Mit einem Lustwäldchen hat Rashomon – Das Lustwäldchen zwar nichts zu tun. Dafür entführt uns Akira Kurosawas Klassiker ins Japan der späten Heian-Zeit. Unter dem heruntergekommenen Stadttor von Kyoto suchen ein Mönch, ein Holzfäller und ein Bürger Schutz vor dem Regen. Sie kommen ins Gespräch und erzählen von einem Gerichtsprozess, bei dem sie als Zeugen auftraten. Ein Bandit wurde beschuldigt, eine Frau vergewaltigt und ihren Mann, einen Samurai, ermordet zu haben. Frau, Räuber und Mann (durch ein Medium) geben jeweils ihre Version des Tathergangs zum besten. Jede Version erscheint schlüssig, aber wer erzählt die Wahrheit?
Rashomon war in seinem Heimatland Japan weder bei Kritikern noch bei Zuschauern ein Erfolg, dafür ebnete das verschachtelte Drama Akira Kurosawa den Weg zur internationalen Anerkennung, die seine Werke noch heute genießen. Bei den Filmfestspielen in Venedig gewann Rashomon den Hauptpreis, beim Oscar wartete eine Ehrenauszeichnung. Dabei begeistert der Film noch heute durch seine vielschichtige Erzählung, die einfache Antworten verwehrt und einen entwaffnenden Blick auf die menschliche Natur wirft, ohne sich im Pessimismus zu verlieren.
Neben Kurosawas komplexer Inszenierung, die zwischen drei Handlungsebenen wechselt und die mangelnde Verlässlichkeit seiner Erzähler in den Mittelpunkt rückt, begeistern in Rashomon gerade auch die Schauspieler, viele davon Stammdarsteller Kurosawas, die in späteren Werken wie Die sieben Samurai zusammen spielten. Toshirô Mifune (gewöhnungsbedürftig synchronisiert) gibt den wilden Räuber, Takashi Shimura den Holzfäller. Masayuki Mori und Machiko Kyô, Darsteller des Samurais und seiner Ehefrau, sollten drei Jahre später in Kenji Mizoguchis Klassiker Ugetsu – Erzählungen unter dem Regenmond ebenfalls gemeinsam vor der Kamera stehen.
Heute im TV: Rashomon
Wann: 22:05 Uhr
Wo: arte