In unserer Rubrik Kommentar der Woche möchten wir eure geistig-textuellen Ergüsse, also eure Kommentare, feiern. Die Voraussetzungen dafür können beinahe alle Kommentare (egal ob für Filme, Serien, Personen, News) erfüllen, ob nun schön, persönlich, kurz, lustig, bizarr, alt, nachdenklich, lang, originell, treffend, gehaltvoll, neu, dadaistisch, blutrot oder ihr habt uns einfach nur ausreichend mit Pferdeköpfen, ähem…, bestochen. Ihr könnt mich per Nachricht gerne gelegentlich auf einen Kommentar, der euch besonders gut gefallen hat bzw. euren absoluten Lieblingskommentar auf moviepilot, hinweisen – aktuell fahnde ich z.B. weiterhin besonders nach tollen Personen- und Serien- oder Staffelkommentaren. Wir können euch keine Versprechungen machen, dass wir den Vorschlag auch auswählen, aber inspirieren lassen wir uns gerne.
Der Kommentar der Woche
Heute verstecken wir uns verängstigt mit Raccoon hinter dem Sofa, den Finger zuckend auf dem Abschaltknopf der Fernbedienung, da sie in ihrem Kommentar zum Kinderschreck Unten am Fluß, diesen auch als Erwachsene nicht zu Ende schauen konnte:
Ich habe wirklich lange überlegt, ob und wie ich diesen Film bewerten soll. Ich weiß, dass Watership Down große Botschaften übermittelt über das Verhältnis vom Mensch zur Natur, totalitäre Systeme , Freundschaft, Mut und Zusammenhalt. Doch diese Aspekte konnte ich nie richtig nicht genießen. Denn nichts hat mich in meiner Kindheit (bis heute?) so sehr verstört, verängstigt und aufgewühlt wie dieser Film. Monatelang hatte ich Albträume von herumfliegenden schwarzen Kaninchen, die mich holen wollten und auch die brutalen und blutigen Kampfszenen gingen mir nicht aus dem Kopf. Das ging soweit, dass ich ein Unbehagen gegenüber Hasen entwickelte und selbst, wenn der Song “Bright Eyes” ertönte, immer den Radiosender wechseln musste. Jahrelang wollte und konnte ich mir den Film nicht ansehen.
Doch eines Tages schenkte mir ein waschechter Komiker diesen Film zu Weihnachten und ich musste mich wieder damit auseinander setzen. Dass ich mich beim Auspacken des Geschenks furchtbar erschrak und die DVD auf den Boden warf, fand er nur um so witziger. Zwei Jahre stand der Film unangetastet in meinem Regal, bis ich den Mut fand mich meinem Kindheitstrauma zu stellen. Acht Freunde und ein bis zwei Bierchen sollten mir das Wiedersehen mit Hazel und Co. erleichtern.
Die DVD ist im Player, nun gibt es kein Zurück mehr. Die ersten Minuten laufen, bis jetzt ist es doch gar nicht so schlimm, oder? Ist ja eigentlich auch ganz hübsch gezeichnet. Oh da ist ja die Hasenbande. Sind doch ganz niedlich die Tierchens, ja, und auch ein wenig unheimlich. Ja unheimlich trifft es. Wieso hat der eine so furchtbare Halluzinationen? Das Feld blutet einfach?! Aber bis jetzt hälst du dich gut, Jana. Es fällt fast gar nicht auf, dass du bei den schlimmen Szenen wegschaust. Und immerhin war der böse General ja noch nicht….oh oh da ist er. Oh Gott wie kann man Kaninchen denn nur so zeichnen?! Sie kämpfen noch nicht mal und ich vergrabe jetzt schon die halbe Zeit meinen Kopf im Kissen. Aber selbst das reicht nicht aus, um dieses grauenvolle Gefühl zu beseitigen, denn der unheilvolle Soundtrack übertönt alles.
Nur noch ein paar Minuten habe ich es ausgehalten, bevor ich aus dem Wohnzimmer verschwand und mich für den restlichen Abend in der Küche einquartierte. Nach über 15 Jahren hatte ich immer noch nicht die Kraft, den Film von vorne bis hinten ohne größere Schwierigkeiten anzuschauen. Selbst in einer größeren Gruppe löste er in mir dasselbe Gefühl wie damals aus und schaffte es mich wieder in ein unsicheres, ängstliches Kind zu verwandeln. Die nächste Sichtung erfolgt frühestens wieder in 15 weiteren Jahren, wenn überhaupt. Hat jemand zufällig Interesse an der DVD?
Den Kommentar findet ihr übrigens hier