Zack and Miri make a Porno ist sicher kein Film, der bei wertkonservativen und prüden Zuschauern auf viel Begeisterung treffen wird. Aber das gilt ja für recht viele Werke des ebenso verehrten wie verhassten Selfmade Regisseurs Kevin Smith.
Ob er in Dogma christliche Organisationen gegen sich aufbrachte oder durch Jay and Silent Bob strike back die schwulen Medienwächter von GLAAD provozierte, Smith nimmt sowohl privat als auch in seinen Filmen kein Blatt vor den Mund. Wobei nähere Betrachtung seiner Werke oftmals offenbart, wie haltlos die Kritik der Empörungsbeauftragten ist. Weder ist Dogma glaubensfeindlich, noch sind Jay & Silent Bob homophob.
Was Smith gerne macht ist provozieren. Sein loses Mundwerk und seine Vorliebe für drastische Scherze, oft knapp hinter der Grenze des vermeintlich guten Geschmacks, sind legendär. Wer je das Vergnügen hatte seine Live-Shows zu sehen, die unter den programmatischen Namen An evening with Kevin Smith und Evening Harder auch auf DVD erhältlich sind, der weiß wie derbe, witzig und überraschend smart Smith erzählen kann. Ob er Prince als durchgeknallten Esoteriker beschreibt, seine Mitarbeit am Supermanfilm rekapituliert (“Fucking Giant Spiders!”), gepflegt über Kollege Tim Burton ablästert oder peinliche Sexunfälle aus dem Privatleben zum Besten gibt: Langweilig ist Smith nie.
Sein neuester Film hat sich genau wegen seiner typischen Derbheiten einmal mehr eine harte Bewertung der US-Filmbewertungsstelle, der MPAA eingefangen. Völlig humorlos verpassten die Sittenwächter Zack and Miri make a porno ein NC-17-Rating. Eine Einstufung die für Filme mit absolutem Jugendverbot, die keine reinen Pornofilme sind, reserviert ist.
In der Branche gilt NC-17 als absolutes Kassengift. In einer Zeit, in der selbst Horrorfilme gerne für ein kommerzielleres PG-13 (frei ab 13) zusammengekürzt werden und schon ein R (unter 17jr nur in Begleitung Erwachsener) als im Kino schwer vermarktbar gilt, bedeutet ein NC-17-Rating meist den frühen Ruin eines Films.
Smith hat schon Erfahrungen mit der MPAA, wobei es das erste Mal sein dürfte, dass tatsächlich sexuelle Darstellungen zu einer harten Freigabe führen. Bislang erhielten seine Werke eher aufgrund der deutlichen Dialoge das Prädikat “jugendgefährend”. Auch sein Debütfilm Clerks, in dem keine einzige Sex- oder Gewaltszene vorkommt, wurde damals als NC-17 eingestuft und erst nach erneuter Vorlage auf ein R-Rating herabgestuft. Sogar die harmlos-nette Liebeskomödie Jersey Girl, die ein PG-13 avisierte, wurde mit einem R abgestraft. Man kann getrost vermuten, dass die Juroren der MPAA nicht grade zu Smith größten Fans zählen. In Deutschland ist Clerks frei ab 12 und Jersey Girl sogar ohne Altersbeschränkung freigegeben.
Hierzulande dürfte wohl auch Zack und Miri… wohl kaum mehr als ein FSK16 zu befürchten haben, doch über dem großen Teich musste Smith jetzt sogar für ein R-Rating kämpfen. Nachdem die Entscheider der MPAA selbst nach der Kürzung einiger Sexszenen immer noch auf dem NC-17-Rating bestanden, legte Smith offiziell Beschwerde ein und ließ den Film nochmal von einer übergeordneten Stelle prüfen. Mit Erfolg!
Nach erneuter Ansicht kam die Schiedsstelle der MPAA zu der Ansicht, dass die Sexszenen, wie von Smith angeführt, größtenteils komischer Natur seien und der Film auf ein R-Rating heruntergestuft werden könne.
Ein ganz schöner Krampf und leider kein Einzelfall. Man sollte nicht vergessen: Die MPAA bestand schließlich auch darauf, die Puppen-Sex-Szene in Team America deutlich zusammenzukürzen.
Deutschland, du hast es besser.
Zumindest, solange es nicht um Horrorfilme geht.
Denn da reagieren die deutschen Stellen mindestens ebenso humorbefreit wie die MPAA.
Und hier ein Clip von der ComicCon mit einem ersten längeren Ausschnitt aus Zack and Miri make a porn, das ganze eingeleitet von einer Antiraubkopier-Message im typischen Smith-Style. Enjoy.