Das Filmfest München gibt es seit 1983, seit 1989 wird der Förderpreis Deutscher Film verliehen und so etwas gab es noch nie: Die Jury unter der Leitung der Oscar-Gewinnerin Caroline Link hat alle Filme gesichtet, die Qualität als nicht besonders gut eingeschätzt und keinen Förderpreis in der Gattung “Regie” und “Drehbuch” vergeben. Es habe keine Einigung innerhalb der Jury gegeben, zu der auch noch Schauspieler Maximilian Brückner und Produzent Uli Aselmann gehörten. Ein anderes Argument war, dass die Liste der vornominierten Filme nicht repräsentativ für den aktuellen deutschen Nachwuchsfilm gewesen sei.
Wow … das muss sich erst einmal eine Jury trauen, denn in der Regel werden, wenn keiner eine Mehrheit hat, meistens einfach zwei Preise vergeben. Natürlich waren die Nominierten sauer, dass nun keiner das Preisgeld bekommt und die Preisstifter (HypoVereinsbank, die Bavaria Film und der Bayerische Rundfunk) guckten ebenfalls dumm aus der Wäsche. Sie hatten die Liste den Jurymitgliedern vorgelegt, die unabänderlich ist wegen den Vorgaben des Festivals. Produzent Uli Aselmann brachte es auf den Punkt: “In den vergangenen Jahren sind Filme ausgezeichnet worden, die danach nie irgendwo gezeigt wurden, weil sie nicht gut genug waren. In diesem Jahr wollten wir ein Zeichen setzen.” Das hat der Mann nicht ganz unrecht. Wer kennt den Preisträger Beste Regie vom letzten Jahr? Der Film heißt Morscholz, ist von Timo Müller und bis dato nicht in die Kinos gekommen.
In einem Zeit-Artikel von Moritz Holfelder wird Jurorin Caroline Link wie folgt zitiert: “Wir haben händeringend nach einem Film gesucht, der eine Geschichte erzählt, der in irgendeiner Weise relevant ist – von einer politischen oder gesellschaftlichen Bedeutung wage ich schon gar nicht mehr zu reden. Aber da war nichts, was uns berührt oder interessiert hätte. Man fragt sich dann schon, woran das liegt. Gab es in diesem Jahr nicht mehr spannendes, junges Kino? Wollen die entsprechenden Filmemacher nicht nach München, wollen sie woanders hin? Oder sieht das Filmfest München nicht die richtigen Filme, wählt also die falschen aus? Im Moment sind wir alle noch auf der Suche.”
Berliner Medien kommentierten die Sache natürlich süffisant. Für Anke Westphal von der Berliner Zeitung ist es nun endlich mit der Gemütlichkeit in München vorbei, nachdem schon gestern Bernd Eichinger feststellte, dass Hollywood einen großen Bogen um den bayrischen Filmstandort macht. “Natürlich ist es ein Skandal, dass Sponsoren das Programm eines Kunstfests in solchem Maße bestimmen dürfen, dass sie in sein inhaltliches und ästhetisches Profil eingreifen. Auch eine Vorauswahl gehört in die Hände einer unabhängigen Kommission.”
In der Regel wird der Förderpreis Deutscher Film wird für Schauspiel (weiblich und männlich), Drehbuch, Produktion und Regie vergeben. Das Preisgeld beträgt insgesamt 60.000 Euro. Damit die nicht vergebenen Preissumme dennoch dem filmischen Nachwuchs zu Gute kommen, werden die verbleibenden 30 000 Euro an die Hochschule für Fernsehen und Film München übergeben. Auch hier bleiben die Münchner unter sich, denn das Preisgeld hätte auch geteilt an alle deutschen Filmhochschulen gehen können.