Knarre, Sex und Koks heute spät im ZDF

08.04.2009 - 10:20 Uhr
Klaus Lemke
ZDF / Paulo Da Silva
Klaus Lemke
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Klaus Lemke verzichtet auf Filmförderung und ist Deutschlands unangepasster Regisseur.

Klaus Lemke ist einer, der sich nicht rein reden lassen will. Fernseh-Redakteure, die ihm vorschreiben, dass der Film genau 90 Minuten lang sein soll, mag er gar nicht. Und wenn auch noch inhaltlich die Zensurschere einsetzen soll, weil der Film nicht auf das deutschen Fernsehpublikum zugeschnitten ist, verzichtet er auf solche weisen Hinweise … und damit auf die Filmförderung. Das macht Klaus Lemke schon seit den 1970er Jahren und deshalb ist der Deutschlands Nr. 1 unter jenen Regisseuren, die selbständig und unangepasst ihrer Leidenschaft nachgehen, Filme zu machen. Low-Budget heißt sein Zauberwort und bisher hat es gut für ihn funktioniert.

Heute Abend zeigt das ZDF einer seiner Filme. Dancing with Devils. Erzählt wird von Saralisa, die in den letzten Jahre im Knast gesessen hat, wegen übermäßigem Drogenkonsum und für den Tod ihres Freundes. Jetzt öffnen sich die Tore des Frauengefängnisses Hamburg-Ochsenzoll für die junge Frau, und sie weiß: Es ist beides vorüber – aber noch längst nicht zu Ende. Denn Nina wartet auf sie, die den Tod ihres Bruders rächen will. Schießen kann sie aber nicht, ebenso wenig wie Rodion, der ihr die Pistole besorgt hat. Als er Saralisa begegnet, ist es um ihn geschehen.

Peter Luley von der Süddeutschen Zeitung sah die üblichen Lemke-Zutaten: Knarre, Sex und Koks. Wuchtig findet der Kritiker den Film. “Weil dabei alle – vage verrätselt – sie selber sind und weil der in München lebende Lemke Herz und Blick für die Halbwelt im Bermuda-Dreieck zwischen St. Pauli, Sternschanze und Altona hat, fühlt sich die Doku-Fiction echt an und fesselt.” Peter Unfried in der taz empfiehlt für den Film bereit zu sein. “Da ist alles drin, was Lemke (in der Gesellschaft) ausmacht: Sex, Gewalt, Pistole, ein Mädchen, noch ein Mädchen, Verzweiflung, Sehnsucht nach Leben. Und der Verzicht auf die Beantwortung der Frage: Was soll das? Keiner weiß, warum jemand irgendwas macht. Aber es geschieht.”

Dagegen sind die Kritiker von quotenmeter so gar nicht begeistert. "Schlimmer noch als die, nun ja, fehlende Dramaturgie, ist die maßlose Unbeholfenheit in den Bereichen Kameraführung, Lichtsetzung und Organisation. “Dancing with Devils” hat den Look eines schlechten Studentenfilms, den Erstsemester an einer Filmhochschule eine Woche vor Abgabetermin mit Müh und Not zusammengekleistert haben. Kein Fade ist stimmig, kein Close-Up da, wo er sein müsste. Insgesamt ist dieser Film ein Paradebeispiel dafür, dass Engagement nie und nimmer Kompetenz ersetzt und ein avantgardistischer oder dadaistischer Film erst recht einer Aussage bedarf, selbst wenn diese auch auf scheinbare Widersprüche wie “Sinn ist Unsinn.” hinausläuft."

Heute Abend um 23.45 könnt ihr den Film im Zweiten sehen.

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