Seit seiner Erstveröffentlichung 1985 gilt es als unmöglich, Alan Moores legendäres Graphic Novel Watchmen direkt zu verfilmen. Dieser Schwierigkeit sind sich die Verantwortlichen immer bewusst. Vielleicht wurde deshalb beim ersten Versuch einer Umsetzung unter Terry Gilliam die Adaption gleich komplett verworfen und die Geschichte stattdessen in einen Meta-Plot umgewandelt . Bei Zack Snyders Watchmen - Die Wächter wurden zwar viele Bilder aus des Comics 1 zu 1 übernommen, aber selbst da erfolgten Anpassungen am zentralen Konflikt. Diese finden sich auch in der neuen Serie Watchmen von Damon Lindelof (The Leftovers), wofür sich der Autor und Showrunner bereits präventiv entschuldigte.
"Aus der Tiefe meines kalten, verstohlenen Herzens."
In einem fünfseitigen Aufsatz, den Lindelof auf Instagram postete, ging der Autor ausführlich auf seine persönliche Bindung zu Watchmen ein und auf die Schwierigkeiten, die die Adaption in eine Serie bereiten wird. Die größte Schwierigkeit sei, dass jede Adaption sich wie ein Sakrileg anfühle, weigert sich Alan Moore doch selbst, jede Umsetzung seines Werks anzuerkennen (die Möglichkeit, sie zu verhindern, hat er aus rechtlichen Gründen nicht). Deswegen wird auch hier ein anderer Weg als die direkte Umsetzung genommen:
Wir haben kein Verlangen, [Watchmen] zu adaptieren. Diese zwölf Hefte sind heiliger Boden und sie werden nicht erneuert, nachgemacht, reproduziert oder rebootet. Sie werden remixed. Denn der Beat dieser bekannten Tracks ist zu gut, ihn nicht zu samplen.
Lindelof führt seine christlichen Vergleiche weiter aus und stellt die beiden Versionen dem Neuen und Alten Testament gegenüber. Wenn auch eher indirekt:
Aber wir drehen auch keine Fortsetzung. Die Geschichte bleibt in der Welt, die ihre Schöpfer so mühsam bauten. Aber in der Tradition der Arbeit, die sie inspirierte, muss die neue Geschichte ein Original sein. [...] Sie muss zeitgemäß sein.
Das Alte Testament war an die 80er gebunden mit Reagan und Thatcher und Gorbatschow. Unseres muss der Frequenz von Trump, May und Putin entsprechen [...]. Manche der Figuren werden unbekannt sein. Neue Gesichter. Neue Masken, mit denen sie sich bedecken. [...] Das Risiko ist notwendig. Ich brauche das Gefühl in meinem Magen, bevor ich in ein unbekanntes Wasser springe. Sollte mein Körper den Aufprall nicht überstehen, war mein Abgang wenigstens unter Glanz und Gloria.
Ein Update also. Ein Remix, der das Grundprinzip beibehält und zeitgemäß gestaltet. Natürlich bietet die Anpassung auf die Neuzeit unzählige Möglichkeiten, wie sie ganz furchtbar schiefgehen könnte: Allein der Zusatz neuer Charaktere und die Einarbeitung eines Donald Trump wirken wie ein dicht besetztes Minenfeld. Aber vielleicht bietet sich gerade Watchmen als Plattform dafür an, einen neuen Zeitgeist einzufangen. Watchmen ist ein Sonderfall, denn es gibt hier nicht wie bei den meisten Marvel- oder DC-Figuren Jahrzehnte an Neuinterpretationen, die zum Gesamtbild beitragen. Alles läuft immer auf diese eine Reihe aus den 80ern hinaus, die während des Kalten Krieges Superhelden für immer verändert. Sie aus dem Jahrzehnt in unseres zu tragen, wird eine Herausforderung.
An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von Instagram, der den Artikel ergänzt. Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Instagram Inhalte zulassenMehr dazu in unserer Datenschutzerklärung
Was haltet ihr von Damon Lindelofs angekündigten Änderungen an Watchmen?