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Zu viele Köche verderben den Brei

10.12.2014 - 12:54 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
DER KOCH: Geschmackvoll oder Einheitsbrei?
DER KOCH
DER KOCH: Geschmackvoll oder Einheitsbrei?
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2010 hat Martin Suter seinen Roman DER KOCH geschrieben. Jetzt, 2014, kam er in die Kinos. Wie gut oder schlecht diese Verfilmung ist, will ich im Folgenden festhalten!

Wenn Martin Suter eines hat, dann ist es Klasse. Mit fast schon aristokratischer Gelassenheit weiß er, mit wenigen klaren, dafür aber umso treffenderen Sätzen Sachverhalte zu beschreiben, Zusammenhänge herzustellen, Assoziationen zu wecken, für welche die Mehrzahl seiner Kollegen in der Regel mehrere Seiten braucht. Für mich ist er der König des geschliffenen Wortes. Seine ganze Schreibe atmet eine feinzurückhaltende, ansprechende Distanz.

Auch der Film schafft Distanz, allerdings keine ansprechende. Alles wirkt unaufgeräumt, dreckig. Seine ästhetische Qualität hält sich in Grenzen. Technisch gesehen hat er nicht viel mehr zu bieten als eine halbseidene Fernsehproduktion. Dialoge erscheinen improvisiert. Wo das Buch Sauberkeit ausdünstet, scheißt er Schlampigkeit. Nur ab und zu blitzen mal ein paar Originalzitate durch. Die kommen dann ganz falsch daher, sind Fremdkörper in einer ansonsten lieblosen Aneinanderreihung schlechter Szenen.

Natürlich musste die Story stark gekürzt, mussten Zusammenhänge vereinfacht werden. Stellenweise aber dreht die Verfilmung Suters Werk im Mund herum. Seine Finesse wird plattgetreten, sein Sinnekosmos eingestampft. Das Ende ist so lapidar und unreflektiert, man möchte hingehen und höchstpersönlich Hand anlegen, nicht an Dalmann oder seinen Komplizen, sondern an den Machern dieses vollkommen verkorksten Streifens.

Wo das Buch aufklärt, verschleiert der Film. Er tut, was Suters Roman anprangert, nämlich: Er kehrt die Affäre, Liaison ausschlaggebender Länder, unter den Teppich. Am Ende stellt er den Menschen als machtlos hin, Fähnchen im Wind seiner Gesellschaft. Die Vorlage spricht da eine andere, etwas differenziertere Sprache.

Einziger Lichtblick eines ansonsten nachtschwarzen, zum Brechen reizenden Verfilmungsversuches ist Hanspeter Müller-Drossaart als Dalmann. Ihm sieht man einfach gerne zu. Den Schurken weiß er ordinär in Szene zu setzen. Er gefällt.

So gesehen: der Böse: gut; Der Koch: für die Tonne.

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