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"Tote Mädchen lügen nicht" - Und die Hoffnung auf Besserung

17.05.2017 - 23:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Clay und Hannah während des Winterballs
Netflix/Paramount Television
Clay und Hannah während des Winterballs
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Weshalb sollte sich ein junger Teenager umbringen? Was bringt jemanden zu diesem letzten Ausweg? Ein Blick auf die tragische Geschichte von Hannah Baker und eine große Bitte an alle Menschen...

13 Folgen, 7 Kassetten und 13 Gründe für ihren Selbstmord...


Dramatischer könnte die Ausgangslage einer Teen-Coming of Age-Serie kaum sein. Doch dieses umstrittene Thema - besonders im Zusammenhang mit Jugendlichen gesehen - ist in Netflix' Eigenproduktion 13 Reasons Why (so im Original) der Grundstein des Plots.

Hannah Baker (gespielt von Newcomerin Katherine Langford) ist tot. Sie hat Kassetten für diejenigen hinterlassen, die Schuld an ihrem Tod haben. Darunter auch der siebzehnjährige Clay Jensen (Dylan Minnette), der in Hannahs Reihenfolge als nächstes dran ist, die Kassetten zu hören. Warum sollte er an ihrem Tod beteiligt sein? Was verbirgt er? Und was verbergen die anderen für dunkle Geheimnisse?


Hinter der Kamera

Die Geschichte basiert auf Jay Ashers Buchvorlage Tote Mädchen lügen nicht und erschien in den USA im Jahr 2007 und in deutscher Sprachausgabe 2009. Die Serie wurde von Paramount Television produziert und in Partnerschaft mit Netflix am 31. März weltweit veröffentlicht. Tatsächlich sollte Selena Gomez ursprünglich die Rolle der Hannah Baker übernehmen; in einem Film von Universal Pictures. Doch man castete, als man bei Netflix die Rechte des Buches Universal abkaufte und Ende 2015 bekannt gab, eine Miniserie daraus machen zu wollen, Katherine Langford für die Rolle und Gomez wurde zur ausführenden Produzentin (neben ihrer Mutter Mandy Teefey). Die Serie gilt als Herzensprojekt der Sängerin und Schauspielerin Selena Gomez. Weshalb sie sich mit Hannah Baker identifizieren kann, sagte sie dem "Hollywood Reporter":

"Ich kann mich so gut mit Hannah identifizieren. Vor sieben Jahren ging mir das so und heute immer noch. Je älter ich werde, desto unsicherer werde ich, was irgendwie seltsam ist. Aber ich denke, das ist etwas, womit sich viele identifizieren können. Hannahs Persönlichkeit zeichnet eine ruhige Stärke aus. Ich bin auch jemand, der sich anderen nicht aufdrängt. Viele Mädchen denken heute, sie müssten sich auf eine bestimmte Weise verhalten, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Die sozialen Medien haben das noch verstärkt. Ich kann verstehen, dass Hannah ihr Leben so nicht leben wollte."

Aus diesem Grund setzte sie sich für die Umsetzung des Buches als Serie stark ein. Des weiteren ist sie der Überzeugung, man müsse harte Szenen in der Serie zeigen, um den Jugendlichen unserer Zeit klarzumachen, dass dieses Thema ernstzunehmend ist und man das nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfe. Deshalb wird auch zu Beginn mancher Folgen vor sexuellen und gewaltdarstellenden Bildern gewarnt.

Die Regie der ersten beiden Folgen übernahm übrigens der oscarprämierte (Spotlight) Regiesseur und Drehbuchautor Tom McCarthy.


I hope you're ready, because I'm about to tell you the story of my life. More specifically, why my life ended.


Der Anfang vom Ende

Die Serie ist durchweg untermalt von einem gewissen Grauton und der nachwirkenden Reaktionen der einzelnen Personen von Hannahs Tod. Wenn man jedoch Szenen aus der Zeit sieht, in der Hannah noch lebte, sind die Farben farbenfroher. Sie spiegeln noch das normale Leben, bis es dann später in der Gegenwart nur noch trist und verzweifelt zugeht. Die Kamera ist über alle Folgen hinweg immer mitten im Geschehen und scheut nicht vor expliziten Bildern.

Zur Musik lässt sich sagen, dass man immer sehr passende (von der Stimmung als auch von den Texten) und angemessene Stücke verwendet hat.

Sometimes when I think of her name
When it's only a game
And I need you
Listen to the words that you say
It's getting harder to stay
When I see you

- Only You von Selena Gomez

Es ist eine emotionale Reise durch Hannahs Erlebnisse, die der Zuschauer und Clay über die Kassetten hört. (Fast) jedes Tonband erzählt von einer anderen Person, einem weiteren Grund für Hannah zu sterben.

