

Nach dem Wiedersehen mit seinen alten Freunden kündigen sich in Bernhards Leben große Veränderungen an.

Das ist richtig, aber ich weiß nicht, wie weit das wirklich geht, und woher er die Kraft und den Humor nehmen soll, die er zum Springen braucht. Wenn ich lange genug überlegt habe und mich entscheide zu springen, dann ist das sehr mutig. Aber dann geht’s ja erst richtig los. Den ersten Schritt kriegt man noch hin, den zweiten vielleicht auch, aber dann erst stellt sich heraus wie viel Kraft und Willen man hat oder braucht, um die neuen Ziele zu erreichen. Ob der Bernhard über diese Eigenschaften verfügt, weiß ich nicht.

Was bedeutet Rosi für diese Männer?

Sie ist ein wenig die Blaue Blume Sehnsucht. Jeder Mann kennt das aus seinem Leben: Die große Liebe, die immer unglücklich war oder wenigstens unerfüllt geblieben ist und bei der jeder Mann, beibloßer Erwähnung des Namens rote Ohren bekommt. Das ist etwas fast Transzendentes. Es ist ein Bild dafür, dass es etwas gibt, wonach man sich sehnt, was aber nie klappt und selbst wenn es geklappt hat; man nicht weiß, ob es so schön geworden ist wie das, was man sich erträumt hat. Sehnsucht ist immer größer als das, was sich erfüllt.

Bernhard sagt im Film: “Die Rosi konnte keiner haben…”

Das genau ist es, es gab auch Mädchen, die konnte jeder haben. Aber die Rosi konnte niemand haben, deswegen konnte man von ihr träumen. Sie ist die Fläche, auf die man alle Sehnsüchte, alles Unerfüllte projizieren kann.

Wie war die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Michael Klier?

Das ist ein ungeheuer stiller, sehr kluger und belesener Mann, der mit großer Besonnenheit arbeitet und mit dem man auf gleicher Augenhöhe sehr freundschaftlich zusammenarbeiten kann.

Gab es für Armin Rohde im Leben so ein Objekt der Begierde wie den Ferrari im Film?

Ja, das habe ich mir erst vor drei Monaten gekauft: eine Harley Davidson, mattschwarz. Aber irgendwo spinnen wir ja alle…

Copyright: X Verleih AG

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