Christopher Robin ist viel mutiger als andere Disney-Live-Action-Filme

20.08.2018 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Christopher RobinDisney
13
7
Mit Christopher Robin bringt Disney die nächste Live-Action-Verfilmung in die Kinos. Doch im Gegensatz zu bisherigen Filmen dieser Art hat Christopher Robin etwas, das die anderen nicht haben: eine eigene Geschichte und ganz viel Herz.

In den nächsten Jahren werden wir uns wohl nicht mehr vor Live-Action-Remakes aus dem Hause Disney retten können. Bis 2020 ist das Programm von Disney bereits mit mehreren Filmen dieser Art bestückt und auch für die Jahre danach ist schon vorgesorgt. Christopher Robin, der seit 16.08.2018 in den deutschen Kinos läuft, reiht sich in die Realverfilmungen ein, hebt sich aber auch entscheidend von seinen Vorgängern ab. Dadurch, dass Christopher Robin nicht nur eine bereits vorhandene Geschichte in Live-Action-Bildern wiedergibt, sondern sich neu erfindet, widerspricht der Disney-Film dem bisherigen Muster und kann damit überzeugen.

Christopher Robin erschafft etwas ganz Eigenes

Vergangene Live-Action-Remakes wie Cinderella, The Jungle Book und Die Schöne und das Biest konnten an den Kinokassen große Erfolge feiern. Beim näheren Hinschauen allerdings wird schnell klar, dass diese Filme hauptsächlich versuchen, den uns vertrauten Stoff zu konservieren. Bis auf einige kleinere Neuheiten oder den ein oder anderen hinzugedichteten Song wagen sie kaum etwas Neues. Die Realverfilmung Die Schöne und das Biest und ihr vorangegangener Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1991 beispielsweise gleichten einander in einzelnen Sequenzen so sehr, dass sich etliche Leute auf YouTube  einen Spaß daraus erlaubten, die Szenen miteinander zu vergleichen.

Winnie Puuh in Christopher Robin

Um die Nostalgie der Zuschauer zu wecken, reicht es aber manchmal auch, die bekannten Charaktere zu behalten, aber mit ihnen eine neue Geschichte zu erzählen bzw. sie wie im Falle von Christopher Robin weiterzuerzählen. Obwohl es schon vor dieser Realverfilmung etliche Geschichten rund um Winnie Puuh gab, bedient sich Christopher Robin keiner seiner Vorgänger, sondern erzählt ein völlig einzigartiges Abenteuer und stellt einen erwachsenen Christopher in den Fokus, der seine Familie vernachlässigt und von seinen früheren Freunden daran erinnert wird, zu leben. Damit mach Christopher Robin richtig, was vorangegangene Remakes falsch gemacht haben und dreht die Geschichte nicht nur Szene für Szene neu.

Die nostalgische Erinnerung an unsere Kindheit gibt es natürlich dennoch, in Form der Figuren des Hundert-Morgen-Walds, die sogar teilweise von ihren bekannten Original-Sprechern synchronisiert werden - allen voran Jim Cummings, der Puuh schon seit 30 Jahren seine Stimme leiht. Wir haben immer noch unseren Winnie Puuh, der den Kopf nicht aus dem Honigglas bekommt und dessen Naivität uns immer wieder daran erinnert, dass er nur ein Kuscheltier ist. Wir haben unseren Tigger, der voller Enthusiasmus durch die Gegend hüpft, unser Ferkel, das sich vor allem und jedem fürchtet, und unseren I-Aah, der voller Melancholie und perfekt eingesetzten One-Linern zum heimlichen Star des Films wird.

Christopher Robin wird von Disney-untypischen Regisseuren inszeniert

Vor Christopher Robin hat es schon einmal ein Film geschafft, seinen Vorgänger nicht bloß nachzuerzählen, sondern eine eigene Geschichte zu liefern: Elliot, der Drache. Das Live-Action-Remake von Elliot, das Schmunzelmonster und Christopher Robin haben aber noch mehr gemeinsam. Beide Filme wurden von einem Regisseur inszeniert, der auf den ersten Blick so überhaupt nicht ins typische Disney-Profil passt. David Lowery, Regisseur von Elliot, der Drache, hat zuvor erst zwei Filme gedreht. Sein Sundance-Erfolg The Saints erzählte eine moderne Bonnie und Clyde-Geschichte und ist so ganz anders als Disneys charakteristische Hits.

Marc Forster am Set von Christopher Robin

Marc Forster wurde für Christopher Robin höchstwahrscheinlich wegen seines vorherigen Erfolges Wenn Träume fliegen lernen engagiert, der ebenfalls über den Zeichentrickfilm Peter Pan hinausgeht und die Geschichte des Autors und seine Freundschaft zu einer Witwe und ihren vier Kindern auf die Leinwand bringt. Doch von diesem Film abgesehen setzt sich auch Forsters Filmografie als Filmemacher von denen anderer Disney-Regisseure ab und enthält Ausflüge in die Genres Drama (Monster's Ball), Psycho-Thriller (Stay), Fantasy-Komödie (Stranger Than Fiction) und Zombie-Apokalypse (World War Z).

Christopher Robin liefert uns eine mehr als aktuelle Message

Anstatt eine der Zeichentrickvorlagen nur stur nachzuerzählen, dachte Christopher Robin die uns vertraute Geschichte weiter und lieferte außerdem eine Botschaft, die aktueller ist denn je. Denn wie Christopher Robin als Erwachsener sehen viele Menschen vor lauter Stress das Schöne im Leben nicht mehr und haben keine Zeit mehr, ihr Leben und die Zeit in der Familie oder mit Freunden zu genießen. Zu hektisch ist unsere jetzige Welt geworden.

Christopher Robin will nicht nur seinem Hauptcharakter, sondern auch uns Zuschauern eine Pause vor dem turbulenten und überreizten Alltag gönnen und uns in unsere Kindheit zurückversetzen, wie es mit Christopher im Film passiert. Die Tagline von Christopher Robin - "Sooner or later, your past catches up to you" - soll eigentlich heißen, dass wir uns daran erinnern sollen, wie es war, Kind zu sein, und in allem und jedem etwas Schönes zu sehen.

Christopher Robin und Winnie Puuh

Christopher Robin zeigt uns, dass Disney-Live-Action-Filme sehr wohl auch mal mutiger sein können. Anstatt nur Altbekanntes Szene für Szene und in perfekter Ausführung wiederzugeben, sollten sich mehr Filme dieser Art in neue Gefilde wagen und die Geschichten weiterdenken. Denn wer will schon den gleichen Film nochmal sehen? Wir sind auf jeden Fall gespannt, ob sich zukünftige Realverfilmungen wie Dumbo, Aladdin und Mulan ebenfalls trauen, sich von ihren Vorlagen abzuheben und uns eine neue Geschichte zu erzählen.

Was haltet ihr von der Live-Action-Verfilmung Christopher Robin?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News