Deutsches Sci-Fi-Highlight: Der Schwarm-Regisseurin über Parallelen zu Avatar 2 und wann der aufwendige Dreh zur "Hölle" wurde

05.03.2023 - 09:30 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Der SchwarmZDF
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Zum Start der ZDF-Serie Der Schwarm hat Moviepilot Regisseurin Barbara Eder getroffen, um mit ihr über Unterwasser-Drehs à la Avatar, europäisches Filmemachen und mehr zu sprechen.

Die deutsche Sci-Fi-Thriller-Serie Der Schwarm ist gleich auf mehreren Ebenen ein Mammutprojekt. Zum einen handelt es sich um eine internationale Co-Produktion, die nicht nur in verschiedenen Ländern gedreht wurde, sondern auch einen internationalen Cast hat. Zum anderen wurde hier der gleichnamige Bestseller von Frank Schätzing verfilmt, der global mehr als 4,5 Millionen Exemplare verkaufte .

In Der Schwarm häufen sich weltweit plötzlich Katastrophen wie Wal-Angriffe, die im Meer ihren Ursprung haben. Mehrere Wissenschaftler versuchen hinter die Ursache dieser Phänomene zu kommen und entdecken Beunruhigendes: Kann es wirklich sein, dass die Natur einen Weg gefunden hat, um zurückzuschlagen?

Der Schwarm: Regisseurin Barbara Eder spricht im Interview über den Serien-Dreh, Sci-Fi-Vorbilder und Avatar 2

Die Serie startet am 22. Februar 2023 in der ZDF-Mediathek und wird zusätzlich ab dem 6. März 2023 im TV ausgestrahlt. Moviepilot hat Regisseurin Barbara Eder (Barbaren) getroffen, die 4 der 8 Episoden inszeniert hat (Folge 3 bis 6) und mit ihr über Unterwasser-Drehs à la Avatar sowie erzählerische Herausforderungen gesprochen.

Der Schwarm-Regisseurin Barbara Eder

Moviepilot: Die Buchvorlage ist 20 Jahre alt. Musste für die jetzige Verfilmung etwas verändert werden?

Barbara Eder: Es musste sehr viel angepasst werden. Es wurden von Berater:innen Fakten aus dem Buch überprüft, die dann doch [mit neuem Forschungsstand] anders lagen. Zugleich wurden wissenschaftliche Themen vereinfacht. Du musst es irgendwie schaffen, dass jeder es versteht. Außerdem hatten wir nur begrenzte Zeit, also wurden z.B. Handlungsstränge von zwei Personen zu einer zusammengelegt.

Auch sich kulturell nichts anzueignen oder in Klischees zu verfallen, war wichtig. Wir wollten ein Ensemble, das multinational ist. Außerdem haben wir mehr Frauen als Wissenschaftlerinnen, als vielleicht noch vor zehn Jahren. Wir fragten uns: Wer sind die Helden? Müssen Wissenschaftler immer weiße Männer sein? Wie sähe ein modernes Ensemble aus, das die Welt rettet? Das ist schon spannend, sich das zu überlegen. Dementsprechend wurden viele Dinge geändert.

Der Schwarm ist zwar vom ZDF und in Deutschland produziert, aber zu 2/3 auch eine große europäische bzw. internationale Co-Produktion. Wie koordiniert man so etwas?

Da ist viel Politik dabei, das ist ein Riesen-Aufwand. Für uns Regisseure sind das viele Gespräche mit unterschiedlichsten Sendern und Finanziers, die alle eigene Wünsche haben. Frank Doelger hat [als Showrunner von Der Schwarm] zum Glück vermittelt zwischen uns Künstlern, den Autoren, den Geldgebern etc. Das ging bis hin zu Cast-Entscheidungen: Aus welchem Land kommt welche Rolle? Welche Nationen haben wir vertreten? Frank Schätzing war als Autor natürlich auch eingebunden. Logischerweise konnten bei so vielen Beteiligten aber nie alle Vorschläge und Wünsche durchgebracht werden.

Hast du ein Beispiel? Wo musstest du dich beugen, als du einmal andere Vorstellungen hattest?

Ich wollte mehr Szenen mit der Figur der Samantha Crowe, die von Sharon Duncan-Brewster gespielt wird. Das ist so eine unglaublich tolle Schauspielerin! In Dune knie ich vor ihr nieder! Mehr Ideen zu ihr wären da gewesen, aber die Frage in einem so großen Ensemble-Cast ist immer: Wie viel Raum kriegt eine Figur? Dass Crowe als Charakter nicht so oft vorkam, war schwierig für mich zu akzeptieren. Aber am Ende war es okay. Die Geschichte funktioniert jetzt gut.

