Zum 1. Mai - Filmische Helden der Arbeit

01.05.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
So grün war mein Tal
20th Century Fox
So grün war mein Tal
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Heute wird in vielen Ländern der Tag der Arbeit gefeiert. Auch der Film beschäftigt sich ab und zu mit dem Thema. Wir haben auf drei Bergarbeiterfilme geschaut, die filmgeschichtlich hoch interessant sind.

Hier ist sie noch zu spüren, die harte, körperliche Arbeit. Rußverschmierte Gesichter, nackte, vor Schweiß triefende Körper in gebückter Haltung, die mit großem Werkzeug dem Stein unter der Erde sein Mineral abtrotzen. Harte und gefährliche Arbeit unter Tage. Kumpels verrichten sie täglich: schleppend und krabbelnd, hackend und brechend entreißen sie der Erde ihr wertvolles Gut. In der Arbeitswelt unter Tage, die es heute bei uns im westlichen Kapitalismus so nicht mehr gibt, lauert täglich Gefahr: Grubenunglücke verschütten Hunderte von Kumpels; Kohlengase strömen aus und nehmen ihnen die Luft zum Atmen; Feuer schießt durch die Stollen; Gesteinsmassen stürzen krachend herunter; Wasserfontänen überfluten die Gleisstrecken; Stützstempel knicken wie Streichhölzer unter dem tonnenschweren Geröllwerk ein; Fahrstühle, in denen Menschen eng aneinandergedrückt stehen, bleiben ratternd stecken. Es gibt wohl auch keine Zunft, die derart stolz auf ihre Leistung ist: Täglich tausende Meter unter die Erde zu fahren und nach der harten Maloche unter Tage wieder nach oben zu kommen.

Bergarbeiter gehören nicht gerade zu einer der bevorzugten Berufsgruppen bei Filmemachern und Drehbuchschreibern. Es gibt vielleicht eine Handvoll Filme, die sich mit ihrem Leben und ihrer Arbeit beschäftigen. Drei von ihnen sind klassische Meisterwerke der Filmgeschichte. Der pazifistische Arbeiterfilm Kameradschaft (1931) von Georg Wilhelm Pabst, der fünffache Oscargewinner So grün war mein Tal und der über Jahre verbotene Film Sonnensucher (1958) von Konrad Wolf. Allen drei Filmen gemeinsam ist ihr dokumentarisch-realistischer Stil bei den Aufnahmen der Arbeitswelt, bei den packenden Geschichten, die unter Tage erzählt werden. Kurioserweise sind allerdings jene Szenen, die die Arbeitsbedingungen tief in der Grube realistisch und authentisch beschreiben, in Filmstudios nachgebaut worden.

Obwohl in unterschiedlichen Gesellschaften gedreht und zu anderen Zeiten, bieten die Filme einige Gemeinsamkeiten. Über Tage zeigen sie den Feierabend der Kumpels, Bier in der Kneipe, Feiern und Tanzen, Vergnügen und Liebe. Das Milieu der Bergarbeiter wird, jeweils unterschiedlich gewichtig, charakterisiert. Unter Tage blicken sie auf die alltäglichen Arbeiten, die anstrengenden Gesichter, Ruß, Dunkelheit, harte Arbeitswelt. Es sind alles drei extrem körperliche Filme, die die schwere Arbeitsrealität unter Tage für den Zuschauer physisch erlebbar machen. Durch Detailtreue bieten sie Authentizität und Anschaulichkeit, sind heute vielleicht sogar von ethnografischem Interesse, da sie Arbeits- und Lebenssituationen zeigen, die aus dem gesellschaftlichen Gedächtnis fast völlig verschwunden sind. 

Dann konzentrieren sich alle drei Filme auf das Grubenunglück als dramaturgischer Höhepunkt: Es zerstört Träume und Leben, es ist der Alptraum eines jeden Kumpels und die Gefährlichkeit seiner Arbeit wird mit grausamer Nachdrücklichkeit in Szene gesetzt. Der Tod ist bei jedem Einfahren in die Grube dabei. Zu Leiden haben auch jene, die außerhalb stehen, die Frauen, die zur Grube laufen und auf ihre Männer und Verwandten warten, stumm und verzweifelt; die Verbliebenen, wenn es zum Schlimmsten gekommen ist.

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