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Kawumm

03.01.2020 - 08:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Der Todesstern explodiert
20th Century Fox
Der Todesstern explodiert
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Ein paar Tage nach Silvester ist das Knallen der Böller in meinen Ohren mittlerweile nahezu verhallt. Trotzdem ist die Lust auf Explosives nach wie vor ungebrochen, was eine nähere Betrachtung von filmischen Feuerwerken erforderlich macht. Auch diese zaubern ein zufriedenes Lächeln auf die Gesichter der geneigten Zuseher und setzen oftmals einen gelungenen Schlussakkord hinter so manche Action- und Suspence-Produktion.

„Badabumm“ – „Ja, mächtiger Badabumm“. Nun ja, so berauschend war der Knall ja nicht, als Milla Jovovich in „Das fünfte Element“ in Bruce Willis´ Taxi gekracht kam. Da war seine ungehaltene Reaktion auf die entbehrliche Information des Bordcomputers („Sie hatten soeben einen Unfall“) schon deutlich unterhaltsamer („Ja, das weiß ich selbst, Du Blechtrottel“), als er krampfhaft versuchte, den Absturz des Flugtaxis zu verhindern.

Doch was waren die tatsächlich mächtigsten und schönsten Badabumms der Filmgeschichte? Hier eine kleine Aufstellung zu gefälligen Ergänzung:

Die für viele wohl beeindruckendste und größte Explosion war jene des Todessterns in „Star Wars“. Schon allein die Entstehungsgeschichte war von George Lucas bestens inszeniert. Luke Skywalker schießt den Torpedo in den Schacht und entfernt sich mit vollem Schub vom Todesstern. Jeder im Kino zieht den Kopf ein und verengt die Augen zu Schlitzen, denn man weiß: gleich knallts. Und man wird nicht enttäuscht, es folgt eine Mega-Explosion der Extraklasse. Selbst wenn man weiß, dass für diesen Kawumm tief in die filmische Trickkiste gegriffen wurde, zieht man seinen imaginären Hut vor einer der artigen Sprengkraft.

Und doch gibt es eine Detonation, die meiner bescheidenen Ansicht nach noch beeindruckender ist als jene von Lucas. Im Film „Explosiv - Blown Away“, in dem Jeff Bridges Mitte der neunziger Jahre einen verrückten Bombenbauer (gespielt von Tommy Lee Jones) jagt, setzt Regisseur Stephen Hopkins mit der Sprengung eines schrottreifen Frachtschiffes einen gewaltigen Schlusspunkt. Beeindruckend schon allein daher, weil es ohne Netz und doppelten Boden gefilmt wurde. Man hatte nur eine einzige Chance für die Aufnahme, die musste sitzen. – Und sie saß. Neben einer gewaltigen Sprengkraft wurden auch schöne Farbeffekte geboten, die Feuerkugel bot neben kräftigen Gelb- und Rottönen auch bläuliche und grünliche Farben – ein Augenschmaus zum immer wieder Genießen. Die Detonation war derart gewaltig, dass in den umliegenden Gebäuden einige Glasflächen zu Bruch gingen – die Anwohner dürften mit dem Kawumm daher deutlich weniger Freude gehabt haben als wir beim Filmschauen.

Aber auch in früheren Serien gab es so manche schöne Pyrotechnik zu bewundern. Manch einer erinnert sich vielleicht an die SciFi-Serie „UFO“ aus den frühen siebziger Jahren. Da musste eine fiktive und geheime Organisation gegen außerirdische Invasoren kämpfen und das führte zu so mancher (nach heutigen Gesichtspunkten eher lahm geführten) Luftschlacht. Man blieb aber zumeist siegreich und das Ufo detonierte mit einem schönen Feuerball. Es war in der ersten und einzigen Staffel ja immer ein- und dieselbe Explosion, die man vorgesetzt bekam (und ich glaube, sie war auch in der Signation zu sehen), doch die hatte sehr schöne Farbeffekte und das nicht nur aus dem Blickwinkel der damaligen Zeit betrachtet.

Aber auch noch viel früher wusste man mit Sprengstoff im Film gut umzugehen. Im Tierhorror-Klassiker „Tarantula“, in dem die titelgebende Riesenspinne letztendlich mit Napalm-Bomben unschädlich gemacht wurde, wuchs sich dies zu einer gewaltigen Detonation aus, die – obwohl noch in altmodischem Schwarz/Weiß gehalten – doch zu beeindrucken im Stande war. Davor gab es noch eine Dynamit-Explosion auf der Landstraße, die zwar nicht so gewaltig war, doch allein durch den darauffolgenden Effekt gefallen konnte, als sich die Spinne, die die Explosion unbeschadet überstanden hatte, langsam aus dem Dunst des Kawumms schälte.

Einen ebenfalls schon allein wegen des Ausmaßes feinen Kawumm gab es im Film „Tremors 2 – die Rückkehr der Raketenwürmer“ von 1996 zu bestaunen. Auch wenn hier offenbar mit einem Trick gearbeitet wurde (die Hütte und die umgebende Landschaft wurden als Modell in klein nachgebaut, die Explosion mit einer Hochgeschwindigkeits-Kamera gefilmt und dann langsamer abgespielt) so verdient das Ergebnis Applaus, setzt es doch einen herrlichen Schlusspunkt hinter eine ansonsten eher schwächelnde Produktion.

Beeindruckend fand ich auch die Explosion in „Butch Cassidy und Sundance Kid“ mit Paul Newman und Robert Redford Ende der sechziger Jahre. Die Explosion selbst ist weder sonderlich groß noch vom Farbenspiel her schön, es ist die filmische Umsetzung, die einen nach Luft schnappen lässt. In der Szene wollen Butch und Sundance einen in einem Zuganhänger befindlichen Tresor aufsprengen und verschätzen sich mit der Menge des Sprengstoffes. Die Explosion reißt den Waggon komplett auseinander und schleudert die Trümmer mitten durch die umherstehende Menschengruppe. Man sieht Holz- und Metallteile nur Zentimeter an den Protagonisten vorbeifliegen, was in der von unten postierten Kameraeinstellung dann auch sehr gefährlich und sogar ein wenig halsbrecherisch aussieht. Ob die das wirklich so wollten?

Zum Abschluss habe ich noch eine traurige Detonation auf Lager, die aus einem tatsächlichen Unfall am Set resultiert: Bei den Dreharbeiten zu „Unheimliche Schattenlichter“ stürzte ein tief fliegender Hubschrauber durch ein auf dem Boden gezündetes Effektdynamit-Set ab, wodurch drei Darsteller, unter ihnen der bekannte Vic Morrow, den Tod fanden. Aus Respekt vor dem Verstorbenen wurde die Szene in dem Film nicht verwendet und verschwand in den Archiven der Filmgesellschaft. Eine für mich absolut nachvollziehbare Entscheidung.

Doch zurück zu den gewollten und geplanten Kawumms. Da gibt es sicherlich noch viele andere tolle und schön anzusehende Effekte, die einer Erwähnung bedürfen, mir im Moment aber nicht erinnerlich sind. Daher meine Frage und Bitte an die geneigte Leserschaft, diese Aufstellung entsprechend zu ergänzen.

Ich wünsche dabei viel Spaß und Eifer und bedanke mich für Euer Engagement im voraus. Gleichzeitig wünsche ich ein schönes und erfolgreiches Jahr 2020 und hebe mein metaphorisches Glas auf viele lesenswerte Kommentare und schöne Filmerlebnisse, die die Augen glänzend machen. Auf welche Weise das auch immer geschieht – muss ja nicht immer ein Kawumm sein, oder?

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