Während Clay sich als der langsamste der bisherigen Zuhörer entpuppt, wartet man verheißungsvoll darauf seine Kassette zu hören. Der Spannungsaufbau geht über die 13 Folgen (à 52 - 60 Minuten) nie verloren und man will immer mehr erfahren, auch wenn man weiß, es kann nur noch schlimmer werden.

Die Wahrheit kommt dosiert ans Licht und man fiebert mit Clay mit, bis zum bitteren Ende...


Oh, take me back to the night we met


Die berührendsten Szenengehören eindeutig Clay und Hannah.

(Achtung: Ab hier folgen Spoiler zum Ende der Staffel)

Als Hannah und Clay während des Winterballs tanzen, sich näher kommen und das zu The Night We Met von Lord Huron, da geht mir das Herz auf und ich wünschte mir so sehr, sie hätten sich geküsst, wären zusammengekommen und sie wäre nicht gestorben. Es ist herzzerreißend und hat etwas tragisches.

Ein weiteres Beispiel ist die Szene während Jessicas Party. Hannah und Clay kommen sich erneut näher und landen in einem Zimmer. Sie beginnen sich zu küssen. Aus dem Off hört man Hannah sagen: "At that moment everything was perfect. And for the first time, in a long time, I could imagine a future where I was happy. How good life could be..." Man sieht eine "Was wäre wenn"-Szenerie zwischen ihr und Clay, auch hier wieder mit wunderbarer Musik untermalt.

Es ist erneut bitter und tragisch, was hätte passieren können, wenn Hannah die Vergewaltigung von Jessica durch Bryce nicht mit hätte ansehen müssen und all die anderen grausamen Taten, die ihr bis dahin schon widerfahren sind. Clay ist der einzige, der für Hannah der Hoffnungsschimmer war. Er hätte sie retten können. Doch er tat es nicht, unbewusst, was er damit anrichten würde.


"A lot of you cared, just not enough"


Auch Hannah Bakers Eltern sind auf der Suche nach der Wahrheit, sie wollen wissen, was sie falsch gemacht haben. Was haben sie an ihrem Kind nicht gesehen, das zu dieser tat führte? Und auch der Vertrauenslehrer der Highschool Mr. Porter (Derek Luke) hatte die Möglichkeit, alles zu erfahren, bevor es zu spät ist. Jedoch versagte auch er, unwissend, was die Konsequenz daraus sein würde.

Einige sorgten sich um Hannah, aber nicht genug. Alles was sie wollte, war eine letzte Chance darauf diese eine Person zu treffen die ihr klarmachen würde, dass es sich zu leben lohnt. Vielleicht lag es aber auch an Clay Jensen oder es war der Schmerz in ihr, der zu groß wurde, als das sie noch hätte gerettet werden können.

Zum Ende hin bleiben einige Fragen offen. Wie geht es mit Jessica weiter? Hat sich Alex wirklich selbst erschossen, oder war es Tyler? Kommen Clay und Skye zusammen? Was wird aus all den Menschen nach der Veröffentlichung von Hannahs Kassetten?


Change

In der letzten Episode entscheidet sich Clay dazu - nachdem er alle Kassetten angehört hatte - sich wieder mit Skye (Sosie Bacon) anzufreunden. Es ist eine Art Wiedergutmachung. Auch Syke ist eine Person, die es immer schwer hatte und sich sogar geritzt hat. Clay weiß das und handelt, bevor es zu spät sein könnte. Es ist eine gute Botschaft zum Ende hin, eine Veränderung von Clay und eine neue Hoffnung die bleibt. Menschen können sich ändern, auch wenn es manchmal zu spät erscheint. Man wird mit einem relativ angenehmem Gefühl aus der Serie entlassen; soweit dies nach dieser Staffel überhaupt möglich ist.

Nicht alle sind böse, grausam und lernen nicht aus ihren Fehlern. Sogar ein Justin Foley will sich nach allem was er seiner Ex-Freundin Jessica angetan hat ändern.

Die Serie hat eine Botschaft an alle Menschen: Seid füreinander da. Seid nicht ignorant, grausam oder demütigend anderen gegenüber! Wenn ihr es erahnen könnt, dann helft den Menschen, die gefährdet sind und daran denken, sich umzubringen. Menschen sollten zusammenhalten und eine große Gemeinschaft bilden in der niemand ausgeschlossen wird!


Hannah Baker wusste keine andere Option als sich das Leben zu nehmen. Die Menschen, grausame Menschen, in ihrer unmittelbaren Umgebung brachten sie dazu. Sie wollte mit den Kassetten ihren Mitschülern zeigen, wie die echte Hannah ist und wie sie mit all den Grausamkeiten und Demütigungen umgegangen ist.

Ihr Selbstmord war jedoch die falsche Entscheidung...

All I needed was the love you gave
All I needed for another day
And all I ever knew
Only you


What if...


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