Neldel: Die Rebellin auf Sparflamme im ZDF

06.01.2009 - 08:19 Uhr
Rebellion auf Sparflamme
ZDF
Rebellion auf Sparflamme
ZDF-Event Mehrteiler Die Rebellin bringt gedehntes Bauerntheater mit Alexandra Neldel. Piefigkeit im XXL-Format.

Die 1950er Jahre sind vielen ein Graus und doch hat sich in dieser Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg viel getan, in Sachen gesellschaftliche und technische Entwicklung. Das dachte sich auch das ZDF und erzählt mit Die Rebellin nun eine Geschichte aus der Zeit, die von Schicksalsschlägen und Aufbruchstimmung gekennzeichnet ist. Gestern abend. lief der erste Teil des dreiteiligen Epos.

Geschildert wird das Leben von Lena Berkow (Alexandra Neldel), die schon als Kind vom Fernseh-Empfänger fasziniert ist, an dem ihr Vater Gustav Berkow (Dominique Horwitz) während des Zweiten Weltkriegs arbeitet. Als dieser auf der Flucht stirbt, hinterlässt er ihr seine Notizen … und sie verspricht ihm: “Ich schaff’ das, Papa.” Im Nachkriegsdeutschland will sie ihren Traum verwirklichen und Fernsehgeräte bauen. Sie übernimmt Verantwortung, erlebt Schicksalsschläge, Enttäuschungen, schmerzliche Verluste, aber auch die große Liebe, triumphale Erfolge und einen sensationellen Aufstieg. Als Frau setzt sie sich erfolgreich in der von Männern dominierten Welt der Technik durch.

Nostalgische Langeweile

“Die Dialoge sind nicht hölzern, sondern schon bleiern”, urteilt “Meine Filmwelt”-Kritiker Oliver Lysiak (Batzman). "Zwar wird mit putziger Ausstattung versucht Zeitkolorit zu simulieren, doch die uninspirierte Kamera und Inszenierung macht aus dem Event-Film ein behäbiges Bauerntheater in TV-Optik. Alles wirkt wie frisch aus dem Museum, sauber und unbelebt. Selbst die penetrant in die Kamera gehaltenen “alten Zeitungen” wirken wie frisch aus dem Laserdrucker. Auf solche Details konzentriert sich ein Zuschauer aber nur, wenn die Story nicht wirklich fesselt. Und da liegt das wirkliche Problem: Die Rebellin kommt nicht in die Puschen.

Verlebt in Berlin – Die 50er Jahre.

Eine Geschichte, die vielleicht mit viel gutem Willen einen Spielfilm gefüllt hätte, wird hier mit aller Gewalt auf drei Teile gedehnt. Dabei ist schon von Beginn an klar, wohin der Hase läuft. Dass die Neldel sich nicht mit ihrem tumben Dorfromeo zufrieden geben wird, ist nach den ersten Minuten sicher, genauso wie der Subplot um die gestohlenen TV-Patente ihres Vaters. Die Schauspieler stehen in artig drapierten 50er Jahre-Kostümen herum und wirken dabei genauso hölzern wie die Kulissen, wenn sie Sätze aufsagen, die man ansonsten eher bei Rosamunde Pilcher vermuten würde. “Du bist ein Flüchtlingskind und er ist Kapitalist, sowas klappt doch nur im Märchen”, darf die Freundin verkünden. Und Neldels Figur sagt am Ende des ersten Teils, als sie die Schaltpläne ihres Vaters findet, brav: “Das sind die Pläne meines Vaters!”.

So inszenieren und texten die Macher konsequent für den dümmsten gemeinsamen Zuschauer, dem man auch Offensichtliches dreimal sagen muss, ganz so, wie er es aus den Daily-Soaps gewohnt ist.

Alles ist Klischee, der böse Kapitalist, die wackere Kommunistin mit dem unerzogenen Sohn, die “rotzfreche Jöre von Schwester” die einen Schlager nach dem anderen singt und natürlich die wichtigen historischen Ereignisse, die mit dem Holzhammer in die Story eingefügt werden. Die Fortsetzungen der Schmonzette, die nach der obligatorischen Sexszene am See in einem Knalleffekt endete, kann man sich getrost schenken, wenn man nicht eine ausgewiesene Vorliebe für schlicht bebilderte Lore-Romane hat."

Morgen abend wird der zweite Teil des Dreiteilers Die Rebellin ausgestrahlt. Was meint Ihr? Top oder Flop zum Jahresbeginn beim ZDF?

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