Avatar-Regisseur James Cameron übt scharfe Kritik am Historiendrama-Meisterwerk Oppenheimer von Christopher Nolan, das mit sieben Oscars ausgezeichnet wurde. Grund dafür ist nicht der Streifen an sich, sondern die thematische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der Atombombe, die der Film umschifft habe und die Cameron selbst filmisch darstellen will.
Cameron vs. Nolan: Oppenheimer mache moralischen Rückzieher
Hintergrund von Camerons Kritik ist laut Deadline sein eigenes bevorstehendes Projekt: Zum 80. Jahrestag des Atombombenabwurfs erscheint am 5. August der Roman Ghosts of Hiroshima von Charles R. Pellegrino, den Cameron verfilmen möchte. Darin hat der Autor über 15 Jahre lang Erinnerungen von Überlebenden gesammelt. Es sei genau diese menschliche Seite, die Cameron interessiere und die er in Oppenheimer vermisst habe.
Es ist ja nicht so, dass Oppenheimer die Auswirkungen nicht kannte. [...] es gibt nur diesen einen kurzen Moment, in dem er einige verkohlte Leichen im Publikum sieht und dann zeigt der Film, wie sehr ihn das bewegt hat. Aber ich hatte das Gefühl, dass das Thema umgangen wurde.
Eine Kritik, die Nolan bekannt ist, immerhin wurde der Film in Japan kontrovers diskutiert und erst mit Verzögerung in den Kinos gezeigt. Laut Interviewer soll der Regisseur gesagt haben, er hoffe, jemand erzähle die Geschichte der Auswirkungen der Atombombe, aber das sei nicht die Geschichte von Oppenheimer gewesen. Woraufhin Cameron scherzt: "Okay, ich mach's Chris. Kein Problem."
Das wird allerdings noch eine Weile dauern, denn neben der Avatar-Saga steht noch ein völlig abgefahrenes Fantasy-Projekt auf Camerons Plan.
James Cameron selbst glaubt nicht an Erfolg seines Films
Seit 15 Jahren mache Cameron bereits Notizen für die Ghosts of Hiroshima-Adaption, am Drehbuch habe er allerdings noch kein einziges Wort geschrieben. Dennoch ist er schon jetzt sicher, dass der Film von all seinen Werken am wenigsten einbringen könnte.
[...] weil ich nichts beschönigen werde, ich werde nicht zurückhaltend sein. Ich möchte mit dem, was in Hiroshima und Nagasaki passiert ist, dasselbe tun, was Steven Spielberg mit dem Holocaust und dem D-Day in Der Soldat James Ryan getan hat. Er hat es so gezeigt, wie es wirklich passiert ist.
Cameron kritisiert zwar, dass Nolan die Auswirkungen der Atombombe ausgeklammert habe, will selber allerdings bei seinem Film die politische Seite außer Acht lassen. Es gehe um die Menschen und dass wir uns daran erinnern, was diese Waffen anrichten.