Der Schwarm: Die Besetzung

Bei Der Schwarm wurde viel unter Wasser gedreht. Wie funktionierte das für dich als Regisseurin?

Wir haben in Brüssel in einem Unterwasser-Studio gedreht. In einem Riesen-Indoor-Tank, der wahnsinnig heiß und schwül war, wie ein Hallenbad. Da hast du dann Schauspieler im Wasser, mit Sicherheitstauchern, die sich abwechseln, und Kameraleute, die abtauchen.

Auf Knopfdruck kannst du sagen: Jetzt ist Abendrot, jetzt ist Morgen oder knallige Sonne, jetzt gibt es ein bisschen Nebel oder einen stärkeren Wellengang. Ich drücke auf einen Knopf und plötzlich ist Sturm. Du kannst einstellen, wie trüb das Wasser ist und wir haben teilweise auch Wracks oder Riffs in das Becken hinein gebaut. Es ist lustig, aber auch die Hölle. Wenn du jede Woche in so einem Klima steckst, ist das körperlich sehr anstrengend. Manchmal wollte ich einfach ins Wasser springen. Aber ich hatte als Regisseurin ja eine Vorbildwirkung, also ging das nicht.

Ich selbst war also in kurzen Hosen, draußen am Beckenrand und hab an Monitoren versucht zu kommunizieren. Unter Wasser gab es Lautsprecher. Das einzig Komplizierte ist das Atmen der Taucher: Wenn du denen etwas sagen willst, ist das Ein- und Ausatmen durch den Sauerstoff-Apparat irrsinnig laut. Das heißt, deine Anweisungen müssen sehr kurz sein, sonst hören sie es nicht oder ein Teil der Ansage geht verloren.

Bei Avatar 2 mussten die Schauspielenden lernen, lange die Luft anzuhalten. War das bei euch auch so?

Ja, sie mussten auch richtiges Tauchen und Sicherheitsschwimmen lernen. Da gab es monatelange Trainings. Wichtig war, dass du dich sicher fühlst, die Augen unter Wasser aufzumachen. Oder auf Anweisungen hin etwas zu tun. Es war essenziell, dass du mit dem Wasser eins wirst.

Außerdem gab es in Der Schwarm viele visuelle Spezialeffekte, die später dazukamen. Inwiefern spielte das schon bei deinen Dreharbeiten eine Rolle?

Das wurde schon vorher über Monate präzise geplant. Sogar Jahre zuvor hatte man schon gewisse Schlüsselszenen im Blick: Hier attackieren die Wale und hier kommen die Killerkrabben. Dann weißt du später, in welchem Winkel du die Kamera aufstellen musst.

Ich hatte eine Szene mit einem Pärchen, auf das ein paar Meeresungeheuer zukommen. Das zeigst du den Schauspielenden mit Storyboard-Skizzen und dann müssen sie sich das vorstellen. Manchmal musste auch einer vom Team reinhüpfen: Unser VFX-Supervisor Jan Stoltz war Stand-in für eine Krabbe und hat mit einem Stab mit grünem Punkt die Berührung des Monsters simuliert.

Hattest du Science-Fiction-Vorbilder oder andere Tiefsee-Filme, an denen du dich beim Dreh orientiert hast?

Ja, ich hab’ mir alles reingezogen, was es nur gibt. Von Der weiße Hai bis zu Abyss hab ich alles geschaut. Auch sehr viele Dokus. Alles, was unter Wasser spielt. Große Hollywood-Blockbuster und kleine norwegische Filme, außerdem reale Unterwasseraufnahmen von Wissenschaftlern, um zu sehen, was funktioniert. Welcher Filmsprache bedient man sich? Was zieht mich rein?

Zwischen Avatar 2, der gerade ins Kino kam, und Der Schwarm finden sich einige Parallelen, wie die kollektive Einheit der Natur oder prominente Wale ...

Wirklich? Das muss ich sofort schauen. Aber es liegt nahe, dass alles miteinander verbunden ist. Das ist ja auch im Schwarm so faszinierend. Alles, was du als Mensch tust, hat Auswirkungen. Alles, was du der Umwelt antust, tust du dir selber an. Ein starkes Thema.

Ich glaube, es ist kein Zufall, dass diese Formate, inklusive Avatar, gerade jetzt so gut wirken. Das ist ein Trend und hat damit zu tun, dass wir uns mehr Umweltfragen stellen. Und wenn es dann noch in einen spannenden fiktionalen Kontext eingebaut ist, ist das natürlich fantastisch. Du beschäftigst dich mit Urängsten, die du hast, und gleichzeitig wirst du auch unterhalten. Filme regen zum Nachdenken an.

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