Der deutsche Film im Rückblick 2010

04.01.2011 - 08:50 Uhr
Rückblick 2010 - Deutscher Film
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Rückblick 2010 - Deutscher Film
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Der deutsche Film hat in diesem Jahr viel an Boden verloren. Wir sagen euch, welche deutschen Filme an den Kinokassen besonders erfolgreich und welche ein Flop waren.

Mit dem deutschen Film ist es wie mit dem Wetter: Wenn es mal wieder einen Lichtblick gibt, freut sich der Zuschauer, wird aber mit dem nächsten Kinobesuch schon um seine Hoffnung gebracht. Leider bestätigt das Kinojahr 2010 die Wechselhaftigkeit des deutschen Films. Knapp 7 Prozent Marktanteil hat er in diesem Jahr verloren; 2010 erreichten deutsche Produktionen nur noch 20,3 Prozent (Standard). Gegenüber dem sehr erfolgreichen 2009 ist das ein ernüchterndes Ergebnis

Gerade einmal sechs deutsche Filme finden sich unter den Top 50 der erfolgreichsten Filme im deutschen Kino; die magische Hürde der 1-Millionen-Besucher knackten vier Filme. (Stand: 08.12.2010, Quelle: blickpunktfilm)
1. Platz: Zweiohrküken (Kinostart: 03.12.2009) – 4,2 Millionen Besucher
2. Platz: Friendship! (Kinostart: 14.01.2010) – 1,5 Millionen Besucher
3. Platz: Konferenz der Tiere (Kinostart: 07.10.2010) – 1,4 Millionen Besucher
4. Platz: Soul Kitchen (Kinostart: 24.12.2009) – 1,3 Millionen Besucher
5. Platz: Vincent will meer (Kinostart: 22.04.2010) – 910.000 Besucher
6. Platz: Sammys Abenteuer – Die Suche nach der geheimen Passage (Kinostart: 28.10.2010) – 900.000 Besucher

Friendship!, das erste Kinoprojekt der Deutschen Columbia Pictures Filmproduktion, und Vincent will meer sind echte Überraschungen im ansonsten mageren deutschen Kinojahr. Beide Hauptdarsteller – Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz – sind mit den Filmen zu echten Stars geworden, die nach ihrem Sidekick-Image bzw. ihren Fernsehrollen nun Größeres erhoffen lassen. Auch Goethe! (550.000 Besucher) und Die Friseuse (574.000 Besucher) können durchaus als Erfolg verbucht werden. Knapp die gleiche Anzahl – nämlich 523.000 Besucher – gingen auch in Zeiten ändern Dich, dem Biopic mit Bushido. Für diese ambitionierte Produktion der Constantin ist das Ergebnis aber eher ein schlechtes. Große Produktionen, in denen deutsche oder internationale Prominenz aufgefahren wurde und von denen sich Studios wie Macher viel erhofften, wie Jud Süß – Film ohne Gewissen (93.850 Besucher), Henri 4 (36.500 Besucher) oder Die kommenden Tage (52.000) haben an den Kinokassen allerdings enttäuscht.

Aber – das sagen die Zahlen nicht – der deutsche Film ist beliebt, wenn auch nicht bei uns Deutschen. Die Fremde (116.000 Besucher) hat auf zahlreichen Festivals Preise abgeräumt. Regisseurin Feo Aladag und Hauptdarstellerin Sibel Kekilli sind geradezu mit Auszeichnungen überschüttet worden, unter anderem in São Paulo, New York, Montréal, Ghent, Calgary usw. usf. Die Fremde ist – was die Anzahl der Preise betrifft – wohl der erfolgreichste deutsche Film des Jahres und wurde zu Recht ins Oscar Rennen um den Besten ausländischen Film geschickt. Auch andere deutsche Filme konnten auf Festivals und bei den Kritikern punkten, etwa Soul Kitchen (1,3 Millionen Besucher), Schwerkraft (43.700 Besucher) oder Orly-2 (5.800 Besucher). Die Diskrepanz zwischen nationalen Besuchern sowie internationalen Ehrungen und Aufmerksamkeit ist allerdings enorm.

Aber – und das sagen die Zahlen auch nicht – es gibt noch viele deutsche Filme, die gar nicht als solche wahrgenommen werden. Viel Geld und deutsche Kreativität verbunden mit dem Namen Studio Babelsberg stecken etwa in Der Ghostwriter (338.300 Besucher). In Carlos – Der Schakal (47.539 Besucher), dem heimlichen Star beim diesjähren Festival Cannes, spielt fast die ganze deutsche Filmprominenz eine Rolle und das Werk ist als deutsch-französische Koproduktion nicht nur von Kritikern hochgelobt worden. Ihr als User von moviepilot habt den Film mit einer Durchschnitts-Bewertung von 7,7 zu einem der besten Filme des Jahres gekürt. Auch Der Räuber (9.200 Besucher) – eine deutsch-österreichische Produktion – kommt bei euch sehr gut weg und taucht in der Liste der Top 15 der besten Thriller des Jahres auf.

Ich hoffe im Kinojahr 2011 wieder aufs deutsche Kino, denn nach dem Regen folgt bekanntlich der Sonnenschein. Gespannt bin ich auf die kleineren Produktionen, aber der eine oder andere Kassengarant ist ebenfalls wieder auf der Leinwand vertreten. Til Schweiger wird im kommenden Jahr mit Kokowääh wohl wieder einen Zuschauererfolg landen, Matthias Schweighöfer mit seiner ersten Regie-Arbeit What a Man vielleicht einen Überraschungserfolg einfahren und mit der Literaturverfilmung Dschungelkind von Roland Suso Richter mit Thomas Kretschmann und Nadja Uhl soll ebenfalls wieder großes Kino auf die Leinwand kommen. Almanya – Willkommen in Deutschland könnte eine schöne, kleine Komödie werden und mit Hexe Lilli – Die Reise Nach Mandolan kehrt ebenfalls ein Kassengarant zurück in die Kinos. Ich bin also ganz hoffnungsvoll.

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