Tatort: Die Wiederkehr - Gute Schauspieler immerhin

15.03.2015 - 20:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Tatort: Die Wiederkehr
Radio Bremen/ARD
Tatort: Die Wiederkehr
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Circa drei verschiedene Filme stecken in Tatort: Die Wiederkehr und das klingt genauso schwerfällig, wie es ist.

Die Schauspieler sind große Klasse in Tatort: Die Wiederkehr, die Schauspieler jedenfalls, die von Polizei-Ausweisen die Finger lassen. Von den drei Spielfilmen, welche die Autoren Matthias Tuchmann und Stefanie Veith in den Plot dieses Bremer Tatorts gezwängt haben, bieten zwei ihrem Personal die perfekte Gelegenheit, die eigene Vita mit einer ansehnlichen Arbeitsprobe zu versehen, und die Auserkorenen nutzen sie. Als Ganzes gesehen ist Tatort: Die Wiederkehr eine Sammlung von durchaus intensiven Einzelmomenten, ironischerweise geprägt vom fehlenden Vertrauen in ebendiese erzählerische Reduktion. Es ist eben nie ein gutes Zeichen, wenn von allen Handlungssträngen jener der Kommissarin am überflüssigsten wirkt.

Die fragliche Kommissarin muss nämlich erstmal einstecken. 2005 suchten Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) nach einem vermissten Kind. Der Vater war im Verdacht, nahm sich das Leben, das Kind wurde nicht gefunden. Zehn Jahre später taucht Fiona (Swantje Kohlhof) auf der Türschwelle ihres Elternhauses auf, offenbar schwer traumatisiert. Plötzlich steht Lürsen im verbalen Kreuzfeuer, nicht nur der Mutter, die ihr die Schuld am Tod des Ehemannes gibt. Aber die Polizistin will sich so leicht mit dem Happy End der Familie Althoff nicht abgeben.

Dabei böte letztere genug Stoff für eine mehrstündige Therapiesitzung in Filmform und das ganz ohne die Heimkehr der verlorenen Tochter. Vater Althoff trank zu viel, Tochter Kathrin drängt es in die Fremde, ihr Bruder Jan kämpft mit einer Essstörung und Mutter Silke, ja, was ist eigentlich mit dieser Mutter los? Gabriela Maria Schmeide zieht in ihrem Auftritt alle emotionalen Register, gibt wütende Furie, glückliche Mama, kalte Verschwörerin und zutiefst verstörtes Opfer im Abstand von wenigen Minuten, das glaubwürdig und vor allem in sich stimmiger, als es dem Rest des Films gelingt.

Handlungsstrang Nummer 2 rund um Fiona profitiert wiederum von Gro Swantje Kohlhof, die den Wallungen Schmeides eine Undurchdringlichkeit entgegensetzt, die sie in der ersten Hälfte zur Projektionsfläche für Publikum und Filmemacher machen. Da bleibt die Kamera schon mal an ihrem pinken Haarschopf hängen, als gäbe es kein weiter oder als schrecke sie vor den grausamen Details der letzten zehn Jahre zurück. Nur lassen sich schon hier Zersetzungserscheinungen ausmachen, die der Bösewicht des Tatorts regelrecht nach außen trägt: In der fettigen Matte und dem schwarzem Ledermantel erschöpft sich die ziemlich facettenlose Darstellung von Fionas Verfolger. Dabei hat sich hinsichtlich der Vielfalt der Kostüm-Charakterisierung so viel bewegt in den letzten 16 Jahren!

Dann ist da Lürsen selbst. Ihr wird vorgeworfen, einen Mann im Verhör in den Tod getrieben, ein Mädchen im Stich gelassen zu haben, was Darstellerin Sabine Postel allenfalls mit einem irritierten Stirnrunzeln quittiert. Warum sollte sie auch mehr investieren in diesen Tatort, dessen Drehbuch seelische Qualen - Schuld, Wut, Trauer - in abwegige Handlungswendungen zwängt, um sie dem Krimi-Ablauf gefügig zu machen? Paradebeispiel 1 bleibt Lürsens eigene Geschichte innerhalb der Geschichte. Dermaßen bemüht ist diese, dass die Tatort-Heldin den Tatort auch als Heldin beendet, also mit aller Autorenmacht so lange in Form gebogen, bis von einer authentischen Gefühlswelt nichts mehr bleibt.

Zitat des Sonntags: "Es ist einfacher wütend zu sein als traurig."

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