Afghanistankrieg hautnah mit Camp Armadillo

04.05.2011 - 15:02 Uhr
Was keiner erleben will...
Ascot Elite
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Camp Armadillo ist einer der besten Dokumentarfilme des Jahres 2011. In erschreckend nahen Bilder erzählt der Däne Janus Matz vom Afghanistankrieg und wie er die Soldaten verändert.

In Cannes gewann er den “Grand Prix de la Semaine de la Critique”, der moviepilot-Gründer Jon Handschin hat ihn dort gesehen und für exzellent befunden und jetzt hat ihn sich unsere Praktikantin Stephanie angesehen und für euch rezensiert. Lest selbst, weshalb ihr einen Blick auf den Dokumentarfilm werfen solltet, der gerade auf DVD und Blu-ray erschienen ist. Fairerweise müssen wir euch vorwarnen, dass die Scheiben keine Extras beinhalten und sich Stephanie aus diesem Grund in dieser Kritik ausschliesslich mit dem Film an sich befasst.

Camp Armadillo – Einmal Front und wieder zurück
Die Vorstellung von Krieg – unnahbar – weit weg. Niemand kann sich auch nur ansatzweise vorstellen, was es heißt mitten im Krieg zu sein. Dem Ort, der Angst und Schrecken verbreitet. Janus Metz Pedersen hat sich getraut. Und damit einen beeindruckenden, berührenden und zutiefst erschütternden Beitrag zum Irak- und Afghanistan-Krieg visualisiert. Erschreckend nah. Bedrohlich. Sechs Monate lang hat der dänische Regisseur die jungen Soldaten bei ihrem Einsatz an der Front in Afghanistan begleitet. Angefangen bei der Frage, ob man Familie und Freunde zurücklässt bishin zur Verabschiedung von ihnen. Nichts beschönigt.

In den ersten Minuten in Camp Armadillo wird deutlich, dass die Verwandtschaft weitaus mehr Angst hat. Ein Abschied für immer? Für die Soldaten selbst ist es ein Abenteuer. Etwas erleben wollen. Bloß keine Langeweile aufkommen lassen. Tun, was zu tun ist. Schnell zeigt sich, wie sich ihre anfängliche Abenteuerlust und Härte und auch ihr Zynismus verwandeln, wie Tod und Verletzung sich auf die Soldaten auswirken. Miterleben, dass Kameraden sterben. Das Gefühl von Triumph, wenn man selbst einen Talibanen erschossen hat. Darf man sich darüber freuen? Es gibt Tage an denen die Soldaten es für falsch halten, an der Front zu sein, den Sinn nicht verstehen. Sie durchleben eine Vielfalt an Emotionen. Vorbild sein. Den Kindern vor Ort das Gefühl geben, dass man ihnen helfen will, dass man da ist – sei es auch nur, um ihnen ein Stück Schokolade abzugeben. Bomben, Schüsse – Alltag im Camp Armadillo. Schnell reagieren, immer auf der Hut sein und für die Kameraden einstehen.

Am Ende bleibt die riesige Freude wieder die Lieben im Arm halten zu können und für sich selbst mit der Sache abgeschlossen zu haben, oder – weiter zu machen. Weiter zu kämpfen. Die Lebensaufgabe. Auch auf die Gefahr hin selbst dabei zu Grunde zu gehen. Hingefahren als naive, vor Motivation strotzende, lebenslustige Männer. Zurückgekehrt als geläuterte Personen, die desillusioniert sind, die die letzten Monate verarbeiten müssen.
Es lässt einen so schnell nicht los, nachdem man diesen Film geschaut hat. Camp Armadillo sorgte für Aufsehen. Auf dem Cannes-Festival 2010 wurde er mit dem großen Preis der Kritiker ausgezeichnet. Seit Gründung der Kritiker-Woche in Cannes 1990 ist das Werk des dänischen Regisserus Janus Metz die erste ausgezeichnete Kriegsdokumentation. In Dänemark löste der Filme eine landesweite Debatte aus. Ich sage: Prädikat unbedingt anschauen.

Camp Armadillo ist der mehrfach preisgekrönte Dokumentarfilm des dänischen Regisseurs Janus Metz Pedersen ("" bei den Filmfestspielen in Cannes) über den Einsatz der dänischen Armee in Afghanistan. Sechs Monate lang begleitete Metz eine dänische Einheit, die in Afghanistan stationiert ist und dort für Stabilität sorgen soll. CAMP ARMADILLO war in Dänemark ein Kassenschlager und löste eine landesweite Debatte zum Afghanistankrieg aus. Der dänische Verteidigungsminister meldete sich ebenso zu Wort, wie die dänische Armeeführung.

Inhalt: Die Basis Armadillo ist in der afghanischen Provinz Helmand gelegen. Dort haben dänische Soldaten die Aufgabe die dortige Zivilbevölkerung zu schützen. Doch wer gehört zur Zivilbevölkerung und wer zu den Taliban? Als eine Patrouille plötzlich in ein Feuergefecht mit den Taliban gerät, sind Regisseur Metz und sein exzellenter Kameramann mitten im Geschehen. Die Bilder zeigen junge Männer, die sich verändern. Sie zeigen, wie sich Abenteuerlust in Härte, ja sogar Zynismus verwandelt, wie sich Tod und Verletzung auf die Soldaten auswirken und wie weit der Begriff der “Friedenstruppe” von der afghanischen Wirklichkeit entfernt ist.

Camp Armadillo wird im deutschsprachigen Raum von Ascot Elite veröffentlicht. Verleihstart für die DVD und Blu-ray Disc ist der 2. Mai 2011. In den Handel kommt die herausragende Kriegsdokumentation ab dem 10. Mai 2011 – zu kaufen u.a. bei amazon.

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