Big Little Lies - Die starbesetzte HBO-Miniserie im Pilot-Check

06.04.2017 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
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HBO's Dramaserie Big Little Lies mit Reese Witherspoon, Nicole Kidman, Laura Dern und Shailene Woodley ist nun auch in deutscher Sprache zu sehen. Wir haben einen Blick riskiert.

Ein einziger Fingerzeig bringt die heile Welt des nordkalifornischen Küstenortes Monterey ins Wanken. In HBO's melodramatischer Miniserie Big Little Lies endet, anders als in Der Gott des Gemetzels, eine kleine Handgreiflichkeit unter Kindern nicht in einem amüsanten Schlagabtausch besorgter Eltern, sondern in einem kaltblütigen Mord. Die siebenteilige Miniserie basiert auf der gleichnamigen Romanvorlage der Autorin Liane Moriarty (DT: Tausend kleine Lügen), deren Handlung Drehbuchautor David E. Kelley (Boston Legal, Ally McBeal) von Australien an einen malerischen Küstenort an der US-amerikanischen Westküste verlegt. In sieben Stunden inszeniert Regisseur Jean-Marc Vallée (Dallas Buyers Club, Der große Trip - Wild) ein hochkarätig besetztes Whodunit im Gewand einer Seifenoper.

Der Auftakt zur Serie erwischt Madeline Mackenzie (Reese Witherspoon) buchstäblich auf dem falschen Fuß. Am Tage der Einschulung der Otter Bay Elementary School verknackst sich die mondäne Hausfrau den Knöchel und lernt so die junge alleinerziehende Mutter Jane Chapman (Shailene Woodley) kennen, die mit ihrem Sohn Ziggy frisch nach Monterey gezogen ist und Madeline und ihre fürchterlich verzogene Tochter kurzerhand mitnimmt. Nur zu gern übernimmt Madeleine die Aufgabe, Jane zum Dank in die feine Gesellschaft des beschaulichen Ortes einzuführen und stellt ihr sogleich ihre beste Freundin Celeste (Nicole Kidman) und ihre Erzfeindin, die erfolgreiche Geschäftsfrau Renata Klein (Laura Dern) vor. Deren Tochter Annabelle verlässt ihren ersten Schulbesuch mit einem Würgemal um den Hals, das ihr ein Mitschüler zugefügt hat. Pädagogisch nicht ganz wertvoll schlägt die Lehrerin vor, dass Annabelle doch einfach mit dem Finger auf den Täter zeigen soll - demnach ist Neuzugang Ziggy der Übeltäter, der aber seine Unschuld beteuert. Die öffentliche Diffamierung bietet nun den Zündstoff zum provinziellen Melodram, das in einem Mord auf dem Wohltätigkeitsfest gipfelt.

Andeutungen, Rückblenden, Vorausdeutung, beifällige Bemerkungen und Verhöre bringen vorerst weder die ermittelnden Polizisten noch den Zuschauern zu des Rätsels Lösung. Schnell wird jedoch klar: Jeder Bewohner des Ortes scheint eine Leiche im Keller seiner Luxus-Villa zu haben. Gegenseitige Schuldzuweisungen lenken nicht nur von dem Verdacht an der eigenen Person und möglichen Mordmotiven ab, sondern in erster Linie von der Leere des eigenen Lebens. Denn - wer hätte es gedacht? - hinter den gläsernen Fassaden der millionenschweren Häuser geht es düster zu. Niemand scheint das glückliche Leben zu führen, das er nach Außen zur Schau stellt, doch jeder beneidet das scheinbar perfekte Dasein der anderen. Durch ewige Lästereien und Intrigen lenken die Protagonistinnen von Big Little Lies von ihren eigenen Sorgen ab und dekonstruieren das Glück der Nachbarn, um sich selbst ein wenig besser zu fühlen. Madeline, die den Draht zu ihrer rebellischen Teenager-Tochter verloren hat und ihren zweiten Eheman Ed (Adam Scott) furchtbar öde findet, beneidet Celeste um ihre Schönheit und ihre Liebe zu dem deutlich jüngeren Perry Wright (Alexander Skarsgård), übersieht dabei aber die zahlreichen blauen Flecken am Körper ihrer Freundin. Celeste lädt indes fleißig gefilterte Fotos ihrer Zwillinge bei Facebook hoch, um ihr unendliches Familienglück vor ihren Freunden zu bekräftigen und verschweigt vehement den Missbrauch durch ihren gewalttätigen Mann.

Der Pilot zu Big Little Lies gibt keinerlei Hinweise auf die Umstände der Tat oder den Täter bzw die Täterin. Jeder der Hauptcharaktere könnte am Mord schuldig sein und es deutet sich bereits in den ersten 60 Minuten an, dass erst die Geschichte einer jeden Protagonistin erzählt werden muss, bevor das Verbrechen aufgeklärt werden darf. Regisseur Jean-Marc Vallée nimmt sich zuweilen etwas zu viel Zeit für Entfaltung des Plots und könnte das Erzähltempo getrost etwas anziehen. Allerdings macht die Leistung der Schauspielerinnen das Melodram trotz leichter Langatmigkeit sehenswert. Obwohl keine der Figuren sich zum Sympathieträger eignet, fordern die vielschichtigen Charaktere die volle Aufmerksamkeit des Zuchauers.

Oscarpreisträgerin Reese Witherspoons (Walk the Line, Der große Trip - Wild) Madeline ist ein unausstehliches Lästermaul und trotzdem erweckt sie Mitleid, wenn ihre älteste Tochter nichts von ihr wissen will und ihr kleines Mädchen mehr Interesse an ihrem Vater und dessen yogalehrender New-Age-Freundin Bonnie (Zoë Kravitz) bekundet, die ihr süffisant unter die Nase reibt, dass sie eine Petition gegen Madelines Theaterstück unterzeichnet hat. Potenzial steckt in der Rolle der sehr jungen Mutter Jane, gespielt von Shailene Woodley (Die Bestimmung - Trilogie, Das Schicksal ist ein mieser Verräter), die den Vater ihres Kindes geheimhält und selbst zuweilen Angst vor ihrem eigenen Sohn zu haben scheint.

Den leichtfüßigen Charme der Kultserie Desperate Housewives, die über acht Staffeln von den Intrigen und Morden eines fiktiven Suburbias erzählte, versprüht Big Little Lies nicht. Umso spannender ist es zuzusehen, wie eine Serie ausschließlich Anti-Heldinnen auf den Bildschirm bringt. In den letzten Jahren feierten Serien mit finsteren, wankenden Protagonisten wie Walter White in Breaking Bad oder Don Draper in Mad Men große Erfolge. Big Little Lies bietet gleich eine ganze Handvoll fieser, vielschichtiger Frauenfiguren, deren Geheimnisse hinter den kleinen und großen Lügen aufregender sind als die Auflösung des Mordes.

Seid ihr gespannt auf HBO's neue Miniserie Big Little Lies?

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