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Interstellar … Die neue Erde der Filmindustrie?

14.11.2014 - 11:18 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Am 7. November startete Interstellar offiziell im Kino
Warner Bros.
Am 7. November startete Interstellar offiziell im Kino
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Die Meinung zwischen Kritikern und sterblichen Menschen könnte unterschiedlicher kaum sein. Die einen sehen in dem Film die hundertfache Wiederholung eines belanglosen Liebesmotivs, die anderen bezeichnen ihn als besten Film seit langem. Was stimmt nun?

Meine Erwartungen gegenüber Christopher Nolans Interstellar waren ebenso hoch wie die aller Kritiker und Liebhaber von The Dark Knight, Inception und vielen mehr. Es sollte Christopher Nolans neunter Film werden, und der Score versprach, gewaltig zu werden. Wurmlöcher, interstellare Reisen, eine hungernde Weltbevölkerung. Und welche Rolle spielt der Mais in der ganzen Sache? Nolan hat sich – wie immer – sehr lange bedeckt gehalten, worum es in seinem neusten Werk geht. Erst der Gang ins Kino brachte die Erleuchtung.

Häufig gehen die Meinungen von Kinogängern und Kritikern weit auseinander. Ebenso trifft es nun auch Christopher Nolans Weltraumepos. Die Frage die ich mir nun stelle ist: Wer hat recht? Die Beobachtung der letzten Tage zeigt, dass die geschulten Kritiker in Interstellar lediglich einen schön anzusehenden Ausflug ins IMAX-Kino sehen. Der vermeintliche Laie verlässt das Kino mit offenem Mund und heller Begeisterung. In welchem Feld liegt also die Wahrheit?

Für mich liegt er deutlich in der Schnittmenge beider Kreise, denn sowohl die eine, als auch die andere Seite kann gute Argumente hervorbringen.

Nolans neuestes Werk hat einen der größten Filmaßstäbe der Welt. Wo griechische Tragödien noch an einem Ort spielten, tanzt Nolan durch verschiedene Galaxien. Die Reisen zwischen ihnen und durch den fünfdimensionalen Raum sind dabei atemberaubend, geradezu unglaublich … Genau diese Unglaublichkeit kam – und wurde, denke ich auch – Nolan zum Verhängnis. Der bodenständige Regisseur aus Großbritannien will einem auf einmal etwas von Fiction erzählen? Das war unerwartet, wo doch alles in Nolans Filmwelt Sinn ergibt. Dies zeigt sich besonders in den späteren Phasen des Films. Wir treffen hier nicht auf Aliens, Roboter oder gar die Chinesen, wie es ursprünglich geplant war.  Nolan bleibt in der Realität, die er für diesen Film definiert hat (Ähnlich wie Prestige - Die Meister der Magie).

Die Verknüpfung zwischen der menschlichen Natur und den Gesetzten des Universums sind ein interessanter Ansatz, doch wirkt die plötzliche Liebesgeschichte zwischen Anne Hathaway und ihrem verreisten Professor, die anhand von zwei Punkten in den Raum geführt wird, da nicht ein bisschen daher gedichtet? Die Liebe zieht sich durch Nolans Werke wie ein roter Faden, doch konnte sie in Interstellar diesmal nicht wirklich Punkten. In einem Umfang wie diesem, wirkt die angepriesene Liebe wie ein nasses Streichholz in einem lichterloh brennendem Haus. Gravitation überwindet Raum und Zeit. Und Liebe, eine chemische Reaktion im menschlichen Körper, anscheinend auch. Nolan verlässt seine gewohnten Pfade. Doch irgendwie bleibt er sich, und dafür muss man ihn loben, am Ende treu. Er artet nicht aus, wie es M. Night Shyamalan wahrscheinlich getan hätte. Alle Fäden laufen in Nolans Realität zusammen. Jede Frage wird geklärt, auch wenn man für manche den Film fünfmal sehen muss.

Und so bildgewaltig und stringent alles auf ein opulentes Ende hinausläuft, so gibt es kurz vor Schluss noch einen Stein, der mich stolpern ließ wie kein anderer. Jeder Satz dient einem Zweck. Jeder Satz hat seine Daseinsberechtigung:

Murph (gespielt von Jessica Chastain ) tritt in ihr altes Kinderzimmer, während draußen ihr Bruder alles zu zerstörend droht. Sie sieht auf ihr Bücherregal und zu der kaputten Raumsonde und sagt: »Du warst es! Du warst es die ganze Zeit …« (frei zitiert) Hier, finde ich, zieht Nolan das erste Mal innerhalb von neun großartigen Filmen, etwas bei den Haaren daher. Hätte man die schlausten Köpfe der Welt in diesen Raum gesperrt, wären sie in drei Jahren nicht auf die Lösung des Rätsels gekommen. Es ist einfach nicht naheliegend, trotz der ganzen Nachrichten, die Murph als Kind erhalten hatte. Vielleicht muss ich mich für diesen Kritikpunkt auch entschuldigen, da ich Chastains Darbietung ohnehin mangelhaft fand (Von Matt Damon einmal ganz zu schweigen).

Man merkt also, dass mich Nolans Interstellar nicht zu einhundert Prozent überzeugen konnte. Trotz der Fehler sind sie nicht der vorrangige Grund, warum er für mich schlechter abschneidet als beispielsweise Prestige - Die Meister der Magie. Es war der Spaß, den ich mit dem Film hatte. Die meisten werden jetzt den Kopf schütteln und sagen, dass der Film doch alles hatte und Spaß machte. Das Problem sehe ich in der vorerst abstrusen Idee des singulären Raums. Ich finde, bis man diesen Raum verstanden hat – vollends –, mag man ihn schon nicht mehr.

Dazu kommt, dass man sich fragt, ob der Film, der größer kaum sein könnte, wirklich diese einfach Antwort als Endziel hervorbringt. Denn dass die Person, von der wir alle dachten, dass sie der Geist ist, auf einmal dasteht, ist keine große Überraschung und nicht besonders Nolan-like. Auch wenn am Schluss alles wieder gut war und logisch verknüpft wurde, so glaube ich, dass dort das Problem liegt.

Ich sitze zwischen den Kritiker, die die Liebesgeschichte für unnötigen Firlefanz halten und den Leuten, die im Kino den Mund nicht mehr zubekamen, als sie durch ein Wurmloch reisten. Ein bisschen was von beidem.

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