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American Horror Story Freak Show - Ein Blick hinter die Kulissen des Dandy Mott

19.10.2016 - 09:00 Uhr
Dandy Mott
20th Century Fox/moviepilot
Dandy Mott
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Dieser Artikel entstand im Rahmen der Aktion Lieblingsmonster.

Muttersöhnchen. Streber. Snob.

All diese Wörter mögen einem in den Sinn kommen, wenn man das erste Mal einen Blick auf das gestriegelte Äußere des wohlhabenden Dandy Mott wirft.

So erging es auch mir. Mir haben sich regelrecht die Fußnägel gekräuselt, wenn der jungenhafte Mann malwieder einen seiner Wutanfälle hatte und armefuchtelnd und schreiend aus dem Raum stürmte.

Ich konnte ihn absolut nicht ausstehen, selbst seine Mutter, Gloria Mott, hat mir anfangs unheimlich leid getan.

Seine Obsession mit den Stars der Freak Show und dem unheimlichen Clown Twisty konnte man zuerst nur durch Langeweile erklären, zumindest war das mein Ansatz, was ihn zu einem unsagbaren Monster machte.

Doch irgendwann kam der Punkt, an dem sich das komplette Bild, das Ich mir von dem verwöhnten Kindskopf gemacht hatte, um 180° wendete.

In einem Gespräch mit seiner Mutter schilderte Dandy, wie es in seiner Gefühlswelt aussieht, und plötzlich war da ein anderes Gefühl ihm gegenüber. Mitleid? Sympathie? Wenn Ich ehrlich bin, konnte Ich mich in diesem Moment sogar mit ihm identifizieren.

Man hat immer mehr über Dandy erfahren und Ich habe mir die Puzzleteile seiner Vergangenheit zusammengesetzt.

Ich habe drüber nachgedacht, wie Ich mich wohl fühlen würde, wenn mein Vater als "Psychopath" bezeichnet würde, meine Mutter nichts besseres zutun hätte, als ihr Image aufrechtzuerhalten und Ich als Kind mittendrin wäre.

In diesen Momenten habe Ich wirklich angefangen, den anfänglich fälschlicherweise als Kindskopf betitelten Mann zu verstehen. Das war für mich eine völlig neue Erfahrung, Ich habe soetwas vorher noch nie in diesem Ausmaß erlebt.

Sein ständiges Streben nach Aufmerksamkeit und Anerkennung steht dem Drang sich einmal normal zu fühlen gegenüber. Beide Wünsche sind kein Wunder: seine Eltern haben ihm nie die Aufmerksamkeit zukommen lassen, die wohl die meisten von uns erfahren haben. Trotz allem (oder auch gerade deswegen) fühlte er sich immer als Außenseiter, als Freak. Und wer von uns kennt das nicht?

Mir hat es im Nachhinein das Herz gebrochen zu sehen, wie Dandys Mutter Gloria ihn im Erwachsenenalter nahezu mit Liebe und Anerkennung überschüttet, um das Versäumnis eben dieser Dinge in seiner Kindheit wieder gutzumachen. Und das meist auchnoch im materialistischen Sinne! Sie wusste genau, wie sehr sie versagt hat, konnte oder wollte es sich aber wohl selbst nicht eingestehen.

Das geht vielleicht sehr ins Private, aber Ich habe die selben Erfahrungen mit meinem Elternhaus gemacht, daher wurde Ich selbst immer mehr zu Dandy.

Ich habe alle seine Gefühle miterlebt, Ich habe mit ihm gelacht und geweint.

Das bedeutet natürlich nicht, dass Ich seine Taten gutheiße, denn das tue Ich auf keinen Fall. Er hat einfach den falschen Weg gewählt, mit seinen Verlusten, seinen Ängsten und seinen Bedürfnissen umzugehen, das ist klar.

Viele Leute verstehen es absolut nicht, wenn Ich versuche ihnen zu erklären, wieso Ich Dandy so sehr liebe. Für sie ist er eben schlicht und ergreifend ein Monster. Er tötet lediglich "aus Spaß an der Freude", um nur mal ein Zitat zu erwähnen.

Was für ein kaputter Mensch er ist, der von gesellschaftlichen Verpflichtungen und der Besessenheit seiner Mutter bezüglich Ansehen zerstört wurde, wird dabei meist völlig außer Acht gelassen.

Ich versuche mich oft zu erklären, so wie Ich es hier grade tue, aber sobald einmal das Wort "Monster" ins Gehirn eingebrannt ist, lässt es sich auch furchtbar schwer wieder daraus lösen.

Das eigentliche Monster, Dandys Mutter Gloria, wird dabei als nette, stets um ihren Sohn bemühte Frau angesehen. Mir wird schon bei dem Gedanken daran ganz anders. Viele Menschen sollten sich wirklich mehr mit dem Hintergrund bestimmter "Monster" beschäftigen, dann würden vielleicht auch viele gar nicht mehr als solche angesehen.

Das Finale der Staffel war natürlich nochmal eine Achterbahnfahrt für mich. Es hat mich tatsächlich, so krank sich das auch anhören mag, vollkommen fasziniert, wie Dandys Entscheidungen ausfielen, als seine Mutter nichtmehr da war.

Ich habe richtig gespürt, wie frei er sich plötzlich fühlte. Ja, er hat sehr viele der Freaks getötet, aber für mich war das seine Art eines Aufatmens. Wenn auch eine sehr übertriebene, brutale Art. Der Druck, der durch seine Mutter ausgeübt wurde, war schon weg, jetzt fehlte als letztes Puzzleteil nurnoch die Befreiung von den Menschen, denen er sich das erste Mal in seinem Leben zugehörig fühlte, die ihn allerdings abgelehnt haben.

Wenn ich jetzt sage, dass man sich daran ein Beispiel nehmen sollte, klingt das sehr falsch.

Aber man sollte sich ein Beispiel daran nehmen.

Um Gottes Willen, geht bitte nicht in den nächsten Wanderzirkus und legt jeden Einzelnen um.

Es geht um die Message hinter seinen Taten. Befreie dich von dem, was dich zerstört und dich zurückhält.

Abschließend komme Ich noch zu seinem Tod. Das war wirklich ein harter Brocken für mich. Dass die verbliebenen Freaks solch eine Art von Rache verüben, hätte Ich niemals gedacht.
Allerdings muss Ich zugeben, dass er es auf eine Art und Weise verdient hat.

Undzwar auf die Art und Weise, dass er es vollkommen verdient hat, endlich auf der großen Bühne zu stehen, umringt von Zuschauern und Applaus, egal unter welchen Umständen.

Auch wenn es dein erster und letzter großer Auftritt war:

Du hast es geschafft. Du bist jetzt endlich ein Star, Dandy Mott.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Sponsoren der Aktion Lieblingsmonster:
Aktion Lieblingsmonster


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